(L)Achtsamkeit mit Kind

Seit ich Mutter bin, hat das Ausgefüllt-sein, das Wenig-zur-Ruhe kommen, eine neue Dimension erreicht. Und gleichzeitig gibt es mehr ruhige Momente, besinnliche Momente, nämlich dann z.B. wenn ich einfach irgendwo auf dem Fußboden sitzen und meiner Tochter beim Spielen zuschauen kann, zuschauen muss, denn sie hat es manchmal gar nicht gern, wenn ich weggehe, das stört die ruhige Atmosphäre, dann kann sie nicht entspannt weiter spielen, kann mir nicht zeigen, was sie entdeckt hat. Also bleibe ich sitzen, sehe ihr zu, lasse sie um mich herum-und an mir hinaufturnenund lasse mir Spielzeuge zureichen. Und dabei versuche ich, ein wenig Ruhe einkehren zu lassen, nicht schon an alles zu denken, was noch auf dem Tagesplan steht, einfach im Hier und Jetzt sein, so wie unser Kind es uns in jeder Minute vorlebt. Überhaupt versuche ich immer wieder, soviel “qualitativ hochwertige Zeit” mit ihr zu verbringen, wie es geht, nicht immer nur den Alltag zu “schaffen”, denn die gemeinsame Zeit ist so kostbar. Auch wenn mir das häufig nicht so leicht fällt, denn auch ich nehme mir ja einiges vor, und ich habe auch gern ein paar “Erfolgserlebnisse”, To-dos, die ich am Ende des Tages beruhigt abhaken kann. Und überhaupt ist ja eigentlich immer etwas zu tun. Das immer mal wieder loszulassen, z.B. auch die Idee, diesen Blog und anderen Projekte, die ich schon so lange gern umsetzen möchte, zügig voran zu bringen, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben, und damit meine ich nicht, dass ich die Dinge nicht tue, aber vielleicht nicht alle gleich jetzt, hintereinander, wie ich es so häufig zuvor getan habe, und wie ich es tue, wenn ich Zeit zum “Abarbeiten” habe. Einfach einmal tief durchatmen und mich um das wirklich Wichtige kümmern: Meinem Kind Zeit schenken, Lieder singen, gemeinsam Bauklötze stapeln, Kisten aus- und einpacken oder ihr eben einfach nur dabei zusehen, wie sie begierig die Welt entdeckt und sich über alles Mögliche freut.

Bevor wir uns entschieden haben, dass wir ein Kind bekommen möchten, habe ich mit einigen Freunden darüber gesprochen, was denn dafür spräche. Denn meistens, wenn man über das Kinderhaben redet, stehen andere Aspekte im Vordergrund: Was es kostet, wie viel Mühe es macht, wie wenig Schlaf man bekommt, wie lästig das Zähnekriegen und die Kinderkrankheiten sind usw. Manches Mal habe ich mich wirklich gefragt, warum man das auf sich nehmen sollte. Zwei Argumente dafür bekam ich dann doch genannt, die mich überzeugt haben, dass es ein Abenteuer ist, auf das ich mich einlassen will: “Wir haben noch nie soviel gelacht wie mit den Kindern.” und “Du wirst dich selbst auf eine ganz neue Art erleben, die du ohne Kind nicht erleben bzw. entwickeln kannst.”. Beide davon kann ich schon unterstreichen, auch wenn unsere Tochter noch nicht mal ein Jahr alt ist. Ihr Lachen, wenn sie sich freut, ist einfach zauberhaft und sagenhaft ansteckend! Und es ist wirklich erstaunlich, wie lieb man jemanden haben kann, den man noch gar nicht so lange kennt. Da sitzt sie plötzlich inmitten eines Tücherhaufens, weil sie das Regal entdeckt hat (das wir extra in dieser Höhe nur noch mit Dingen befüllt haben, die sie im Zweifelsfall auspacken kann, aber ganz so gründlich war das eigentlich doch nicht gemeint.), freut sich wie eine Schneekönigin und strahlt mich an. Das sind Momente, in denen Ordnung egal ist und auch Vorstellungen und Ansprüche, die ich vorher vielleicht hatte, da zählt nur noch, dass sie sich so freuen kann und ich mich mit ihr freue.

Gleichzeitig genieße ich die ruhigen Momente ohne Kind um ein Vielfaches mehr, die Zeit, wenn sie tatsächlich einmal schläft, so wie jetzt. Obwohl ich eigentlich auch schon schlafen sollte, um morgen ausgeruht zu sein, aber es ist gerade so schön, endlich anzufangen, etwas zu machen, zu schaffen, langsam und in Ruhe, ohne Unterbrechung. Die freie Zeit ist wertvoller geworden, das ist auch auf der Zugewinn-Seite.

Und so versuche ich achtsam und mit viel Lachen und Liebe, jeden Tag neu die Herausforderung, all das mit möglichst viel Leichtigkeit unter einen Hut zu bringen, zu meistern. Ich bin sehr neugierig, wie es weiter geht, und was ich noch dazulernen werde…

Catrin Grobbin

Klicke hier, um diesen Beitrag zu bewerten.
[Total: 0 Average: 0]