Anregungen für deinen Jahresrückblick

Jahresbilanz

Was spricht dafür, einen Jahresrückblick zu machen? Ich nenne dir in diesem Blogartikel drei gute Gründe. Außerdem beleuchte ich ein paar Schwierigkeiten, die bei dem Thema auftreten können und gebe dir hilfreiche Fragen an die Hand, die du für deine Jahresbilanz verwenden kannst.

Zu diesem Blogartikel gibt es auch eine Podcast-Episode (s.u.).

Jahresbilanz 2020 – Damit verbinden viele vor allem die “negativen” Erfahrungen, die das zu Ende gehende Jahr uns beschert haben. Die Dinge, auf die wir alle vermutlich gern verzichtet hätten.

Es kann sein, dass deshalb einige lieber auf eine Jahresbilanz verzichten, lieber nicht mehr nach hinten schauen, lieber nach vorn, in ein hoffentlich besseres 2021. Glaub mir, das kann ich total gut verstehen! Ich denke, wir haben alle dieses Jahr einige Erfahrungen gemacht, auf die wir auch liebend gern verzichtet hätten. Auch ich habe einen Moment gebraucht, um mich zu einem Jahresrückblick durchzuringen.

Und es gibt gute Gründe, immer eine Jahresbilanz zu machen:

1) Der menschliche Verstand neigt dazu, den Fokus auf Erfahrungen jeweils eingefärbt durch die jeweilige Stimmung zu setzen. D.h. ganz kurz zusammengefasst: Wenn ich in schlechter Stimmung bin, bewerte ich alles drumherum auch eher negativ. Und andersherum. Wenn du also mal einen “schlechten Tag” hast, werden dir durch diesen Fokus vermehrt die Ereignisse auffallen, die diesen Eindruck verstärken.

Es regnet.

Der Bus fährt dir vor der Nase weg.

Dir fällt etwas in der Küche runter.

Gleichzeitig nimmst du die Guten Dinge, die passieren, eher nicht so bewusst wahr.

Du hast – anders als sonst – einen Schirm dabei.

Jemand hält dir die Tür auf.

Das Essen ist super gelungen – vielleicht obwohl es ein neues Rezept war.

Genau dieser Effekt läuft aus meiner Sicht auch aktuell bei uns ab: Corona-Pandemie, zweiter Lockdown, der zeitliche Verlauf ist noch nicht absehbar… viele Menschen haben eine stark gedrückte Stimmung deswegen. Und diese Stimmung wirkt sich natürlich auf den Blick auf das gesamte letzte Jahr aus.

Aber du hast es in der Hand, denn du kannst bewusst steuern, worauf der Fokus deines Verstandes gerichtet sein soll. Deshalb würde ich dir empfehlen, dennoch oder auch gerade deshalb noch einen Blick auf das vergangene Jahr zu richten und dem Verstand dabei ganz klare Anweisung zu geben, worauf er den Fokus richten soll.

2) Wir neigen dazu, das, was gewesen ist, zu vergessen.

Das an sich ist nicht nur schlecht, denn dann vergessen wir auch die Dinge, die vielleicht nicht so gut waren. Aber gleichzeitig ist es dann schwierig, aus Ereignissen und dem Erfolg des eigenen Verhaltens zu lernen. Und genau dies ist ein sehr sinnvoller Ansatz für deinen Jahresrückblick: Was lerne ich aus dem vergangenen Jahr?

3) Ein Rückblick hilft uns dabei, das Alte abzuschließen und offen für das Neue zu werden.

Ich habe mich deshalb über Weihnachten bewusst abends ein wenig zurück gezogen und Rückschau gehalten.

Da ich (leider?) absolut nicht die Tagebuch-Schreiberin bin, habe ich mich mit meinem Kalender und meinem Handy hingesetzt und anhand der Termine und der Fotos rekonstruiert, was so alles los war.

Und zwar als Erstes über all das Positive, was ich im vergangenen Jahr erlebt habe. Die Dinge, die ich auf der “Gewinn-Seite” verbuche. Und das ist wirklich viel!

Auch wenn es beim vergangenen Jahr zuerst einmal “auf der Hand liegen würde”, an all das zu denken, was ich mir auch anders gewünscht hätte. Man muss dafür manchmal nur genau hinschauen und an den “lauten”, vordringlichen Events vorbei auch auf all die Dinge sehen, die eher leise, aber doch auch eindrucksvoll daher kommen. Ereignisse und Geschenke, die das Jahr 2020 auch im Gepäck hatte.

Und ich habe zu meiner eigenen Freude in jedem Monat mindestens drei Sachen gefunden, die ich toll fand und finde und für die ich dankbar bin. In einigen Monaten stehen sogar sieben positive Punkte auf meiner Liste. Und diese nehme ich als meine Ausbeute mit ins neue Jahr! Dinge, die gut gelaufen sind, über die ich mich freue, für die ich dankbar bin. Das hat mich mit dem alten Jahr ziemlich versöhnt.

Wenn du magst, setz dich doch auch einmal hin und werte das Jahr 2020 für dich aus. Hier sind ein paar Fragen, die du dir stellen kannst, um für deine Bilanz eine positive Grundlage zu schaffen:

Wofür bin ich dankbar?

Was ist Schönes passiert?

Was ist besser gelaufen, als ich gedacht hatte?

Was gewinnt aus dem heutigen Blickwinkel an Positivität?

Ein eigenes Beispiel für diese Frage ist die Geburtstagesfeier unserer Tochter im Januar 2020. Diese steht auch auf meiner “Positiv-Liste”, denn ich freue mich dass sie gut verlaufen ist und die Kinder viel Spaß hatten. Gleichzeitig war sie natürlich für uns Eltern anstrengend, denn die Organisation einer Party für relativ kleine Kinder ist auch immer viel Arbeit. Wenn ich dieses Event aus dem heutigen Blickwinkel betrachte, bin ich zusätzlich froh darüber, dass wir das Fest so ausgerichtet haben, denn im Januar 2021 wird sie auf jeden Fall nicht auf diese Weise stattfinden.

Anschließend kannst du dein Jahr weiter auswerten. Dabei schaust du natürlich nicht ausschließlich auf das, was gut gelaufen ist. Allerdings habe ich dazu noch einen Hinweis: Wähle gut aus, so dass du auch bei den Aspekten, die du dir anders gewünscht hättest, den Fokus auf das lenkst, was du selbst beeinflussen kannst. Über das zu klagen, was du selbst nicht ändern kannst und was höhere Gewalt war, kann zwar kurzfristig einen erleichternden Effekt haben, bringt dich aber auch gleichzeitig in eine “Opferhaltung” anstatt dich proaktiv lernen zu lassen, was du aus den vergangenen Erfahrungen für dich ziehen kannst. Der Lerneffekt fällt an der Stelle dann entsprechend geringer aus.

D.h. schau im Zweifel, was du aus deinem Verhalten in der schwierigen Situation lernen kannst und lass die Dinge, die gesamtgesellschaftlich oder global eben so waren, wie sie waren, als Beobachtungen stehen.

Was habe ich gelernt aus den Ereignissen des letzten Jahres?

Was möchte ich noch lernen? => Jahresplanung

Was fehlt mir noch? Wo hätte ich gern noch etwas dazu?

Wo habe ich mich verändert?

Was hat mich bgeprägt?

Was hat mich behindert?

Welche Ressourcen habe ich gefunden/ zur Verfügung gehabt, um damit umzugehen?

Welche neuen Fähigkeiten habe ich entwickelt, um damit umzugehen?

Welche Fähigkeiten fehlen mir noch? Welche möchte ich mir gern noch aneignen oder entwickeln? => Jahresplanung

Was hat mich weiter gebracht?

Womit hatte ich zu kämpfen?

Wie ich bin damit umgegangen?

Wer oder was hat mir geholfen, damit umzugehen und einen neuen Weg zu finden?

Was hat mich glücklich gemacht?

Welche Freude hatte ich?

Wofür bin ich dankbar?

Was hat mich in gute Stimmung versetzt?

Was war schwieriger, als ich gedacht habe?

Und wie bin ich damit umgegangen?

Welche Lösungen habe ich gefunden?!

Welche Lösungen suche ich noch in der Zukunft? => Jahresplanung

Was ging besser als erwatet?

Woran lag das? Welche Aspekte haben dies begünstigt?

Was hat dazu beigetragen, dass es besser lief?

Was kann ich daraus lernen, damit die Dinge in Zukunft weiterhin besser laufen, als ich das erwarte?

Worauf bin ich stolz?

Was hab ich richtig gut gemacht?

Was hab ich erreicht? Im Kleinen oder auch im Großen?

Und schließlich, wenn ich auf alle Antworten und auch auf meine Monatsbilanz schaue:

Was nehme ich aus dem vergangenen Jahr mit?

Was lass ich im vergangenen Jahr zurück?

Das waren einige meiner liebsten Fragen. Natürlich kannst du diese durch die Fragen ergänzen, die für dich am besten passen. Denn eine Rückschau, eine Bilanz, ist etwas sehr Persönliches. Die Fragen, die du dir stellst, müssen zu dir und zu zu deiner Persönlichkeit passen. Und auch zu deinem Jahr, zu dem, was dir wichtig ist und zu deinem Ziel für die Auswertung, dazu, was du persönlich daraus ziehen willst.

Fazit:

Es gibt gute Gründe, die für einen Jahresrückblick, eine Auswertung, sprechen und dafür, eine Bilanz zu ziehen.

Dabei tut es gut, zunächst einen positiven Blick auf das vergangene Jahr zu richten.

Und wenn du auf die Dinge schaust, die vielleicht anders gelaufen sind, als du es dir gewünscht hättest, macht es Sinn, den Fokus auf das zu richten, was du persönlich beeinflussen kannst.

Das Ziel dieser Auswertung ist eine Stärkung deiner Ressourcen, ein Lerneffekt und eine Versöhnung mit dem alten Jahr und nicht, dass du mit einem negativen Blick aus der Auswertung heraus gehst. Es geht vielmehr um eine Abrundung, einen guten Abschluss, damit du dann entscheiden kannst,…

…was nehm ich mit?

…was lass ich da?

…was lern ich daraus für meine Planung und mein Weitergehen in das neue Jahr?

Das ist jedenfalls meine Empfehlung an dich.

So eine Jahresbilanz kann durchaus ein paar Tage dauern. Und vielleicht schläfst du auch noch einmal drüber und ergänzt das eine oder andere, denn ein Jahr ist sehr reichhaltig und birgt viele Schätze und Lerngelegenheiten.

Ich wünsche dir gute Erkenntnisse und alles Gute und setze mich jetzt auch noch eine Runde an meine Jahresbilanz 2020.

Herzliche Grüße

Deine Catrin Grobbin

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