Weniger aufschieben und entspannter leben mit dem Inneren Team (Teil 1)

Inneres Team

Das innere Team ist eine Methode, die ich selbst seit vielen Jahren anwende und sowohl für mich persönlich als auch im Coaching und in Seminaren als äußerst hilfreich erlebe.

Wir starten in diesem Artikel mit einer Einführung in die Arbeit mit dem Inneren Team, in späteren Artikeln werden ich das noch weiter vertieften und dir zeigen, wie du dich mit einzelnen Aspekten und Stimmen aus deinem Inneren Team befassen kannst. Heute geht es erst einmal darum, was das Innere Team ist und wie du es für dich erstellen und nutzen kannst.

Du kannst es nämlich ganz vielfältig nutzen: ob es nun darum geht, weniger aufzuschieben und etwas Wichtiges zu tun, was gerade ansteht und erledigt werden muss oder ob es darum geht, zu mehr Entspannung und weniger Stress zu kommen. Diese Methode kannst du quasi für alles anwenden, bei dem es um innere Klärung geht.

Zu diesem Artikel gibt es auch eine Podcast-Episode:

Was ist das „Innere Team“?

Der Name „Inneres Team“ ist eigentlich eine Metapher, also eine Bildvorstellung für ein Modell unseres inneren Seelenlebens. Erfunden wurde es von Professor Dr. Friedemann Schulz von Thun, einem Hamburger Kommunikationspsychologen und emeritierten Psychologie-Prof. der Universität Hamburg. Ich hatte noch das Glück, bei ihm studieren dürfen und habe für mich sehr viel aus dieser Zeit mitgenommen.  

Er hat noch viele andere, einflussreiche Modelle entwickelt, u.a. auch das sehr bekannte Kommunikationsquadrat mit den vier Ohren und vier Schnäbeln, das du vielleicht kennst.

Das Innere Team ist eine Methode, in der es darum geht, das innere Seelenleben greifbarer und bearbeitbarer zu machen und sich innere Impulse, Gedanken und Gefühle als kleine Anteile und damit bildhaft als eigene, kleine Personen vorzustellen. Methoden für die Arbeit mit inneren Anteilen gibt es in etwas anderer Form auch in anderen Schulen oder von anderen Experten. Was das Innere Team für mich aber besonders macht, ist, dass es stark mit Visualisierung arbeitet, und zwar so einfach, dass es jede Person ganz leicht für sich selbst entwickeln kann.

Inneres Team – wozu?

Das heißt, egal welchen Bedarf du gerade hast oder in welchem Kontext du damit arbeiten willst, alles ist möglich. Du kannst dich dazu coachen lassen oder es für dich selbst anwenden, du kannst es beruflich für dich nutzen oder, falls du gerade als Fachfrau oder Fachmann liest, auch für deine Klientel.

Du kannst quasi mit allen Menschen und für alle Themen mit dem Inneren Team arbeiten. Ich habe es schon in ganz vielen Kontexten angewendet, oft mit Studierenden, aber auch mit Coachees aus allen möglichen Bereichen sowie mit Azubis und Schülern und Schülerinnen.  Jede Person, die sich in irgendeiner Form auf die Idee einlassen kann, sich innere Anteile vorzustellen und diese zu visualisieren, kann super damit arbeiten.

Das Innere Team hilft, um erst einmal ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, was in deinem Inneren gerade so los ist. Das wiederum bietet wunderbare Möglichkeiten für Klärung und Veränderung und damit langfristig auch zur Persönlichkeitsentwicklung. Es ist auch sehr hilfreich, um einzelne Situationen zu klären, zum Beispiel, um herauszufinden, wo und warum du gerade etwas aufschiebst oder wieso du dich gerade gestresst fühlst. Wunderbar eignet es sich auch für Entscheidungssituationen, wenn dir der Kopf vor lauter Argumenten und Gefühlen schwirrt.

Inneres Team – Analogien

Es gibt einige Analogien, die helfen, sich das Ganze besser vorzustellen. Im Namen klingt schon das Arbeitsteam mit, ich stelle mir also meine eigenen inneren Anteile wie ein Team in einem Büro, einem Werk oder einer Firma vor, die irgendwie zusammenarbeiten sollen.

In der Regel haben wir erst einmal einen „Inneren Haufen“, wie ich es nenne, der sich oft nicht so einig ist und genau da liegt das Problem! Unser Ziel ist es, daraus ein Inneres Team zu formen und es unter die Leitung des Oberhauptes zu stellen.

Das Oberhaupt bist du. Du bist der Chef oder die Chefin über dein Team. Ein wichtiger Teil bei der Arbeit mit dem Inneren Team ist nämlich, dass du deine Führungs-Qualitäten entwickelst und auch mal Entscheidung triffst, die vielleicht nicht alle gleich gut finden. Ganz so, wie es in einem echten Team auch manchmal der Fall ist, wenn die Leitung etwas entscheiden muss, womit ein Teil der Belegschaft nicht einverstanden ist. Alles basisdemokratisch zu entscheiden und es nur umzusetzen, wenn alle einverstanden sind, wäre schwierig oder führt zu Blockaden.

Ein anderes Bild, das ich auch sehr gern benutze, ist das des Theaterensembles. Dein Team ist sozusagen eine Theatertruppe, dann kannst du dir vorstellen, dass du verschiedene Stücke spielst, denn ein Inneres Team bildet sich immer bezogen auf ein konkretes Thema.

Ich würde dir auf keinen Fall empfehlen, dein Inneres Team über alle Themen, die dich im Leben beschäftigen auf einmal aufzumalen. Das sind erfahrungsgemäß viel zu viele Stimmen, in den Haufen bekommst du keine Ordnung. Um gut arbeiten zu können suchst du dir ein Anliegen, ein Thema oder eine Fragestellung aus und dazu erhebst du dann ein Inneres Team.

Wenn wir beim Bild des Theaterensembles bleiben, dann kannst du dir vorstellen, dass ein bestimmtes Stück z.B. der Sommernachtstraum gespielt wird. Da sind auch nur bestimmte Rollen vergeben und je nach Akt oder Szene sind selbst dann nicht immer alle auf der Bühne.

Wenn es Konflikte im Team gibt und sich innere Stimmen nicht einig sind, dann benutze ich auch gerne die Analogie eines Kindergartens.  Weil wir in solchen Streit-Situationen zumindest in unserem Innern oft auch nicht ganz erwachsen sind. Es gibt oft kindliche Anteile, gerade wenn wir innerlich zerstritten sind oder wie in Prüfungssituationen sehr gestresst sind.  Da ist der Vergleich mit einer Kindergartengruppe recht treffend. Das gibt dem Inneren Team auch noch mal und kleine humorvolle Komponente, wenn du auf dich selbst schaust und siehst: „Ach guck mal, wie alt bin ich denn heute an der Stelle?“, dann kannst du überlegen, was dieses Kita-Kind denn jetzt von dir brauchen könnte.

Wenn es dir näher ist, dann kannst du auch mit einer Sportmannschaft oder dem Bild eines Orchesters arbeiten, wichtig ist, dass du immer Chefin oder Chef bist, Regie führst, dirigierst – du sagst, wo es langgeht.

Inneres Team – Beispielstimmen

Falls du vorher noch nie davon gehört hast, kann es sein, dass das jetzt noch relativ abstrakt für dich ist. Deshalb möchte ich dir jetzt ein paar Beispiele für innere Stimmen geben, also Ausschnitte aus einem Team – ich werde jetzt kein ganzes Team aufstellen, weil darin auch mal sieben oder auch zehn und mehr Stimmen zu einer bestimmten Fragestellung auftauchen können, gerade wenn es kompliziert wird. Es gibt aber Stimmen, die ich häufiger sehe, die du vielleicht auch in deinem Team hast, wenn du es für dich selbst ausprobierst.

Ein oft auftauchendes Beispiel ist der Konflikt, wenn eine Anschaffung geplant ist. Stell dir vor du willst einen neuen Computer kaufen, also etwas was ein bisschen mehr kostet. Du kannst dich nicht so richtig entscheiden, ob überhaupt, was er kosten darf, was er können soll und welche Marke du möchtest. Ein Konflikt-Klassiker, der dann vielleicht in deinem Inneren tobt. Da wird sich die Finanzministerin finden, heftig auf dem Taschenrechner rumtippend und der Meinung „Das ist zu teuer, das können wir uns nicht leisten, guck mal ein bisschen günstiger.“.

Auf der anderen Seite gibt es vielleicht auch den Markenfreund, der sagt „Ich muss den neuen iMac haben, den brauche ich unbedingt.“ und da haben wir schon einen Konflikt.

Und vielleicht ist die Finanzministerin auch im Konflikt mit einer eher sachbezogenen Stimme, nennen wir sie mal „die Pragmatische“. Die sagt „Wir brauchen aber einen neuen Rechner, der alte macht es nicht mehr lang, der pfeift schon ganz laut. Wir müssen pragmatisch sein und jetzt schnell irgendwas aussuchen.“

Darauf wird der Markenfreund dann sagen „Nein nicht irgendwas aussuchen! Ich will den Apple!“ und die Finanzministerin antwortet „Viel zu teuer, es darf nicht so viel kosten.“

Da ist richtig was los im Inneren und was oft dabei rauskommt, ist, du kaufst ihn nicht, du entscheidest dich nicht, du holst noch mehr Angebote ein und du kannst dich weiterhin nicht entscheiden.

Schauen wir uns ein anderes Beispiel an, eine Aufgabe, die du vielleicht aufschiebst. Da gibt es auch so ein paar Klassiker, eine Stimme könnte der innere Schweinehund sein, der sagt „Ich habe keine Lust das zu machen.“. Allerdings steckt da häufig noch was anderes drin, der „innere Schweinehund“ ist für mich so eine Art Oberkategorie für alle möglichen Blockaden, die man haben kann. Deswegen sage ich immer: Den inneren Schweinehund sollte man als erstes ein bisschen näher kennenlernen, vielleicht stecken da sogar mehrere Stimmen drin.

Zwei Beispiele. Es könnte z.B. eine Stimme der Befürchtungen sein, darüber, was alles schief gehen könnte, oder sogar ein ganzer Befürchtungs-Strudel. Weil Befürchtungen häufig wie ein Karussell sind, sie drehen sich immer im Kreis, schneller und schneller und der Befürchtungs-Strudel denkt dann auch was alles schief gehen könnte.  „Diese Prüfung werde ich niemals schaffen, die anderen sind alle schon viel weiter als ich und es ist gar nicht mehr viel Zeit aber noch so viel zu lernen.“

Die Stimme steht möglicherweise in Konflikt mit einem Optimisten, der sagt „Das wird schon.“, oder sogar ein richtig krasser Optimist, der vielleicht ein bisschen drüber ist und sagt „Kein Grund zur Panik, ich muss noch nicht anfangen, es ist noch so viel Zeit.“.

Häufig beim Aufschieben findet sich auch das Thema Perfektionismus, d.h. eine Perfektionistin ist dann auch im Team, die sagt: „Aber nicht „Irgendwie bestehen!“, sondern „Ich gebe doch nicht irgendwas ab! Es muss schon richtig perfekt und toll sein. Ich will ein Preis gewinnen, eine eins mit Sternchen bekommen und alle sollen jubilieren. Darunter mache ich das nicht.“.

Jetzt spürst du vielleicht schon, wie schwierig das sein kann, so richtig ins Machen zu kommen, wenn du so von Befürchtung getrieben bist und dann noch ein Perfektionsanspruch hast.

Das zweite, was auch häufig im Schweinehund stecken kann, ist Erschöpfung – es könnte eine erschöpfte Stimme geben. Die sagt vielleicht „Ich kann gerade gar nicht mehr, es war so viel dieses Jahr, der Lockdown war so unglaublich anstrengend und ich bin am Ende meiner Kraft.“.  Manchmal hat die Erschöpfte auch gar nicht so viele Worte, manchmal stöhnt sie einfach nur. Das ist eine Stimme, die ich häufig im Schweinehund wiederfinde.

Zum Schluss noch einige Stimmen, die gerne beim Thema Stress auftauchen. Stress und Erschöpfung, auch dazu kann man natürlich in Inneres Team erheben. Auch da kann auf jeden Fall eine Stimme auftauchen, die sagt „Ich bin so erschöpft ich brauche unbedingt eine Pause.“. Die steht vielleicht im Konflikt mit der Pragmatischen oder auch mit der Prüfungspanik.

Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer und auch Selbständige, die sich um den Umsatz sorgen, sagen oft „Du musst weiterarbeiten, dies noch erledigen und das noch machen und jenes noch wegarbeiten.“ Nennen wir sie vielleicht die Arbeitsmaschine, die im Konflikt steht mit der Erschöpften. Auch das kann zur Folge haben, dass wir sehr gestresst sind und Dinge aufschieben, weil wir einfach nicht mehr können.

Bei Stress gibt es häufig auch noch die angepasste Stimme, die sagt „So wie ich jetzt bin und mich gerade fühle, so darf ich nicht sein. Schluck es runter, stell dich nicht an, auch wenn du erschöpft bist.“.

Kürzlich war Sandra Liane Braun bei mir im Interview und wir haben über das Thema Burnout gesprochen. Etwas, was Burnout befördert ist, dass ich nicht spüre oder mich nicht traue zu spüren, wie es mir eigentlich wirklich geht. Dass ich immer denke, „Ich halte durch, das schaffe ich noch, ich halte noch ein bisschen durch, das schaffe ich auch noch…“.

Mit dieser Durchhalte-Stimme, die sagt „Das schaffe ich noch. Ich schaffe es noch bis zum nächsten Baum, dann schaffe ich es noch bis zur nächsten Ecke und die nächste Kurve auch noch.“ liegt die leise Stimme der Erschöpften in Konflikt, die sagt „Ich brauche eine Pause, ich kann nicht mehr.“. Die wird aber nicht gehört. Solche Stimmen, die nennen sich verbannte Stimmen, hängen hinter einer Mauer oder hinter einem Zaun, da wir sie nicht so gern haben und sie deshalb nicht hören wollen.

Bei Stress kann es aber auch einen inneren Wüterich geben, der sagt „Ich bin so sauer, ich kann Euch gar nicht sagen wie sehr ich mich aufrege, dass geht so alles gar nicht.“. Den finden wir oft in Kombination mit einer angepassten Stimme, die sagt „Nee, das darf ja nicht sein. Ich bin nicht wütend, wütend sein gehört sich nicht und wenn, dann darf ich es nicht zeigen.“. Oder in Kombination mit einer ängstlichen Stimme, die sagt „Wenn ich jetzt hier meine Wut rauslasse, dann kriege ich richtig Ärger. Das lassen wir lieber bleiben, führt auch dazu, dass diese ganze Energie nach innen geht, das ist ganz ungünstig und macht großen Stress im System.“

Inneres Team erstellen

Als nächstes erkläre ich dir, wie du dein Team aufmalen kannst:

Du nimmst dir ein Blatt Papier, mindestens A4-Format, es darf aber auch gerne größer sein, und am besten legst du es quer. Denn dann hast du mehr Platz, um die Stimmen und ihre Sprechblasen zu platzieren, dazu gleich mehr.

Dann malst du einen Torso auf, d.h. du malst einen Kopf und darunter einen dicken Bauch, der nach unten offen ist. Neben den Kopf schreibst du dein Anliegen, wenn du willst in eine Sprechblase. Dein Anliegen sollte idealerweise offen und lösungsorientiert formuliert sein, schreibe auf, was du möchtest oder wozu du etwas wissen willst. Es sollte auf ein Thema eingegrenzt sein, denn sonst wird es schnell unübersichtlich.

In den letzten 15 Jahren meiner Arbeit in Seminaren zum Inneren Team habe ich die Erfahrung gemacht, dass Formulierungen wie „Wie kann ich das und das machen?“, „Wie geht es mir mit XY?“ sehr gut funktionieren, um herauszufinden was in uns zu dem Thema los ist.

Eine rein negative Frage wie „Warum mache ich das und das nicht.“ führt dazu, dass sich nur die Stimmen melden die erklären, warum nicht. Das kann natürlich auch interessant sein, allerdings enthält es keine Einladung für die Stimmen, die dafür sind. Wenn das Ziel ist, dass ich ins Tun komme, oder dass ich entspannter sein will, dann ist es gut, wenn ich beide Lager einlade. Das klappt oft am besten mit solchen offenen und ins Positive gerichteten Fragestellung,

Wenn die innere Aufstellung sehr negativ ist, wird sich das trotzdem zeigen. Aber wenn du es offen lässt, dann kannst du mindestens vielleicht die leisen Stimmen hören, die am Rand des Vorhangs schon mal raus gucken und sagen „Ich würde es mal versuchen.“

Du schreibst also dein Anliegen neben den Kopf in eine Sprechblase und dann spürst du in dich hinein, wer oder was sich zu diesem Thema in dir meldet. Welche Stimme macht sich zuerst bemerkbar, welche Gedanken und Gefühle hat sie? Und dann malst du dazu eine kleine Figur oder ein kleines Strichmännchen mit Kopf und Oberkörper in den Bauch. Dann bekommt die Figur einen Namen und einen prägnanten Satz. Schreibe den Namen unter die Figur und den Satz wieder in eine Sprechblase.

Die Finanzministerin könnte zum Beispiel sagen: „Das ist viel zu teuer.“ oder „Das können wir uns nicht leisten.“. Die Perfektionisten sagen meistens: „Gut ist nicht gut genug, es muss perfekt sein.“

Als Name kannst du auswählen, was dir am besten gefällt. Das können Eigennamen sein, es können Namen lebender oder auch verstorbener Personen sein. Du musst dein Team ja niemanden zeigen, du kannst also unbesorgt Namen von Personen wählen, die dich an diese Stimme erinnern.

Tatsächlich ist es häufig so, dass wir Stimmen aus unserem Umfeld in unser Inneres Team nehmen. Das kennst du vielleicht schon, wenn du plötzlich in deinem Inneren deine Mutter oder deinen Vater hörst und dich erschreckt fragst „Wo kommt das denn plötzlich her?!“. Es ist naheliegend, dass wir solche Stimmen in unser Inneres Team einbauen, wir wurden durch sie geprägt.

Friedemann Schulz von Thun ist ein großer Fan von Wilhelm Busch und nennt Figuren deshalb gerne mal Susi Sonnenschein oder Mirko Mürrisch. Ihr könnt sie aber auch nach den Emotionen benennen, die sie haben, also beispielsweise der Wüterich. Ich würde aber auch immer noch mal versuchen zu spüren, ob es auch einen konkreteren Namen gibt. Denn auch wenn ich mal wütend bin, bin ich ja trotzdem auch noch Catrin, und genauso kann eure Wüterich-Stimme mehr Facetten haben als seine Wut. Von daher finde ich es für die Weiterarbeit etwas einfacher, wenn die Stimmen auch noch eine etwas andere Qualität haben. Manchmal sind ja auch mehrere Stimmen über verschiedene Dinge wütend.

Zu Beginn ist es aber auch wunderbar, erstmal aufzuschreiben, dass du eine ängstliche Stimme hast, eine traurige und vielleicht eine wütende. Bevor dir kein Name einfällt, nimm ruhig erst mal diese.

Ich bin auch ein Fan von zusammengesetzten Namen, vor allem, wenn mir keine Namen einfallen, die so richtig gut passen. Dann nehme ich zum Beispiel „Der-keine-Lust-hat“ oder „Die-immer-müde-ist“. Die Namen sollten nicht unendlich lang sein aber vier kleine Wörtchen gehen meist noch.

So machst du jetzt weiter, du hörst in dich hinein und schaust, welche kleine Stimme sich meldet, gibst ihr einen Namen und schreibst ihren Satz hin. Nach und nach füllt sich der Torso, bis keine mehr kommt.

Wichtig ist noch, dass du weißt, dass es Frühmelder und Spätmelder gibt. Also Stimmen, die sich sofort melden, die Lauten und Schnellen, die ganz fix bei der Sache sind, und die Leisen und Langsamen, die Zeit brauchen und spät auftauchen. Die kommen vielleicht sogar Stunden oder auch Tage später. Also leg dein Inneres Team nicht so weit weg, sondern achte vor allem in Situationen, in denen du ganz entspannt bist, darauf, ob sich da noch was zu deiner Fragestellung meldet. Vielleicht kurz vor dem Einschlafen, morgens beim Aufwachen oder unter der Dusche. Das sind häufig ganz interessante und wichtige Stimmen, die solltest du auf jeden Fall noch ergänzen.

Inneres Team – Auswertung

Jetzt hast du also dein inneres Team gezeichnet, im nächsten Schritt kannst du schon eine erste Auswertung machen und spüren wie es dir damit geht. Wenn du auf das Innere Team schaust: welche Gedanken und Gefühle hast du?

Vielleicht denkst du „Kein Wunder, dass ich nicht ins Tun komme, wenn da so viele Stimmen sind, die dagegen sind.“ oder du bist ein bisschen irritiert und überlegst, was du nun damit machen sollst. Möglicherweise betrachtest du es auch frustriert mit einem „Ja, genauso ist es.“.

Das ist alles normal und alles wunderbar, denn dies ist ja der erste Schritt zur Klärung und da geht Klarheit vor Schönheit. Das ist eben noch nicht das gut gestimmte Orchester, das ist erstmal noch der „Innere Haufen“. Es ist gut, wenn du erst einmal um ihn weißt und anerkennst, was da ist.

Du kannst jetzt schauen, ob dir irgendwas auffällt.  Gibt es möglicherweise Kooperationen, Stimmen, die gut zusammenpassen und miteinander in eine Richtung wandern, oder gibt es Konflikte untereinander. Vielleicht hast du ja auch schon Ideen dazu, wie dein Verhalten zustande kommt oder warum du gestresst bist.

Dann kannst du es erstmal so stehen und wirken lassen, denn es wird im Hinterkopf weiterarbeiten. Jedenfalls erlebe ich häufig, dass, wenn wir im Coaching erstmal nur das Innere Team erheben und es dann so stehen lassen, dann ist meistens auch die Person, die sich damit beschäftigt hat, vorerst damit fertig.  Du wirst auch sehen, es ist nicht ganz unanstrengend, sich vor sich selbst so schonungslos zu offenbaren, Dann ist es ganz gut, wenn man es ein bisschen liegen lässt und erstmal schaut, was sich daraus entwickelt, um dann später noch damit weiterzuarbeiten.

Es gibt im Anschluss die Möglichkeit, die Stimmen nach Kooperationen, Konflikten oder nach Dominanz zu sortieren. Du kannst auch das Erscheinungsbild noch weiter ausformulieren oder mit den Konflikten weiterarbeiten. Zum Beispiel fehlende Stimmen ergänzen, die zur Konfliktlösung beitragen können, oder einzelne Stimmen besser kennenlernen und stärken. In diese Themen werden wir später noch einmal tiefer einsteigen.

Dafür ist natürlich gut, wenn du dein Inneres Team parat hast. Wenn du Lust bekommen hast, dann hol dir doch jetzt ein Blatt Papier und einen schönen Stift, und leg einfach los zu deiner Fragestellung.

Wenn du spezielle Fragen dazu hast, schreib mir gerne eine Nachricht. Vielleicht nehme ich das dann in die Fortsetzung zum Inneren Team mit auf.

Ich bin sehr gespannt, welche Erfahrungen du machst, und freue mich, wenn du sie mit mir teilen magst. Ich wünsche dir vor allem Selbsterkenntnis und dass du damit für dich ein Stückchen weiterkommst.

Auf jeden Fall sehr viel Spaß beim Ausprobieren und Erkunden und viel Erfolg mit deinem inneren Team.


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