In meinen Veranstaltungen sind immer wieder Menschen begeistert davon, welche Wirkung es haben kann, die anstehenden Aufgaben zu notieren. Gleichzeitig können Listen auch überfordern oder nicht funktionieren. In diesem Artikel stelle ich dir deshalb 7 Varianten der To-Do-Liste vor. Mein Wunsch ist es, dass dich dieser Artikel inspiriert und dazu anregt, deine eigene Variante der To-Do-Liste auszuwählen oder zu entwickeln.
Wenn du lieber hörst, dann gibt es hier die Podcast-Episode:
In meinen Seminaren gegen das Aufschieben machen wir unter anderem natürlich auch immer Methoden, mit denen man sichtbar machen kann, was für Aufgaben gerade dran sind. Und ganz weit vorne sind natürlich die sogenannten To-Do-Listen. Dabei gibt es einerseits immer wieder TeilnehmerInnen, die noch nie eine To -Do-Liste gemacht haben und andererseit solche, die das zwar tun, aber dann mit einer endlosen To-Do-Liste dasitzen und frustriert sind, weil sie das nicht schaffen, was sie sich aufgeschrieben haben. Und irgendwo dazwischen oder auch am einen oder anderen Ende befindest du dich vermutlich. Und deshalb stelle ich dir jetzt sieben verschiedene Arten von To do Listen vor.
Meine Idee dazu ist, dass du dir dann wie immer raussucht, was genau zu dir passt und ausprobierst, welche Art dir hilft, mehr Übersicht über deine Aufgaben zu haben. Das Ziel ist, soviel zu planen, wie nötig ist, um ins Tun zu kommen und so wenig wie möglich, damit nach der Planung schnell das Tun im Vordergrund steht.
Variante 1 der To-Do-Liste: Die normale To-Do-Liste
Variante 1 ist die ganz normale To do Liste. Wenn du bisher noch nie so etwas gemacht hast, kannst du einfach einen Zettel nehmen und alles aufschreiben, was du aktuell zu tun hast. Das hat für viele den Vorteil, dass man einmal alles, was im Kopf ist, raus hat und einen guten Überblick hat über die Dinge, die zu tun sind. Das kann sehr entlastend sein. Das hat dann fast schon was von Brain Dumping, wozu ich ja schon eine Podcast-Episode (Nr. 024) veröffentlicht habe. Dann hat man die Dinge nicht mehr nur im Kopf, sondern auf dem Zettel.
Ein Nachteil, der klassischen To-Do-Liste ist, ist, dass es schnell zu viel werden kann, denn wir haben in der Regel ja eine Vielzahl von Aufgaben zu bewältigen. Da kann es schnell passieren, dass du den Überblick verlierst und frustriert bist, wenn du das Gefühl hast, du solltest das jetzt alles an einem Tag machen. Deshalb gibt’s in der Folge ein paar Abwandlungen, die dieses und andere Probleme beheben sollen.
Variante 2 der To-Do-Liste: Ivy-Lee-Methode
Die zweite Variante ist die Ivy-Lee-Methode oder man könnte sie auch Ivy-Lee-Liste nennen. Auch dazu gibt es schon einen Blogartikel. Deshalb halte ich das hier sehr kurz. Da geht es darum, dass man auf der To-Do-Liste für den nächsten Tag am Vorabend maximal 6 Aufgaben einplant. Ich sage immer dazu: 6 Aufgaben nur dann, wenn es nicht 6 große Aufgaben sind, sondern wenn mindestens einige kleine Aufgaben dabei sind. Wenn du dir nur große Aufgaben vornehmen willst, die eine Stunde oder länger dauern, würde ich sagen: Nimm nur 3 oder 4, damit du abends wirklich alle deine Aufgaben oder geschafft hast.
Variante 3 der To-Do-Liste: To-Do-Liste für Tag, Woche, Monat,…
Die Variante 3 ist eine Aufteilung der To-Do-Liste für den jeweiligen Tag, für die Woche, für den Monat oder für einen anderen bestimmten Zeitraum. Du kannst auch eine To-Do-Liste für die nächste Stunde machen, wenn du das Gefühl hast, du hast einen “verwirrten Tag” oder kannst dich schlecht konzentrieren und bist sehr ab lenkbar oder wirst vielleicht oft gestört. Wenn mir das so geht, dann mache ich mir auch tatsächlich auf einem kleinen Klebezettel eine Liste mit den nächsten 2 oder 3 Schritten, die ich tun muss. So verliere ich den roten Faden nicht und kann ein bisschen strukturierter dabei bleiben. Das heißt, du kannst auch deine lange Liste von Nummer 1 aufteilen nach der Zeit, damit du genau weißt, was du als nächstes zu tun hast und die einzelnen Listen kürzer sind.
Variante 4 der To-Do-Liste: 1-Minute-To-Do-Liste
Variante 4 ist eine Verfeinerung der Variante 3: die 1-Minute-To-Do-Liste von Michael Lindenberger. Hierbei werden verschiedene Ansätze kombiniert, die ich gerade schon beschrieben habe. Kurz gesagt geht es dabei darum, dass man ein System mit drei verschiedenen Listen hat.
Die erste ist die Liste für heute, sowas wie bei der Ivy-Lee-Methode. Da geht es wieder darum, höchstens sechs oder weniger Aufgaben zu notieren. Diese Liste nennt der “Critical Now” also das, was kritisch ist und jetzt gemacht werden muss.
Die zweite Liste ist “Opportunity Now”. Das ist eine Liste mit Aufgaben, die innerhalb der nächsten fünf Tage erledigt werden sollen. Nach der klassischen Methode soll man maximal dreißig davon schaffen, also sechs pro Tag. Bei fünf Tagen à sechs pro Tag sind wir bei 30, aber genauso wie bei der To-Do-Liste würde ich immer mit einem Puffer planen. Also nimm dir lieber nur 20 Aufgaben für 5 Tage vor. Denn erfahrungsgemäß kommen immer Dinge dazu oder Aufgaben dauern länger als man denkt. Im klassischen Zeitmanagement plant man ja sogar bis zu 50 Prozent Pufferzeit ein, insofern könnte man evtl. auch nur 15 Aufgaben nehmen. Das hängt davon ab, wie groß deine Aufgaben sind und wieviel Arbeitszeit du hast.
Die dritte Liste in dieser Methode ist die “Over the Horizon”-Liste, d.h. “über den Horizont”. Das ist die Liste für alles, was sonst noch dran ist und was nicht heute und nicht in den nächsten fünf Tagen zu tun ist. Das ist die Liste, wo du alles, was bald dran ist, erst einmal hinschreiben kannst, damit du es nicht im Kopf behalten musst, um diesen zu entlasten.
Nun geht es bei dieser Methode darum, regelmäßig abends wieder die Liste für den nächsten Tag zu machen und einmal pro Woche oder eben nach diesen fünf Tagen die Aufgaben von der einen Liste auf die andere weiterzuschieben. Das heißt, es wandern regelmäßig abends Aufgaben von der zweiten 5-Tage-Liste Opportunity Now auf die Critical Now/ Heute-Liste und von der großen Horizont-Liste auf die 5 Tage/Opportunity Now Liste. Du kannst aber natürlich auch deine eigenen Intervalle einrichten. Wenn deine Arbeitswoche z.B. 4 oder 6 Tage umfasst oder du auch gerne am Wochenende kurz etwas machst, kannst du die Listen entsprechend anpassen.
Variante 5 der To-Do-Liste: getrennte To-Do-Listen
Die fünfte Variante sind die getrennten To-Do-Listen, aber nicht getrennt nach Zeit wie bei Variante 4, sondern nach verschiedenen Bereichen. Diese Liste ist etwas für dich, wenn du zwar immer viele Dinge abarbeitet und auch sehr fleißig bist, aber einen bestimmten Bereich vielleicht ausparst. Es kann sein, dass du für den Haushalt alles machst und dass du für deine Erwerbsarbeit alles tust, ber für die Uni zum Beispiel, wenn du studierst, irgendwie immer alles rausfällt. Oder du machst Projekt A und Projekt B regelmäßig. Aber Projekt C vergisst du irgendwie immer oder du hast vielleicht auch keine Lust dazu. Oder die Korrespondenz bleibt liegen oder vielleicht auch die Me-Time, die Zeit für dich, für deine Selbstfürsorge und für die Entspannung fällt immer hinten raus.
Diesem Effekt, dass du einen bestimmten Bereich weglässt und in diesem Bereich aufschiebst, kannst du entgegenwirken, indem du die Aufgaben, die zu tun sind, je nach diesen Bereichen getrennt aufschreibst, also eine Liste hast für Arbeit, für Uni, für Privates oder für Me-Time, für Projekt A, B und C oder für das Einkaufen, für Korrespondenz, je nachdem, was bei dir gerade dran und wichtig ist.
Der Ablauf ist dann so, dass du von jeder Liste auch mal was machen musst. Vielleicht nicht jedem Tag etwas von jeder Liste. Das schafft man in der Regel nicht. Aber das du versuchst vielleicht jede Woche für jeden dieser Teile auch irgendetwas abzuhaken. Sodass du mindestens merkst, um welche Liste du immer einen langen Bogen machen willst und dann kannst du wieder überlegen, welche Methode kannst du anwenden, um mit dieser Liste ins Tun zu kommen?
Variante 6 der To-Do-Liste: 2-Minuten-Liste
Die sechste Liste, die du anwenden kannst, ist die 2-Minuten-Liste. Das ist eine Liste, auf der du nur Aufgaben aufschreibst, die innerhalb von zwei Minuten zu erledigen sind. Ganz schnelle Dinge, die du sofort machen kannst. Eine kleine E-Mail, wo du nicht recherchieren muss, die du einfach schreiben kannst. Eine Briefmarke raussuchen, oder einen kleinen Anruf erledigen. Denn das sind die Aufgaben nach der Getting-Things-Done Methode von David Allen, die man am besten sofort machen sollte. Nur ist das manchmal so eine Sache, wenn’s dir so geht wie mir in meinem Mama-Alltag. Ich hab ganz viele auch schnelle Aufgaben und ich schaffe die nicht immer sofort, weil ich auch mal längere Sachen machen muss. Und weil auch ständig solche dazukommen. Es hilft mir sehr, wenn ich auch diese kleinen Aufgaben irgendwo notiert habe.
Mini-Aufgaben sind oft gute Aufgaben zum Beispiel um zu starten. Wenn du sagst, ich kann nicht gleich mit dem Frosch anfangen (Eat the Frog first), mit der schwersten Aufgabe. Ich muss mich erst einmal warm arbeiten, dann gibt’s so schnelle Aufgaben wie: Ich guck mal, was in den E-Mails los ist, ohne dass ich sie alle beantworten muss. Ich schaue mal in meinen Kalender, was diese Woche dran ist. Ich schau mal wie das Wetter wird für den Kinder-Ausflug übermorgen. Ich pack vielleicht irgendwelche Kleidungsstücke weg, die hier noch liegengeblieben sind. Alles so kleine Dinge, die helfen können, überhaupt erst einmal in die Aktivität zu kommen. Vorausgesetzt du schaffst es, dich darin nicht zu verzetteln. Man muss natürlich irgendwann auch wieder zu den großen Aufgaben kommen.
Oder du kannst einen Zeit-Block nehmen, wo du nur 2 Minuten Aufgaben machst. Wenn du schon ein bisschen müde bist und für die großen Denkaufgabe keinen Kopf mehr hast, dann machst du einfach noch ein paar 2 Minuten Dinge und gehst am Abend entspannt in deinen Feierabend und hast vielleicht nicht nur ein, zwei große Sachen gemacht, sondern kannst gleich sieben Sachen abhaken, weil du zwei Sachen von der großen Liste gemacht hast und vielleicht noch fünf Kleinigkeiten. Auch so kannst du eine lange To-Do-Liste nach und nach abarbeiten.
Variante 7 der To-Do-Liste: Not-to-Do-Liste:
Sehr wichtig ist auch Variante 7: die Not-To-Do Liste. Das ist die Liste, auf der du aufschreiben kannst: Was lasse ich heute weg bzw. was lasse ich aktuell weg, um Zeit für anderes zu haben? Da geht es darum, Prioritäten zu setzen und auch ganz bewusst einmal Nein zu sagen und zu schauen, was fällt heute weg? Was mache ich heute ganz bewusst nicht, damit ich Zeit habe für die anderen Dinge?
Die Form der Listen
Nach diesen ganzen verschiedenen Listen geht es noch darum, auf welche Art und Weise du diese Listen führen kannst. Deswegen hat das jetzt keine eigene Nummer, dies ist die heimliche Nummer acht dieses Artikels.
Es ist eine Typ Frage, ob du eher mit Papier-Listen arbeitest, also mit etwas, was du anfassen kannst. Die Form ist auch sehr individuell. Schau einfach mal, was am besten zu dir passt, ob du auf Zetteln arbeiten kannst oder ob du sie verlierst. Ob Klebezettel für dich gut sind, die du irgendwo hinkleben kannst, ob du mit Heften oder Blöcken arbeiten willst oder mit einem Kalender direkt. Es auch Kalender, in denen extra ein Platz ist für To-Do-Listen ist. Also probiere ruhig einfach mal aus. Und es kann auch sein, dass das immer mal unterschiedlich ist. Wichtig ist für dich natürlich, dass du weißt, wo du deine Übersicht findest, dass du nicht suchen musst, wenn du dann deine Dinge erledigen willst.
Alternativ gibt’s natürlich auch jede Menge digitale Varianten von Listen. Du kannst Listen auf dem Handy führen, einfach in der Notiz-Funktion oder auf dem Computer z.B. in Outlook und Co. oder in Apps auf dem Handy wie ToDoIst oder Trello. Und du kannst natürlich auch beides mischen.
Ich z.B. bin Fan von Zetteln und Klebezettel, auch wenn ich gestehe, dass ich die manchmal auch nicht wiederfinde. Dafür versuche ich immer einen festen Ort zu haben. Es gibt so zwei, drei Orte in der Wohnung, wo diese Zettel in der Regel liegen. Wenn es umfangreichere Sachen sind, arbeite ich sehr gerne in Blöcken oder in Heften, damit alles an einem Platz ist. Und wenn es etwas zeitkritisch ist, dann benutze ich mein Handy und stelle mir da Kalender-Einträge oder stelle die Uhr, die mich an irgendwas erinnert.
Da musst du einfach schauen, was für dich wichtig ist und da kannst du steuern: Wie sehr willst du strukturieren und wieviel Freiraum brauchst du? Das ist auch eine wichtige Information für dich, denn es ist nicht jedermanns Ding, sich komplett durch Listen zu strukturieren. Und das ist völlig in Ordnung so. Wenn du so wie ich kreative ChaotIn bist, dann ist es dir wahrscheinlich auch ein kleiner Graus, alles durchzustrukturieren. Dann brauchst du auch ein bisschen Freiraum und musst oder kannst nicht alles der Reihe nach immer stur abarbeiten. Das ist etwas, was nicht bei jedem funktioniert. Bei anderen hingegen funktioniert es wunderbar mit viel Struktur. Für die ist es gut, wenn sie das der Reihe nach abarbeiten können.
Also probiere einfach aus und schau, was zu dir passt. Ich hoffe, diese Anregung helfen dir weiter, teste alles in Ruhe. Und wenn ich irgendeine wichtige Liste vergessen haben sollte, die dir ganz persönlich wunderbar weiterhilft, dann lass es mich doch gerne wissen und schreib mir, dann mach ich vielleicht irgendwann eine Fortsetzung von diesem Artikel. Denn es gibt bestimmt noch ganz viele andere Varianten von Listen und Notiz-Möglichkeiten.
Und wenn du Fragen hast und Anliegen, dann kannst du dich natürlich auch bei mir melden.