Produktiv sein trotz schönem Wetter

Juhu! Endlich ist der Sommer auch in Deutschland, sogar in Norddeutschland! Allerdings gibt es ja dadurch neue Herausforderungen. Ich beobachte in meinen Veranstaltungen und auch in meinen Coachings, dass natürlich das schöne Wetter uns so wunderbar nach draußen lockt, und die Arbeit insofern ein bisschen schwerer werden lässt. Deshalb gibt’s in diesem Artikel von mir meine Tipps und meine Methoden, wie ich mich motiviere, trotz des guten und schönen warmen Wetters, das draußen herrscht, drinnen auch ein bisschen fleißig am Schreibtisch zu sitzen und mit meinen Projekten weiterzumachen.

Wenn du lieber hörst, findest du hier die Podcast-Episode zu diesem Artikel:

Schönes Wetter kann die Produktivität behindern

Wir haben lange darauf gewartet dieses Jahr und nun endlich ist das schöne Wetter da! Es ist einfach ganz wunderbar, dass es jetzt mal endlich gerade nicht die ganze Zeit regnet und die Sonne scheint und man so richtig schön den Sommer genießen kann.

Allerdings, wenn man eben auch andere Dinge zu tun hat, für die Arbeit und gerade auch im Home-Office oder als FreiberuflerIn vielleicht, oder auch fürs Studium oder in meinem Fall für die Dissertation, dann kann das auch eine echte Plage sein.

Denn es fällt einem oft natürlich noch schwerer, dann wirklich am Schreibtisch zu sitzen und zu arbeiten. Vielleicht ist es sogar auch noch heiß im Zimmer. Mindestens ist ein trauriges Auge nach draußen gerichtet, weil das Wetter so schön ist und man selbst gerade drinnen sitzen soll.

ABER: Freizeit ist Freizeit!

Vorab aber der Hinweis: Wenn du Urlaub hast, dann ist natürlich nicht gemeint, dass du jetzt im Urlaub arbeiten sollst. Das nur mal so für alle Fälle, weil ich weiß, dass es auch viele Menschen gibt, die hohe Ansprüche an sich haben und dann vielleicht denken: „Wenn Catrin Tipps hat, wie ich bei Schönwetter arbeite, arbeite ich einfach weiter.“ Wenn du Urlaub hast, dann ist Urlaub. Dann genieß deine Zeit und lade deinen Akku wieder auf. Und auch wenn du diesen Artikel an einem Wochenende liest, dann ist nicht damit gemeint, dass du am Wochenende durchziehen sollst. Es sei denn, du hast das entschieden und du möchtest auch ein bisschen was machen, weil du vielleicht gerade ein Projekt bearbeitest, was du fertig haben willst und deswegen auch deine Freizeit zum Teil mit einsetzen willst.  

Meine Tipps für mehr Produktivität auch bei schönem Wetter

Wenn du aber gerade eigentlich keine Freizeit hast, dann lies bitte weiter, denn jetzt kommen meine Tipps, wie ich mich motiviere, mich an meinen Schreibtisch zu setzen:

Tipp 1: Prioritäten setzen

Tipp 2: Pomodoro-Technik

Tipp 3: Co-Working

Tipp 4: Pime-Time nutzen

Tipp 5: Belohnungen setzen und einlösen

Tipp 6: Mit den inneren Anteilen verhandeln

Und hier kommen die Tipps für mehr Produktivität auch bei schönem Wetter in Ausführlichkeit:

Tipp 1: Prioritäten setzen

Tipp 1 ist, genau zu planen was dran ist und was eben nicht. Das heißt ganz besonders auch, wenn es gute Gründe gibt, auch mal nicht zu arbeiten, geht es darum, Prioritäten zu setzen und eventuell auch etwas weniger einzuplanen

Es gibt dazu z.B. die Ivy Lee Methode wo man sich höchstens sechs Sachen für den nächsten Tag vornimmt. Gerade jetzt im Sommer, wenn das Wetter endlich schön ist und man auch mal schöne Dinge tun kann und vielleicht auch Teile der Familie Urlaub haben, spricht einiges dafür, auch ein bisschen weniger zu arbeiten, wenn man sich das leisten kann und sich entsprechend vielleicht nur vier Sachen vorzunehmen.

Das ist besonders wichtig, weil jetzt im Sommer die Gefahr von Müllzeit besonders groß ist. D.h. Zeit, in der ich nicht produktiv arbeite, weil ich z.B. aus dem Fenster schaue, aber auch keine Freizeit machen, weil ich es mir nicht erlaube, rauszugehen weil ich ja noch nicht fertig bin. Bevor du Müllzeit produzierst, solltest du vielleicht deinen Anspruch runterfahren und gemäß des Pareto-Prinzips mal schauen, was deine 80% sind oder vielleicht auch mal die 50%, die heute dran sind.

Tipp2: Pomodoro-Technik

Die Pomodoro-Technik ist ja ein Klassiker:  Ich stelle mir einfach eine Uhr – gerade dann, wenn ich besonders unmotiviert bin – auf eine halbe Stunde oder entsprechend meiner Motivation oder wie lange meine Aufgabe dauert etwas kürzer oder etwas länger.

Und vielleicht lege ich vorher fest, wie viele Pomodori ich machen will, d.h. wie viele „Tomaten“ à 30 Minuten. Und danach gibt es dann Freizeit mit gutem Gewissen.

Tipp 3: Co-Working

Zeitgleich mit jemand anderem zu arbeiten geht entweder an einem Ort oder auch online. Es ist unglaublich motivierend, wenn auch jemand anderes an etwas sitzt, zu dem er oder sie vielleicht auch gerade keine große Lust. Und ich kann sehen, wie die andere(n) Person(n) arbeitet/n und habe gleichzeitig eine Art „Überwachungseffekt“. Man kann sich natürlich auch in eine Bibliothek setzen, in der andere Menschen auch arbeiten. Aber man kann sich auch mit anderen Leuten „in echt“ verabreden oder per Telefon oder per Video-Call. Zu Beginn legt man fest, wie lange man arbeiten will und was sich jede/r vornimmt. Und dann wird losgelegt, mit Pomodoro oder ohne. Nach dem Ende des Co-Working kann jede/r selbst schauen, ob noch allein weitergearbeitet wird, an derselben Aufgabe oder auch an einer anderen oder ob dann Feierabend ist.

Tipp 4: Prime-Time nutzen

Der nächste Tipp ist dass du die Primetime mit hoher Konzentration nutzt, d.h. dass du versuchst, deine Arbeitszeit wirklich in die Zeiten zu legen, in denen du dich gut konzentrieren kannst, damit die Arbeit dir dann leichter fällt. Auf diese Weise kannst du – gerade im Sommer – vielleicht ein bisschen motivierter an die Arbeit gehen. Wenn es tagsüber heiß wird, ist früh am Morgen eine gute Zeit für die meisten, außer für die ausgesprochenen SpätaufsteherInnen. Du kannst auch für dich ungewöhnliche Zeiten nutzen, also früher, als du normalerweise aufstehst oder abends noch eine Runde. Das Kriterium ist, dass du zu der Zeit möglichst fit bist und dich gut konzentrieren kannst und im Außen vielleicht auch weniger Ablenkung da sind. Die Abendschicht geht natürlich nur gut, wenn es anschließend deinen Schlaf nicht beeinträchtigt.

Tipp 5: Belohnungen setzen und einlösen

Ganz besonders wichtig finde ich ja immer und auch gerade jetzt im Sommer, wenn das Wetter schön ist, dass du dir nach getaner Arbeit auch die Belohnung auszahlst, die du dir vorgenommen hast. Das heißt, dass du dann tatsächlich auch nach draußen gehst oder dich auf dem Balkon setzt oder ins Schwimmbad gehst oder was auch immer du eigentlich am liebsten tun würdest. Dass du auf jeden Fall dann Feierabend machst, wenn du dir Feierabend in Aussicht gestellt hast. Wenn du Kinder hast, werden diese vermutlich schon dafür sorgen, dass du Feierabend machst. Aber wenn du alleine lebst, ist die Gefahr natürlich groß, dass du den versprochenen Feierabend hinauszögerst oder ausfallen lässt und abends sagt dann dein innerer Schweinehund: „Das hatte sich aber überhaupt nicht gelohnt, dass ich früh angefangen habe. Das einzige, was ich davon hatte, war noch mehr Arbeit. Das sollte nicht passieren, also zahl dir auf jeden Fall deine Belohnung auch aus.

Und auch, wenn du Schwierigkeiten hast mit dem Anfangen, kannst du diesen Belohnungseffekt nutzen, indem du z.B. sagst: Jetzt stelle ich eine Uhr (Pomodoro-Technik) und danach mache ich mir meinen Eiskaffee oder mein Tee oder hol mir meinen leckeren Nachtisch (Belohnung).“

Wenn du in irgendeiner Form dazu in der Lage bist, einen gewissen Belohnungsaufschub zu tolerieren, d.h. erst zu arbeiten und dann die Belohnung auszuzahlen, und wenn es auch nur so in halbstunden Abschnitten ist, ist das eine Methode die sehr gut funktioniert.

Tipp 6: Mit den inneren Anteilen verhandeln

Und last but not least habe ich noch einen etwas aufwändigeren Tipp. In einem der letzten Artikel wir habe ich ja schon über das Innere Team gesprochen: Vielleicht musst du auch noch mit deinem Inneren Team in die Verhandlung gehen. Mit den einzelnen Stimmen sprechen, die z.B. sagen: „Jetzt ist endlich Sonne! Jetzt muss ich aber raus!“ und mit der, die sagt: „Aber die Arbeit muss ja auch gemacht werden. Das Projekt muss auch zu Ende gebracht werden.“ Oder auch mit der Perfektionistin, die sagt, wie viel eigentlich gemacht werden soll. Oder auch dem inneren „Dich-lieb-Haber“, der vielleicht sagt: „Nein, du darfst auch mal frei haben.“. Das Ziel wäre eine individuelle Lösung, die du mit deinem inneren Team erarbeitest, zur Frage: Arbeiten bei schönem Wetter: ja / nein / vielleicht.

Falls du Schwierigkeiten damit hast und dir Unterstützung wünschst kannst du natürlich auch mit dieser Frage sehr gern zu mir ins Coaching kommen.

Nun beende ich diesen Artikel, denn das Wetter ist schön und du willst ja vielleicht jetzt noch ein bisschen was schaffen und dann auch raus in die Sonne?!

Ich hoffe, die Tipps helfen dir weiter! Wenn du Fragen hast, kannst du mir wie immer natürlich auch sehr gerne eine E-Mail schreiben.

Ich wünsche dir eine wunderbare Sommerzeit! Bis bald!


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    Weniger aufschieben und entspannter leben mit dem Inneren Team (Teil 1)

    Das innere Team ist eine Methode, die ich selbst seit vielen Jahren anwende und sowohl für mich persönlich als auch im Coaching und in Seminaren als äußerst hilfreich erlebe.

    Wir starten in diesem Artikel mit einer Einführung in die Arbeit mit dem Inneren Team, in späteren Artikeln werden ich das noch weiter vertieften und dir zeigen, wie du dich mit einzelnen Aspekten und Stimmen aus deinem Inneren Team befassen kannst. Heute geht es erst einmal darum, was das Innere Team ist und wie du es für dich erstellen und nutzen kannst.

    Du kannst es nämlich ganz vielfältig nutzen: ob es nun darum geht, weniger aufzuschieben und etwas Wichtiges zu tun, was gerade ansteht und erledigt werden muss oder ob es darum geht, zu mehr Entspannung und weniger Stress zu kommen. Diese Methode kannst du quasi für alles anwenden, bei dem es um innere Klärung geht.

    Zu diesem Artikel gibt es auch eine Podcast-Episode:

    Was ist das „Innere Team“?

    Der Name „Inneres Team“ ist eigentlich eine Metapher, also eine Bildvorstellung für ein Modell unseres inneren Seelenlebens. Erfunden wurde es von Professor Dr. Friedemann Schulz von Thun, einem Hamburger Kommunikationspsychologen und emeritierten Psychologie-Prof. der Universität Hamburg. Ich hatte noch das Glück, bei ihm studieren dürfen und habe für mich sehr viel aus dieser Zeit mitgenommen.  

    Er hat noch viele andere, einflussreiche Modelle entwickelt, u.a. auch das sehr bekannte Kommunikationsquadrat mit den vier Ohren und vier Schnäbeln, das du vielleicht kennst.

    Das Innere Team ist eine Methode, in der es darum geht, das innere Seelenleben greifbarer und bearbeitbarer zu machen und sich innere Impulse, Gedanken und Gefühle als kleine Anteile und damit bildhaft als eigene, kleine Personen vorzustellen. Methoden für die Arbeit mit inneren Anteilen gibt es in etwas anderer Form auch in anderen Schulen oder von anderen Experten. Was das Innere Team für mich aber besonders macht, ist, dass es stark mit Visualisierung arbeitet, und zwar so einfach, dass es jede Person ganz leicht für sich selbst entwickeln kann.

    Inneres Team – wozu?

    Das heißt, egal welchen Bedarf du gerade hast oder in welchem Kontext du damit arbeiten willst, alles ist möglich. Du kannst dich dazu coachen lassen oder es für dich selbst anwenden, du kannst es beruflich für dich nutzen oder, falls du gerade als Fachfrau oder Fachmann liest, auch für deine Klientel.

    Du kannst quasi mit allen Menschen und für alle Themen mit dem Inneren Team arbeiten. Ich habe es schon in ganz vielen Kontexten angewendet, oft mit Studierenden, aber auch mit Coachees aus allen möglichen Bereichen sowie mit Azubis und Schülern und Schülerinnen.  Jede Person, die sich in irgendeiner Form auf die Idee einlassen kann, sich innere Anteile vorzustellen und diese zu visualisieren, kann super damit arbeiten.

    Das Innere Team hilft, um erst einmal ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, was in deinem Inneren gerade so los ist. Das wiederum bietet wunderbare Möglichkeiten für Klärung und Veränderung und damit langfristig auch zur Persönlichkeitsentwicklung. Es ist auch sehr hilfreich, um einzelne Situationen zu klären, zum Beispiel, um herauszufinden, wo und warum du gerade etwas aufschiebst oder wieso du dich gerade gestresst fühlst. Wunderbar eignet es sich auch für Entscheidungssituationen, wenn dir der Kopf vor lauter Argumenten und Gefühlen schwirrt.

    Inneres Team – Analogien

    Es gibt einige Analogien, die helfen, sich das Ganze besser vorzustellen. Im Namen klingt schon das Arbeitsteam mit, ich stelle mir also meine eigenen inneren Anteile wie ein Team in einem Büro, einem Werk oder einer Firma vor, die irgendwie zusammenarbeiten sollen.

    In der Regel haben wir erst einmal einen „Inneren Haufen“, wie ich es nenne, der sich oft nicht so einig ist und genau da liegt das Problem! Unser Ziel ist es, daraus ein Inneres Team zu formen und es unter die Leitung des Oberhauptes zu stellen.

    Das Oberhaupt bist du. Du bist der Chef oder die Chefin über dein Team. Ein wichtiger Teil bei der Arbeit mit dem Inneren Team ist nämlich, dass du deine Führungs-Qualitäten entwickelst und auch mal Entscheidung triffst, die vielleicht nicht alle gleich gut finden. Ganz so, wie es in einem echten Team auch manchmal der Fall ist, wenn die Leitung etwas entscheiden muss, womit ein Teil der Belegschaft nicht einverstanden ist. Alles basisdemokratisch zu entscheiden und es nur umzusetzen, wenn alle einverstanden sind, wäre schwierig oder führt zu Blockaden.

    Ein anderes Bild, das ich auch sehr gern benutze, ist das des Theaterensembles. Dein Team ist sozusagen eine Theatertruppe, dann kannst du dir vorstellen, dass du verschiedene Stücke spielst, denn ein Inneres Team bildet sich immer bezogen auf ein konkretes Thema.

    Ich würde dir auf keinen Fall empfehlen, dein Inneres Team über alle Themen, die dich im Leben beschäftigen auf einmal aufzumalen. Das sind erfahrungsgemäß viel zu viele Stimmen, in den Haufen bekommst du keine Ordnung. Um gut arbeiten zu können suchst du dir ein Anliegen, ein Thema oder eine Fragestellung aus und dazu erhebst du dann ein Inneres Team.

    Wenn wir beim Bild des Theaterensembles bleiben, dann kannst du dir vorstellen, dass ein bestimmtes Stück z.B. der Sommernachtstraum gespielt wird. Da sind auch nur bestimmte Rollen vergeben und je nach Akt oder Szene sind selbst dann nicht immer alle auf der Bühne.

    Wenn es Konflikte im Team gibt und sich innere Stimmen nicht einig sind, dann benutze ich auch gerne die Analogie eines Kindergartens.  Weil wir in solchen Streit-Situationen zumindest in unserem Innern oft auch nicht ganz erwachsen sind. Es gibt oft kindliche Anteile, gerade wenn wir innerlich zerstritten sind oder wie in Prüfungssituationen sehr gestresst sind.  Da ist der Vergleich mit einer Kindergartengruppe recht treffend. Das gibt dem Inneren Team auch noch mal und kleine humorvolle Komponente, wenn du auf dich selbst schaust und siehst: „Ach guck mal, wie alt bin ich denn heute an der Stelle?“, dann kannst du überlegen, was dieses Kita-Kind denn jetzt von dir brauchen könnte.

    Wenn es dir näher ist, dann kannst du auch mit einer Sportmannschaft oder dem Bild eines Orchesters arbeiten, wichtig ist, dass du immer Chefin oder Chef bist, Regie führst, dirigierst – du sagst, wo es langgeht.

    Inneres Team – Beispielstimmen

    Falls du vorher noch nie davon gehört hast, kann es sein, dass das jetzt noch relativ abstrakt für dich ist. Deshalb möchte ich dir jetzt ein paar Beispiele für innere Stimmen geben, also Ausschnitte aus einem Team – ich werde jetzt kein ganzes Team aufstellen, weil darin auch mal sieben oder auch zehn und mehr Stimmen zu einer bestimmten Fragestellung auftauchen können, gerade wenn es kompliziert wird. Es gibt aber Stimmen, die ich häufiger sehe, die du vielleicht auch in deinem Team hast, wenn du es für dich selbst ausprobierst.

    Ein oft auftauchendes Beispiel ist der Konflikt, wenn eine Anschaffung geplant ist. Stell dir vor du willst einen neuen Computer kaufen, also etwas was ein bisschen mehr kostet. Du kannst dich nicht so richtig entscheiden, ob überhaupt, was er kosten darf, was er können soll und welche Marke du möchtest. Ein Konflikt-Klassiker, der dann vielleicht in deinem Inneren tobt. Da wird sich die Finanzministerin finden, heftig auf dem Taschenrechner rumtippend und der Meinung „Das ist zu teuer, das können wir uns nicht leisten, guck mal ein bisschen günstiger.“.

    Auf der anderen Seite gibt es vielleicht auch den Markenfreund, der sagt „Ich muss den neuen iMac haben, den brauche ich unbedingt.“ und da haben wir schon einen Konflikt.

    Und vielleicht ist die Finanzministerin auch im Konflikt mit einer eher sachbezogenen Stimme, nennen wir sie mal „die Pragmatische“. Die sagt „Wir brauchen aber einen neuen Rechner, der alte macht es nicht mehr lang, der pfeift schon ganz laut. Wir müssen pragmatisch sein und jetzt schnell irgendwas aussuchen.“

    Darauf wird der Markenfreund dann sagen „Nein nicht irgendwas aussuchen! Ich will den Apple!“ und die Finanzministerin antwortet „Viel zu teuer, es darf nicht so viel kosten.“

    Da ist richtig was los im Inneren und was oft dabei rauskommt, ist, du kaufst ihn nicht, du entscheidest dich nicht, du holst noch mehr Angebote ein und du kannst dich weiterhin nicht entscheiden.

    Schauen wir uns ein anderes Beispiel an, eine Aufgabe, die du vielleicht aufschiebst. Da gibt es auch so ein paar Klassiker, eine Stimme könnte der innere Schweinehund sein, der sagt „Ich habe keine Lust das zu machen.“. Allerdings steckt da häufig noch was anderes drin, der „innere Schweinehund“ ist für mich so eine Art Oberkategorie für alle möglichen Blockaden, die man haben kann. Deswegen sage ich immer: Den inneren Schweinehund sollte man als erstes ein bisschen näher kennenlernen, vielleicht stecken da sogar mehrere Stimmen drin.

    Zwei Beispiele. Es könnte z.B. eine Stimme der Befürchtungen sein, darüber, was alles schief gehen könnte, oder sogar ein ganzer Befürchtungs-Strudel. Weil Befürchtungen häufig wie ein Karussell sind, sie drehen sich immer im Kreis, schneller und schneller und der Befürchtungs-Strudel denkt dann auch was alles schief gehen könnte.  „Diese Prüfung werde ich niemals schaffen, die anderen sind alle schon viel weiter als ich und es ist gar nicht mehr viel Zeit aber noch so viel zu lernen.“

    Die Stimme steht möglicherweise in Konflikt mit einem Optimisten, der sagt „Das wird schon.“, oder sogar ein richtig krasser Optimist, der vielleicht ein bisschen drüber ist und sagt „Kein Grund zur Panik, ich muss noch nicht anfangen, es ist noch so viel Zeit.“.

    Häufig beim Aufschieben findet sich auch das Thema Perfektionismus, d.h. eine Perfektionistin ist dann auch im Team, die sagt: „Aber nicht „Irgendwie bestehen!“, sondern „Ich gebe doch nicht irgendwas ab! Es muss schon richtig perfekt und toll sein. Ich will ein Preis gewinnen, eine eins mit Sternchen bekommen und alle sollen jubilieren. Darunter mache ich das nicht.“.

    Jetzt spürst du vielleicht schon, wie schwierig das sein kann, so richtig ins Machen zu kommen, wenn du so von Befürchtung getrieben bist und dann noch ein Perfektionsanspruch hast.

    Das zweite, was auch häufig im Schweinehund stecken kann, ist Erschöpfung – es könnte eine erschöpfte Stimme geben. Die sagt vielleicht „Ich kann gerade gar nicht mehr, es war so viel dieses Jahr, der Lockdown war so unglaublich anstrengend und ich bin am Ende meiner Kraft.“.  Manchmal hat die Erschöpfte auch gar nicht so viele Worte, manchmal stöhnt sie einfach nur. Das ist eine Stimme, die ich häufig im Schweinehund wiederfinde.

    Zum Schluss noch einige Stimmen, die gerne beim Thema Stress auftauchen. Stress und Erschöpfung, auch dazu kann man natürlich in Inneres Team erheben. Auch da kann auf jeden Fall eine Stimme auftauchen, die sagt „Ich bin so erschöpft ich brauche unbedingt eine Pause.“. Die steht vielleicht im Konflikt mit der Pragmatischen oder auch mit der Prüfungspanik.

    Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer und auch Selbständige, die sich um den Umsatz sorgen, sagen oft „Du musst weiterarbeiten, dies noch erledigen und das noch machen und jenes noch wegarbeiten.“ Nennen wir sie vielleicht die Arbeitsmaschine, die im Konflikt steht mit der Erschöpften. Auch das kann zur Folge haben, dass wir sehr gestresst sind und Dinge aufschieben, weil wir einfach nicht mehr können.

    Bei Stress gibt es häufig auch noch die angepasste Stimme, die sagt „So wie ich jetzt bin und mich gerade fühle, so darf ich nicht sein. Schluck es runter, stell dich nicht an, auch wenn du erschöpft bist.“.

    Kürzlich war Sandra Liane Braun bei mir im Interview und wir haben über das Thema Burnout gesprochen. Etwas, was Burnout befördert ist, dass ich nicht spüre oder mich nicht traue zu spüren, wie es mir eigentlich wirklich geht. Dass ich immer denke, „Ich halte durch, das schaffe ich noch, ich halte noch ein bisschen durch, das schaffe ich auch noch…“.

    Mit dieser Durchhalte-Stimme, die sagt „Das schaffe ich noch. Ich schaffe es noch bis zum nächsten Baum, dann schaffe ich es noch bis zur nächsten Ecke und die nächste Kurve auch noch.“ liegt die leise Stimme der Erschöpften in Konflikt, die sagt „Ich brauche eine Pause, ich kann nicht mehr.“. Die wird aber nicht gehört. Solche Stimmen, die nennen sich verbannte Stimmen, hängen hinter einer Mauer oder hinter einem Zaun, da wir sie nicht so gern haben und sie deshalb nicht hören wollen.

    Bei Stress kann es aber auch einen inneren Wüterich geben, der sagt „Ich bin so sauer, ich kann Euch gar nicht sagen wie sehr ich mich aufrege, dass geht so alles gar nicht.“. Den finden wir oft in Kombination mit einer angepassten Stimme, die sagt „Nee, das darf ja nicht sein. Ich bin nicht wütend, wütend sein gehört sich nicht und wenn, dann darf ich es nicht zeigen.“. Oder in Kombination mit einer ängstlichen Stimme, die sagt „Wenn ich jetzt hier meine Wut rauslasse, dann kriege ich richtig Ärger. Das lassen wir lieber bleiben, führt auch dazu, dass diese ganze Energie nach innen geht, das ist ganz ungünstig und macht großen Stress im System.“

    Inneres Team erstellen

    Als nächstes erkläre ich dir, wie du dein Team aufmalen kannst:

    Du nimmst dir ein Blatt Papier, mindestens A4-Format, es darf aber auch gerne größer sein, und am besten legst du es quer. Denn dann hast du mehr Platz, um die Stimmen und ihre Sprechblasen zu platzieren, dazu gleich mehr.

    Dann malst du einen Torso auf, d.h. du malst einen Kopf und darunter einen dicken Bauch, der nach unten offen ist. Neben den Kopf schreibst du dein Anliegen, wenn du willst in eine Sprechblase. Dein Anliegen sollte idealerweise offen und lösungsorientiert formuliert sein, schreibe auf, was du möchtest oder wozu du etwas wissen willst. Es sollte auf ein Thema eingegrenzt sein, denn sonst wird es schnell unübersichtlich.

    In den letzten 15 Jahren meiner Arbeit in Seminaren zum Inneren Team habe ich die Erfahrung gemacht, dass Formulierungen wie „Wie kann ich das und das machen?“, „Wie geht es mir mit XY?“ sehr gut funktionieren, um herauszufinden was in uns zu dem Thema los ist.

    Eine rein negative Frage wie „Warum mache ich das und das nicht.“ führt dazu, dass sich nur die Stimmen melden die erklären, warum nicht. Das kann natürlich auch interessant sein, allerdings enthält es keine Einladung für die Stimmen, die dafür sind. Wenn das Ziel ist, dass ich ins Tun komme, oder dass ich entspannter sein will, dann ist es gut, wenn ich beide Lager einlade. Das klappt oft am besten mit solchen offenen und ins Positive gerichteten Fragestellung,

    Wenn die innere Aufstellung sehr negativ ist, wird sich das trotzdem zeigen. Aber wenn du es offen lässt, dann kannst du mindestens vielleicht die leisen Stimmen hören, die am Rand des Vorhangs schon mal raus gucken und sagen „Ich würde es mal versuchen.“

    Du schreibst also dein Anliegen neben den Kopf in eine Sprechblase und dann spürst du in dich hinein, wer oder was sich zu diesem Thema in dir meldet. Welche Stimme macht sich zuerst bemerkbar, welche Gedanken und Gefühle hat sie? Und dann malst du dazu eine kleine Figur oder ein kleines Strichmännchen mit Kopf und Oberkörper in den Bauch. Dann bekommt die Figur einen Namen und einen prägnanten Satz. Schreibe den Namen unter die Figur und den Satz wieder in eine Sprechblase.

    Die Finanzministerin könnte zum Beispiel sagen: „Das ist viel zu teuer.“ oder „Das können wir uns nicht leisten.“. Die Perfektionisten sagen meistens: „Gut ist nicht gut genug, es muss perfekt sein.“

    Als Name kannst du auswählen, was dir am besten gefällt. Das können Eigennamen sein, es können Namen lebender oder auch verstorbener Personen sein. Du musst dein Team ja niemanden zeigen, du kannst also unbesorgt Namen von Personen wählen, die dich an diese Stimme erinnern.

    Tatsächlich ist es häufig so, dass wir Stimmen aus unserem Umfeld in unser Inneres Team nehmen. Das kennst du vielleicht schon, wenn du plötzlich in deinem Inneren deine Mutter oder deinen Vater hörst und dich erschreckt fragst „Wo kommt das denn plötzlich her?!“. Es ist naheliegend, dass wir solche Stimmen in unser Inneres Team einbauen, wir wurden durch sie geprägt.

    Friedemann Schulz von Thun ist ein großer Fan von Wilhelm Busch und nennt Figuren deshalb gerne mal Susi Sonnenschein oder Mirko Mürrisch. Ihr könnt sie aber auch nach den Emotionen benennen, die sie haben, also beispielsweise der Wüterich. Ich würde aber auch immer noch mal versuchen zu spüren, ob es auch einen konkreteren Namen gibt. Denn auch wenn ich mal wütend bin, bin ich ja trotzdem auch noch Catrin, und genauso kann eure Wüterich-Stimme mehr Facetten haben als seine Wut. Von daher finde ich es für die Weiterarbeit etwas einfacher, wenn die Stimmen auch noch eine etwas andere Qualität haben. Manchmal sind ja auch mehrere Stimmen über verschiedene Dinge wütend.

    Zu Beginn ist es aber auch wunderbar, erstmal aufzuschreiben, dass du eine ängstliche Stimme hast, eine traurige und vielleicht eine wütende. Bevor dir kein Name einfällt, nimm ruhig erst mal diese.

    Ich bin auch ein Fan von zusammengesetzten Namen, vor allem, wenn mir keine Namen einfallen, die so richtig gut passen. Dann nehme ich zum Beispiel „Der-keine-Lust-hat“ oder „Die-immer-müde-ist“. Die Namen sollten nicht unendlich lang sein aber vier kleine Wörtchen gehen meist noch.

    So machst du jetzt weiter, du hörst in dich hinein und schaust, welche kleine Stimme sich meldet, gibst ihr einen Namen und schreibst ihren Satz hin. Nach und nach füllt sich der Torso, bis keine mehr kommt.

    Wichtig ist noch, dass du weißt, dass es Frühmelder und Spätmelder gibt. Also Stimmen, die sich sofort melden, die Lauten und Schnellen, die ganz fix bei der Sache sind, und die Leisen und Langsamen, die Zeit brauchen und spät auftauchen. Die kommen vielleicht sogar Stunden oder auch Tage später. Also leg dein Inneres Team nicht so weit weg, sondern achte vor allem in Situationen, in denen du ganz entspannt bist, darauf, ob sich da noch was zu deiner Fragestellung meldet. Vielleicht kurz vor dem Einschlafen, morgens beim Aufwachen oder unter der Dusche. Das sind häufig ganz interessante und wichtige Stimmen, die solltest du auf jeden Fall noch ergänzen.

    Inneres Team – Auswertung

    Jetzt hast du also dein inneres Team gezeichnet, im nächsten Schritt kannst du schon eine erste Auswertung machen und spüren wie es dir damit geht. Wenn du auf das Innere Team schaust: welche Gedanken und Gefühle hast du?

    Vielleicht denkst du „Kein Wunder, dass ich nicht ins Tun komme, wenn da so viele Stimmen sind, die dagegen sind.“ oder du bist ein bisschen irritiert und überlegst, was du nun damit machen sollst. Möglicherweise betrachtest du es auch frustriert mit einem „Ja, genauso ist es.“.

    Das ist alles normal und alles wunderbar, denn dies ist ja der erste Schritt zur Klärung und da geht Klarheit vor Schönheit. Das ist eben noch nicht das gut gestimmte Orchester, das ist erstmal noch der „Innere Haufen“. Es ist gut, wenn du erst einmal um ihn weißt und anerkennst, was da ist.

    Du kannst jetzt schauen, ob dir irgendwas auffällt.  Gibt es möglicherweise Kooperationen, Stimmen, die gut zusammenpassen und miteinander in eine Richtung wandern, oder gibt es Konflikte untereinander. Vielleicht hast du ja auch schon Ideen dazu, wie dein Verhalten zustande kommt oder warum du gestresst bist.

    Dann kannst du es erstmal so stehen und wirken lassen, denn es wird im Hinterkopf weiterarbeiten. Jedenfalls erlebe ich häufig, dass, wenn wir im Coaching erstmal nur das Innere Team erheben und es dann so stehen lassen, dann ist meistens auch die Person, die sich damit beschäftigt hat, vorerst damit fertig.  Du wirst auch sehen, es ist nicht ganz unanstrengend, sich vor sich selbst so schonungslos zu offenbaren, Dann ist es ganz gut, wenn man es ein bisschen liegen lässt und erstmal schaut, was sich daraus entwickelt, um dann später noch damit weiterzuarbeiten.

    Es gibt im Anschluss die Möglichkeit, die Stimmen nach Kooperationen, Konflikten oder nach Dominanz zu sortieren. Du kannst auch das Erscheinungsbild noch weiter ausformulieren oder mit den Konflikten weiterarbeiten. Zum Beispiel fehlende Stimmen ergänzen, die zur Konfliktlösung beitragen können, oder einzelne Stimmen besser kennenlernen und stärken. In diese Themen werden wir später noch einmal tiefer einsteigen.

    Dafür ist natürlich gut, wenn du dein Inneres Team parat hast. Wenn du Lust bekommen hast, dann hol dir doch jetzt ein Blatt Papier und einen schönen Stift, und leg einfach los zu deiner Fragestellung.

    Wenn du spezielle Fragen dazu hast, schreib mir gerne eine Nachricht. Vielleicht nehme ich das dann in die Fortsetzung zum Inneren Team mit auf.

    Ich bin sehr gespannt, welche Erfahrungen du machst, und freue mich, wenn du sie mit mir teilen magst. Ich wünsche dir vor allem Selbsterkenntnis und dass du damit für dich ein Stückchen weiterkommst.

    Auf jeden Fall sehr viel Spaß beim Ausprobieren und Erkunden und viel Erfolg mit deinem inneren Team.


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      Lass uns Tacheles reden: Bist du Opfer oder Creator?

      Heute reden wir mal Tacheles. Wir kennen uns ja nun schon eine Weile. Falls dies dein erster Blogartikel von mir ist, lies vielleicht zuerst einen anderen, denn es wird heute ein wenig ungemütlich hier bzw. unverblümt.

      Es ist eine unbequeme Wahrheit: Viele oder sogar die meisten von uns stecken oft in einer Opferrolle.

      Das ist gesellschaftlich sehr weit verbreitet und wird häufig auch durch „Zuwendung“ belohnt.

      Falls du lieber hörst, anstatt zu lesen, findest du hier die ganze Podcast-Episode zu diesem Thema:

      Was genau meine ich mit Opferhaltung?

      Was genau meine ich mit Opferhaltung? Das, was wir denken und wie wir über die Dinge denken, beeinflusst unsere Gefühle und unsere Handlungen – positiv oder negativ. D.h. es kann entweder hilfreich sein oder hinderlich.

      Ich gebe dir mal ein paar Beispiele:

      „Ich muss so viel lernen.“ oder „Ich muss so viel arbeiten.“ – evtl. mit jammervollem Unterton vorgebracht. Im Gegenzug erhalten wir oft Mitleid:

      “Oh, du Arme!” / “Oh, du Armer!” – auch von uns selbst.

      Prüfe einmal selbst: Welche Energie spürst du, wenn du diesen Satz aussprichst?

      Hast du Lust auf deine Arbeit oder das Lernen? Oder merkst du richtig, wie die Mundwinkel runtergehen und du jetzt gar keine Lust mehr hast.

      Schauen wir uns ein zweites Beispiel für den Opfer-Modus an:

      „Schon wieder Steuererklärung! Wer hat sich das bloß ausgedacht?! Sowas Blödes“

      Dahinter steckt: “Ich arme Wurst, jetzt muss ich mich damit schon wieder rumärgern!”

      Und ich kann das gut verstehen! So wie die meisten, habe ich auch in der Regel keine Lust auf meine Steuererklärung.

      Aber prüf auch hier einmal nach: Wieviel Lust hast du, wenn du so über die Steuererklärung denkst? Wie viel Energie für die Problemlösung steht dir zur Verfügung?

      Ein drittes Beispiel:

      „Ich fühl mich gar nicht gut. In dieser Stimmung/ Verfassung kann ich nicht arbeiten.“

      Das Mitgefühl der anderen (und dein eigenes) ist dir auch hier sicher. Krank sein ist immer ein guter Grund. Aber sei einmal ganz ehrlich: Wie fühlt es sich an, wenn du dich so komplett hängen lässt?

      Natürlich ist wirkliches Kranksein ein Grund und ich möchte dich auch auf keinen Fall auffordern, zu arbeiten, wenn es dir wirklich nicht gut geht. Dann ist Selbstfürsorge dran.

      Aber tatsächlich ist so – das weiß ich aus eigener Erfahrung und auch von meinen Klientinnen und Klienten – dass das eigene Befinden sich schlagartig verschlechtert, wenn wir an eine Aufgabe herangehen „sollen“, die wir nicht tun wollen, gegen die wir einen inneren Widerwillen haben.

      Und wenn du das an dir beobachtest: Eben ging es dir noch gut, aber sobald du an die Aufgabe denkst, geht es dir viel schlechter und du „kannst nicht mehr arbeiten“, dann solltest du der Sache auf den Grund gehen.

      Opferhaltung macht unglücklich und führt zum Aufschieben.

      Opferhaltung macht unglücklich und führt zum Aufschieben. Denn wenn ich in dem Gefühl bleibe, dass andere etwas für mich entschieden haben, dass ich keinen Einfluss auf das habe, was ich tun „muss“, wenn ich gegen meinen inneren Widerstand handle, dann kann ich nicht in eine positive Arbeitshaltung kommen.

      Natürlich gibt es Dinge, die uns keinen Spaß machen und die wir lieber vermeiden würden. Aber häufig gehören auch solche Aufgaben zu Zielen, die wir uns setzen. Und manchmal gehört auch ein bisschen Unbequemlichkeit zum Leben dazu.

      Was ist im Gegensatz dazu ein Creator?

      Ein Creator erlebt sich als UrheberIn des eigenen Lebens. Sie oder er trifft Entscheidungen – und lebt mit den Konsequenzen. Sie / Er setzt sich Ziele und verfolgt sie. Wenn Widerstände auftauchen sucht sie/er Lösungen statt Ausreden. Sie sucht Wege anstatt Gründen, warum es nicht geht.

      Hart aber wahr: Du hast die Auswahl.

      Ich persönlich kann dir aus eigener Erfahrung den Creator-Modus empfehlen! Wann immer ich es schaffe, begebe ich mich in die bewusste Schöpferinnenrolle. Und dann löffle ich die Suppen aus, die ich mir selbst “eingebrockt” habe. Meistens macht das sogar Spaß, und falls das nicht der Fall ist, ist es “nur” Arbeit.

      Und wenn du dich entschieden hast, eine Creatorin/ ein Creator zu sein, dann kannst du diese Schritte gehen, um auf deine Ziele zuzusteuern:

      Vier Schritte, um ein Creator zu sein

      1. Finde heraus, was du wirklich willst. Was möchtest du erreichen?
      2. Mach daraus ein klares Ziel.
      3. Brich dein Ziel auf kleine, machbare Schritte herunter.
      4. Dann geh Schritt für Schritt deinen Weg.

      Nutze unterwegs alle Ressourcen, die du auftreiben kannst: Unterstützung, Erfahrung anderer, Tools, Techniken und Tipps, spüre und reguliere deine Emotionen, beachte und steuere deine Gedanken und schau immer wieder mal, ob du noch auf dem richtigen Weg bist.

      Ich wünsche dir ganz viel Erfolg dafür!

      Und falls du meine Unterstützung möchtest bin ich da. Schreib mir einfach und wir sprechen darüber:


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        Burnout-Prophylaxe – Interview mit Sandra Liane Braun

        Heute gibt es ein Interview mit Sandra Liane Braun. Sie ist Coach für Stressreduktion und Burnout-Prävention und wir reden über die Themen Burnout und Stress und was man auch schon im Vorfeld dagegen tun kann. Und auch über das Thema “Was will ich eigentlich wirklich?”.

        Wer ist Sandra und was macht sie?

        Catrin Grobbin: Hallo liebe Sandra! Wie schön, dass du heute Zeit für dieses Interview gefunden hast! Es ist ein ganz wichtiges Thema, über das wir heute sprechen. Dein Slogan ist ja “Raus aus dem Stress – rein ins Leben.”. Magst du mal sagen, wer du bist und was du so tust?

        Sandra Liane Braun: Ja, gerne. “Raus aus dem Stress – rein ins Leben.” – Ich bin die Gedankensortiererin für Menschen, die sagen “Ich kann nicht mehr!” oder “So kann’s nicht weitergehen! Ich muss irgendwas verändern, ich weiß aber nicht, wie. Ich bin Coach und viel mehr noch: Ich bin die Sandra, ich bin 45 Jahre alt, lebe im kleinsten Bundesland von Deutschland, im Saarland, bin verheiratet und man findet mich ganz viel draußen in der Natur. Ich wandere leidenschaftlich gerne und in meinen Auszeiten, bin ich meistens mit meinem Mann und unserem Wohnmobil irgendwo unterwegs und kann da so richtig schön abschalten.

        Catrin Grobbin: Das ist schön. Du hilfst ja Menschen, dass sie aus dem Burnout rauskommen oder auch gar nicht erst reinrutschen und überhaupt weniger Stress haben. Dass du zu dieser Tätigkeit gekommen bist, hat ja eine Geschichte. Kannst du vielleicht den Hörerinnen und Hörern einmal sagen, wie du dazu gekommen ist, das zu tun? Du bist ja, so wie ich, gar nicht im ersten Weg gleich Coach geworden. Du hast ja auch schon ein Vorleben.

        Sandra Liane Braun: Ja, tatsächlich, es gibt eine Geschichte dazu. Und zwar bin ich so circa 2002 selbst in einem Burnout gelandet. Damals war ich Mitte 20 und leitende Führungskraft. Mir ging’s wirklich sehr schlecht und ich habe mir damals keine Hilfe geholt bzw. ich war so zu zwei, drei Gesprächen bei einem Therapeuten und irgendwie hat mich das nicht überzeugt. Und wieso? Generell war meine Denke, ich schaffe es schon irgendwie alleine. Und das war wirklich ein mühsamer Weg, der hat auch ein paar Jahre gedauert hat. Und es war sehr anstrengend, da wieder rauszukommen. Und als ich so einigermaßen nach ein paar Jahren mal wieder ” in der Spur gelaufen bin”, da hat sich in mir wirklich ein ganz tiefer Wunsch entwickelt. So ein Gefühl und der Gedanke dazu: “Irgendwann möchte ich mal etwas mit Menschen machen, dass denen das erst gar nicht passiert, dass sie gar nicht erst in so ein Burn-out reinrutschen.” Und ich wusste überhaupt nicht, was das sein kann. Und irgendwie hat mein Weg mich dann so dahin geführt, wo ich heute bin.

        (Lockdown-)Stress und Burnout

        Catrin Grobbin: Das finde ich ganz großartig. Menschen wie du sind so wichtig und gerade auch in der heutigen Zeit. Und gerade jetzt im Moment mit diesen Lockdowns, die ja schon über ein Jahr dauern, hab ich das Gefühl, alle sind schon so ein bisschen an der Kannte oder auch drüber. Ich spreche ja in meinen Veranstaltungen mit vielen und ich sehe es auch auf Social Media, dass viele auch mit dem Home-Schooling oder mit diesem im-Home-Office-Sein, mit der Mehrfachbelastung und dieser Unsicherheit ihre Schwierigkeiten haben. Jetzt auch noch die Frage mit dem Impfen: “Wie kriege ich ein Termin” oder “Will ich das überhaupt?” usw. Da sind so viele Dinge, die uns noch zusätzlich stressen, dass das Thema “Umgang mit Stress” gerade ganz, ganz wichtig ist.

        Sandra Liane Braun: Das stimmt. Und ich merk auch, so im ersten Jahr Pandemie haben die meisten Leute noch gesagt: “Ich schaffe das schon irgendwie, das geht auch wieder vorbei.” Und dann kam der Winter-Lockdown sehr früh und der Frühjahrs-Lockdown… Und ich beobachte und ich merke das auch bei den Menschen, die jetzt zu mir kommen. Das wird jetzt erst so richtig spürbar, dass es einfach wirklich nicht mehr geht. Und oftmals fallen die Menschen jetzt in ein Loch. Und man weiß ja auch immer noch nicht genau, wie es weitergeht.

        Catrin Grobbin: Ich merke selber auch, dass der Stresslevel hier ein bisschen höher ist. Genau, das ist ist ja eigentlich etwas, was es mit dem Burnout gemeinsam hat. Ganz lange immer runterschlucken oder denken “Das schaffe ich noch, das schaffe ich noch. Bald ist Pause, und dann war es das.” Und dann kommt sie doch nicht, die Pause. Also haben wir alle sozusagen gerade einen kollektiven Burnout oder sind nahe davor.

        Sandra Liane Braun: Ja, so dieses Aushalten in einer Situation, egal welche Situation das ist.

        “Womit kommen die Leute so zu dir?”

        Catrin Grobbin: Und was sind denn so häufige Themen und Probleme? Egal ob es jetzt wegen Corona ist oder wegen irgendetwas anderem. Womit kommen denn die Leute so zu dir?

        Sandra Liane Braun: Es sind auf der einen Seite sehr unterschiedliche Themen. und auf der anderen Seite läuft es irgendwo immer aufs Gleiche hinaus und alle haben etwas gemeinsam. Das sind so Themen wie: Einige fühlen sich im Job total überfordert, weil einfach zu viel Masse an Arbeit und Meetings und sie wissen da einfach nicht mehr ein und aus. Andere dagegen fühlen sich total unterfordert, gelangweilt und halten in dieser Situation aus. Und beide stellen sich dann so die Frage: “Oh mein Gott, was will ich eigentlich?” oder “Was mache ich denn hier? Wo bin ich denn hier eigentlich gelandet?” Und es gibt andere, die fühlen sich z.B. gestresst in ihrer Rolle als Führungskraft, weil sie eigentlich sehr harmoniebedürftige Menschen sind und von sich glauben, dass sie dieser Rolle als Führungskraft nicht gerecht werden. Oder es gibt auch wirklich Menschen, die einfach in einer Sinnkrise stecken und sagen: “Ich habe gar keine Ziele mehr. Ich weiß nicht, was meine Träume sind.”, sie wissen nicht mehr vor und zurück.

        Es gibt Menschen, die stehen an irgendwelchen Wendepunkten im Leben. Das kann eine Trennung oder eine Scheidung sein. So mit der Frage “Und jetzt? Wer bin ich eigentlich? Wie geht es noch weiter?” Oder ein Wendepunkt auch im Job. Ich erlebe häufig, dass jemand sagt: “Ich weiß, es ist Zeit zu kündigen. Aber bevor ich jetzt irgendwo hin renne und weitermache und merke, ich komme immer irgendwie wieder in die gleiche Situation, will ich da doch jetzt mal hingucken. Das scheint ja was mit mir zu tun haben.”

        Und manche Menschen sagen auch: “Sandra, mein Perfektionismus, der treibt mich noch in den Wahnsinn. Ich seh, das ist mein hausgemachter Stress. Es ist mir bewusst, aber ich weiß nicht, wie ich abstellen soll. Also schon ein bisschen reflektierter. Und viele sagen auch ich habe schon zig Ratgeber-Bücher gelesen und Youtube-Videos angeschaut, aber ich komme nicht weiter. Irgendwann braucht man Unterstützung, damit man weiß: “Wie komme ich jetzt dahin, dass es anders wird?”

        Was alle gemeinsam haben. Es ist ein ganz einfacher Wunsch und mehr als legitim: Alle wünschen sich irgendwie Gelassenheit im Leben. Leichtigkeit im Leben. Wieder Freude spüren. Einfach auch wieder Zuversicht im Leben haben. Vertrauen. All die schönen Dinge. Glück. Einfach glücklich sein. “Ich will wieder lachen können.” Ganz einfache, aber absolut lebensnotwendige Dinge, die wir im Leben brauchen, damit wir uns wohlfühlen. Damit es ein schönes Leben ist.

        Catrin Grobbin: Ja, damit kommen Leute auch ganz oft zu mir. Perfektionismus. Da haben wir auch häufiger mit zu tun im Coaching. Damit machen wir uns selber häufig das Leben echt schwer, wenn wir die Sachen nicht nur gut oder sehr gut machen wollen, sondern perfekt. Das ist wirklich so eine Falle.

        “Was sind deine Lieblings-Tipps?”

        Catrin Grobbin: Was sind denn deine Lieblings-Tipps? Gibt es deine liebsten drei oder fünf Tipps, die du geben kannst?

        Sandra Liane Braun: Ja, die Frage nach den Tipps… Oftmals kommen Menschen zu mir und sagen: “Sandra, du bist doch die Expertin. Du kannst mir bestimmt sagen, was ich anders machen soll.” Und ich sage mal so: “Ja, das könnte ich. Nur wie fühlt sich das für dich an, wenn ich dir jetzt sage: Naja, du musst einfach mehr Sport machen, meditieren, Entspannungs-Kurse besuchen, dich gut ernähren. Hast du alles schon gehört? Aber du stehst immer wieder an dem Punkt, dass du sagst: Ja, weiß ich, aber ich kriege es einfach zeitlich nicht auch noch ein sortiert.” Und das macht ja wieder Stress und wieder Stress und wieder Stress.

        Und mein Tipp ist in erster Linie, der Allerwichtigste, ist “Achte auf deine Gedanken. Was reden deine Gedanken dir den ganzen Tag ein? Wie du sein solltest, was du tun müsstest und solltest und könntest. Was du alles nicht kannst. Wer vielleicht noch besser ist.” Und ich merk schon, wenn ich das sage, kommt in mir schon der Stress hoch. Vielen von uns ist gar nicht bewusst, was in unserem Kopf wirklich abgeht. Und Catrin, du weißt es auch: Stress entsteht einfach nur im Kopf, in unseren Gedanken. Und manche Menschen sagen auch: “Ich möchte einfach nicht mehr denken. Ich will, dass diese Gedanken aufhören.” Das tun sie aber nicht, denn dann würde unser Gehirn ja nicht mehr arbeiten. Also ist mein Tipp: “Achte auf deine Gedanken. Was reden sie dir ein? Was reden sie dir aus? Da liegt dein Stress.” Und so simpel, wie das klingen mag, so simpel arbeite ich auch dann mit meinen Klienten. Es muss nicht immer das ganz riesengroße Programm sein, um wieder Ruhe in sich zu finden. Und darum geht’s ja. Die Menschen wünschen sich innere Ruhe.

        “Stress entsteht zwischen den Ohren.”

        Catrin Grobbin: Du sagst ja auch: “Stress entsteht zwischen den Ohren.”, das weiß ich aus einem Fernseh-Artikel über dich oder mit dir. Das finde ich ein ganz schönes Bild, dass man mal schaut: “Was ist eigentlich zwischen meinen Ohren los, dass ich so gestresst bin?” Bei manchen klingelt es ja dann auch im Ohr oder sie kriegen Ohrensausen. Es ist eigentlich auch ein schönes Bild, dass man merkt, es ist gerade zu viel.

        Sandra Liane Braun: Absolut. Und weißt du, wo du es gerade: Ich höre jetzt auch in meinen Ohren ein bisschen Wiederstände von manchen Menschen. “Ja, aber meinen Chef stresst mich. Das Zoom-Meeting stresst mich. Und hier ist Druck und da ist Druck. Oder der ist blöd.” Na ja, das sind alles Dinge, die von außen auf uns zukommen. Und es gibt auch Dinge, die wir wirklich nicht abstellen können. Home-Schooling ist jetzt. Ich kann es nicht abstellen. Ich möchte das nicht klein reden oder vom Tisch schieben. Nur im Außen finden sich eben die Lösungen nicht. Die Lösung ist immer in uns. Und das ist zwar ein bisschen Coach-Sprache, Catrin, das weißt du auch. Aber so viele Menschen kommen zu mir und sagen: “Sandra, ich weiß, mein Stress ist hausgemacht. Ich habe so viele Ratgeber-Bücher gelesen, und ich weiß, dass ich mir den Stress selbst mache. Aber ich weiß nicht, wie ich das abstellen kann.” Und es ist immer dieser Wunsch da: “Ich würde einfach gerne meine Gedanken abstellen.”

        Den Wunsch kann ich sehr gut nachvollziehen und gleichzeitig wissen wir, dass das nicht funktioniert. Unser Gehirn tut das halt einfach. Also ist es doch “ein Leichtes” hinzugucken. “Was machen denn die Gedanken mit mir?” Und da setze ich an. Alle anderen Tipps, die im Außen ansetzen, kennen alle Leute. Jeder weiß, wenn ich gestresst bin, wäre es gut, wenn ich mal ein bisschen joggen gehe oder ein bisschen meditiere. Aber wir wissen auch, dass das vielen Menschen bereits auch wieder Stress macht. “Ja, ich müsste, ich könnte, ich sollte. Aber ich schaffe es gerade nicht, weil der Alltag grad sowieso schon so schwierig ist.” Und dann kommt nochmal Stress obendrauf. “Ach ich kriege nix auf die Reihe. Noch nicht mal, dass ich mich um mich kümmere, kriege ich auf die Reihe.” Da sind wir wieder beim Thema Gedanken. Das ist für mich die einzige Prävention: Achte auf deine Gedanken. Was reden sie den ganzen Tag ein oder aus?

        Wenn Perfektionismus Stress auslöst…

        Catrin Grobbin: Ja, das ist ein total guter Ansatzpunkt. Den kann ich gut nachvollziehen. Und du hast eben was über den Perfektionismus gesagt. Hast du da auch eine Idee bzw. was machst du häufiger mit Menschen, wenn sie diesen Perfektionismus-Anspruch im Kopf haben und denken, “Es muss perfekt werden, ich muss das noch besser machen.” Welchen Ansatzpunkt kannst du da mit uns teilen?

        Sandra Liane Braun: Also wenn sie schon wissen, “Ich bin total perfektionistisch und ich weiß, damit mache ich mir Stress.”, dann sag ich “Komm, lass uns mal hingucken, was redet dein Perfektionismus dir den ganzen Tag ein?” Und dann sortiere ich tatsächlich dann auch mal die Gedanken mit den Klienten. Und was da dann so zu Papier kommt. Dann sagen viele: “Oh, das war mir gar nicht bewusst.” Und dann “Okay, dann lass uns doch mal gucken, wie kannst du denn damit leichter umgehen?”.

        Catrin Grobbin: Also Gedanken aufschreiben und dann mal sortieren und schauen, was könnte man da anders machen?

        “Es geht darum, was im Hier und Jetzt passiert.”

        Sandra Liane Braun: Und weißt du, manche Menschen haben ja Angst davor, dass sie ihr Innerstes nach außen kehren und sich “nackig machen müssen”, wenn sie zum Coach oder zu einem Therapeuten gehen. Und das wollen sie nicht. Aber soweit gehe ich auch gar nicht, weil mir geht es viel mehr darum, was im Hier und Jetzt passiert. Das ist ja auch so ein großes Wort “im Hier und Jetzt sein”, da stellen wir uns oft irgendetwas sehr Großes vor. Aber das geht im ganz, ganz, ganz Kleinen. Da setze ich an.

        Catrin Grobbin: Das ist schön. Das sag ich auch immer wieder. Und wenn man nur merkt, man ist völlig überfordert, ist es gut, immer wieder zurückzukommen, in den Körper zu spüren: “Wo bin ich gerade, in welchem Raum?” Und das Ganze, was gerade war und das, was in der Zukunft noch kommt, erst mal beiseite zu lassen. Das bringt häufig schon eine kleine Erleichterung.

        Sandra Liane Braun: Genau. Wenn man in so einer Situation drin ist, einfach mal bemerken, dass man schon fast gar nicht mehr atmet oder ganz flach. Nur das nehmen ja die Menschen schon gar nicht wahr, wenn sie im Stress sind. Und es stimmt, dieser kleine Moment, sich kurz auf den Atem zu besinnen. Das, sage ich, sind für mich immer so kleine Notfall-Dinge, die man in seinem Koffer haben kann.

        Ich muss bei mir anfangen und da fange ich bei den Gedanken an und was wir alle, alle, alle haben und viele Menschen glauben, es verloren zu haben. DAs Bauchgefühl, die Intuition. Und manche sagen zu mir: “Sandra, ich hab das nicht mehr. Ich spür das nicht mehr.” oder “Hatte ich noch nie.” Wir haben das nur oft so zugeschüttet. Mit lauter Reizen und auch eben durch die Gedanken. Da ist echt ne Menge Müll. Ich bin wirklich auch Expertin darin, die Menschen nochmal zu ihrem Bauchgefühl, zur Intuition zu führen. Denn da liegt unsere Kraft. Das ist so schön, da liegen auch alle Antworten. Da wird unser Weg geebnet und wir alle lernen irgendwann im Laufe unseres Lebens, genau das zu unterdrücken. Ja, das scheint die Essenz.

        “Bauchgefühl”

        Catrin Grobbin: Die Kinder haben das noch. Wenn ich meine Tochter anschaue, die hat das noch total. Und dann wird’s ihnen abgewöhnt, weil es gerade nicht passt. Und ich muss gestehen, dass mir das auch manchmal passiert, dass ich denke: “Das geht jetzt aber nicht.” Aber ich finde es eigentlich so großartig, dass sie immer weiß, was jetzt dran ist, was sie braucht, was sie will, dass sie die Emotionen raus lässt, so wie sie gerade sind. Dass sie sie durchfühlt von Anfang bis Ende und zwar jetzt, sofort und nicht auf später verschiebt, weil das jetzt gerade nicht passt. Ich finde dieses unmittelbare Erfahren können wir von den Kindern gut abgucken.

        Sandra Liane Braun: Genau, wir werden mit unserem Bauchgefühl, mit unserer Intuition, diesem inneren Wissen geboren. Jedes Kind meldet sich, wenn es kuscheln will oder wenn ihm etwas nicht passt. Und wir werden auch mit unseren Gedanken geboren, die uns sehr, sehr nützlich sind, wenn sie uns keinen Stress machen. Und wir werden mit einem Bewusstsein geboren, dass wir beides haben. Und das ist uns gegeben. Und das ist für mich der beste Werkzeugkasten, den wir in uns haben. Da brauchen wir keine Werkzeuge im Außen mehr.

        Catrin Grobbin: Großartig, wunderbar. Also wenn ich mal so ein Thema hätte, dann würde ich zu dir ins Coaching kommen. Sandra, ist der Tipp für alle, die sagen: “Es ist höchste Eisenbahn, ich gehe mal ins Coaching.” Ihr könnt natürlich auch zu mir kommen. 😉 Aber Sandra kann ich auf jeden Fall auch sehr empfehlen. (Den Link zu ihrer Seite findest du etwas weiter unten.)

        “Was will ich wirklich im Leben?”

        Catrin Grobbin: Okay, ich wollte noch auf ein anderes Thema kommen. Du hast ein Buch geschrieben oder ein Buch herausgebracht. “Was will ich wirklich im Leben? 30 Mut macht Geschichten für Dich.” Das finde ich erst mal ganz großartig. Und auch das Coverbild ist total toll. Erzähl doch bitte mal ein bisschen zu diesem großartigen Buch, weil ich glaube, dass auch das für unsere LeserInnen sehr spannend sein kann.

        Sandra Liane Braun: Ja, das war auch für mich eine ganz spannende Sache, denn ich hatte gar nicht vor, dieses Buch zu schreiben. Was ich aber vorhatte, war, Menschen Mut zu machen, weil ich wahrgenommen habe, dass bei meinen Klienten so zu 80 oder 90 Prozent die Frage dahinter steht: “Was will ich eigentlich wirklich im Leben?” Und dann war so die Idee, drüber zu schreiben und über Träume und Ziele zu schreiben, weil manche Menschen wirklich auch mit Tränen vor mir sitzen, sagen: “Ich hatte gar keine Träume mehr. Und selbst die, die ich habe, da traue mich gar nicht, die zu verfolgen.” Das war so ein Wunsch von mir, diesen Menschen Mut zu machen. Und ich wollte darüber einfach in meinem Blog schreiben, und ich hab mich ein Dreivierteljahr davor gedrückt, darüber zu schreiben.

        Und irgendwann ist mir klargeworden: “Ja, logisch, ich kenne ja auch nur mein eigenes Leben. Ich weiß abgesehen von den Menschen, die es mir erzählen, gar nicht, was in anderen Leben los ist. Und da kam mir die Idee, eine Blogparade auszurufen. Andere Menschen schreiben lassen. Und plötzlich sagt eine Kollegin zu mir: “Das ist genial! Mach ein Buch draus!” Und so ist dann das Buch entstanden und mit mir haben dann insgesamt 30 Personen drüber geschrieben, was in ihrem Leben so passiert. Denn alle haben irgendwie Krisen, Wendepunkte oder einen Rucksack zu tragen mit großen Brocken oder mit kleineren Brocken. Und viele verlieren irgendwie auf dem Weg des Lebens das Leben aus dem Blick. Und dazu gehören Träume und Ziele und vor allen Dingen dieses sich in sich pudelwohl fühlen, wohl und okay fühlen. 30 Menschen haben etwas für dieses Buch geschrieben von und ich wünsche mir, dass diese Geschichten jedem Mut machen: “Ach guck mal, andere können es doch auch.”

        Catrin Grobbin: Ja, sehr schön. Ich finde das toll. Ich hab noch nicht alle Geschichten gelesen, aber die, die ich gelesen hab, fand ich ganz großartig. Und ich glaube, da kann sich jeder irgendwie drin wiederfinden und auch mal so ein bisschen gucken, was die anderen machen. Meine Beobachtung ist, dass man immer denkt, “Die anderen kriegen irgendwie alles hin. Bei den anderen ist es alles easy peasy. Nur ich krieg hab grad ein Brett vor dem Kopf.” Das ist so ein schönes Buch! Mal zu sehen, dass auch andere mal ihre Kämpfe haben oder auch mal ihre Irritation nicht wissen, wie es weitergeht und dann ihren Weg suchen.

        “Männer sind nicht so.”

        Sandra Liane Braun: Genau, ich finde es auch total klasse. Es sind immerhin zwei Männer mit in dem Buch. Ich hätte ja gerne mehr gehabt, ich arbeite mit Männern und Frauen, also wirklich auch fifty fifty. Und manchmal sagen die Frauen, wenn sie merken, wie sie eigentlich über sich denken und welche Glaubenssätze sie haben: “Ja, Männer sind nicht so.” Dann sag ich immer: “Das stimmt nicht.” Männer sitzen hier mit exakt den gleichen Themen. Und ob das gestandene Führungskräfte im höchsten Management sind oder der Bauarbeiter, völlig egal. Es ist beim Männer und Frauen gleich. Und ich denk dann eher noch so: “Ach, es gibt ja auch viele Männer, die sich noch weniger eingestehen oder zutrauen zu sagen “Ich nehme Hilfe in Anspruch.”, weil die einfach anders erzogen werden. “Indianer kennt keinen Schmerz.”

        Catrin Grobbin: Ja, stimmt ja. Und heul jetzt nicht.

        Sandra Liane Braun: Genau richtig.

        Catrin Grobbin: Ja, das hören Männer wahrscheinlich noch viel häufiger als Frauen. Wobei viele Frauen es mittlerweile auch schon irgendwie aufgeschnappt haben. Ich glaub, wir haben es da auch immer noch mit Nachkriegs-Problemen zu tun. Da ist noch ein bisschen was zu tun.

        Sandra Liane Braun: Tatsächlich, absolut. Das ist wirklich ein Thema. Also dieses Starksein und Durchhalten, das kommt noch von unseren Vorfahren. Das haben sie uns vorgelebt. Und nicht alle Eltern haben mit dem Zeigefinger vor dir gestanden, wenn die schlechte Note nach Hause gebracht wurde. Wir gucken uns als Kind einfach vieles ab und dieses “Ich muss stark sein und durchhalten.”, das sind die Leute, die letzten Endes auch in einem Burnout landen. Diejenigen, die von vornherein sagen “Ich kann Fünfe gerade sein lassen.”, die sind da nicht so gefährdet.

        Was tun, wenn ich nicht mehr kann?

        Catrin Grobbin: Das ist gut, dass du das sagst. Da wollte ich auch nochmal hin. Wenn jetzt jemand unser Interview liest und sagt: “Ich bin schon nah dran. Ich kann nicht mehr.” Was sollte man dann tun? Was wäre deine Empfehlung?

        Sandra Liane Braun: In allererster Linie ehrlich zu sich selbst sein. Der Körper schickt schon Signale. Und das nicht erst seit gestern. Das können Schmerzen jeglicher Art sein, das können Darmprobleme sein. Das kann Migräne sein. Das können auch Allergien sein, die sich plötzlich aus dem Nichts heraus zu zeigen. Von verspannten Kieferknochen, nachts knirschen oder nicht mehr durchschlafen können. Schulter, Nacken, Rückenschmerzen, alles, was wir so kennen. Es sind alles Signale, die ich damals bei mir selbst erlebt habe und auch bei meinen Klienten sehe. Wir finden Gründe, warum das jetzt gerade weh tut. “Naja, ich sitze ja auch jeden Tag, zig Stunden am PC. Kein Wunder, dass mir der Rücken weh tut.” Ehrlich zu sich selbst sein, auch wenn sich manchmal schon so eine ganz leise Stimme meldet: “Hey, ich kann nicht mehr. So geht’s nicht weiter.” Diese Stimme drücken wir dann ganz schnell weg. “Nein, ich muss ja. Und jetzt erst noch dieses Projekt. Ich muss doch für die Kinder da sein.” oder was auch immer. Der für mich wirklich erste Schritt ist, ehrlich zu sich selbst zu sein. Wenn man das nicht ist und vielleicht noch denkt, “Ich muss das alleine schaffen.”, dann läuft man wirklich in sein Unglück.

        Und es gibt Menschen, die sagen “Ich hatte wirklich so einen Tag. Ich hab nur noch geweint. Ich konnte gar nicht mehr zur Arbeit gehen.” Aber manche spüren das nicht so. Wenn Menschen Kontakt zu mir aufnehmen, sag ich, je nachdem, wie das klingt: “Du gehst jetzt erst mal zum Arzt.” Und dann kommt schon dieser innere Widerstand. “Nein, ich kann doch nicht. Und krankschreiben geht schon mal gar nicht. So bin ich nicht.” – “Ja. Deswegen bist du da, wo du jetzt bist.” Du musst erst einmal raus aus der Situation.” – “Ich kann doch nicht drei Wochen nichts tun.” “Dann nutze mal die drei Wochen und guck mal, wo du selbst ansetzen kannst. Was kannst du wirklich ändern?” Während ich nicht in diesem Strudel drin bin, wer kann mir helfen? Manche Menschen sind so verzweifelt. Die sagen: “Ich weiß gar nicht, wo kann ich mir dann Hilfe holen?” Natürlich gibt es uns Coaches, aber wenn man völlig ahnungslos ist, ist es manchmal schwierig jemanden zu finden. Jede Stadt oder jede nächst größere Stadt hat ein psychosozialen Dienst, den man anrufen kann und dem man schildern kann, wie es einem eigentlich geht. Und die helfen oftmals mit zwei, drei Gesprächen auch schon mal weiter.

        Und was ich selbst erlebt habe und es vorher nicht geglaubt hätte: Der eigene Hausarzt. Wenn man dem wirklich wirklich mal erzählt, wie es einem geht, ohne etwas wegzulassen, dann sagt ein vernünftiger Arzt sofort. “Sie schreib ich jetzt mal krank.” Und das bitte auch annehmen. Ganz wichtig nicht klein reden. “Nee, so schlimm ist es nicht.” Das ist so ein typischer Satz dann auch.

        “Hilfe annehmen ist eine Stärke.”

        Catrin Grobbin: Ja, das stimmt. Wunderbar. Ich danke dir. Und wenn jetzt jemand denkt, “Die Sandra klingt ja sympathisch.”, dann kann man natürlich auch zu dir ins Coaching kommen.

        (Hier findest du mehr von und über Sandra: https://sandralianebraun.de
        Und wenn du regelmäßig mehr von ihr lesen möchtest, kannst du dich hier zu ihrem Newsletter anmelden: “Raus aus dem Stress – IMPULSE”)

        Sich Hilfe zu holen ist auf jeden Fall eine wichtige Sache. Egal erstmal wo, Hauptsache, wenn man merkt, das geht eigentlich nicht mehr, dann ist es wichtig, dass ihr euch eine Unterstützung sucht.

        Sandra Liane Braun: Genau. Und es klingt ja wie ne Floskel, aber ich glaube, wir wissen beide: Hilfe nehmen ist keine Schwäche. Es ist eine Stärke.

        Catrin Grobbin: Es ist eine absolute Stärke. Die Erfahrung haben wir beide schon gemacht. Und ich sage auch immer wieder: lieber zu früh als zu spät. Es ist einfach schneller, auch wieder aus dem Loch rauszukommen, wenn man nicht erst ganz drin sitzt. Genau das würde man in echt auch machen. Wenn man irgendwo dabei sein ein Loch rein zu fassen, würde man auch nicht warten, bis man ganz unten am Boden angekommen ist, bevor man um Hilfe ruft.

        Sandra Liane Braun: Genau. Das ist ein gutes Bild.

        Catrin Grobbin: Ich danke dir sehr herzlich, dass du da warst.

        Sandra Liane Braun: Ja. Vielen Dank, Catrin, für die Einladung und ich freue mich schon, nochmal in deinen Podcast rein zu hören. Auch in die anderen Episoden.

        Catrin Grobbin: Sehr gerne. Und vielleicht kommst du ja auch nochmal wieder. Ich fand, wir haben noch nicht über alles gesprochen, glaube ich.

        Sandra Liane Braun: Sehr gerne.

        Catrin Grobbin: Dann bis zum nächsten Mal. 🙂

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        Hilfen und Tipps für’s entspanntere Homeschooling – Interview mit Sandra Schlautmann

        Immer noch sind die Auswirkungen des Lockdowns v.a. auch für Eltern schulpflichtiger Kinder spürbar. Und auch wenn die Schulen so langsam wieder öffnen, ist das Thema Homeschooling immer noch präsent – und bleibt es vermutlich auch noch etwas.

        Aus diesem Grund habe ich für meinen Podcast “Weniger aufschieben – entspannter leben” ein Interview mit Sandra Schlautmann geführt. Sie ist Lerntherapeutin und Traumacoach mit eigener Praxis und hat viele Jahre Erfahrung mit herausfordernden Situationen, u.a. auch im Bereich Schule.

        Sie gibt einige hilfreiche Hinweise, was Eltern für mehr Entspannung im Homeschooling tun können (und was sie lieber lassen sollten). Außerdem stellt sie ihre unterstützenden Trancereisen für Kinder “Die Welt in dir” vor. Eine dieser tollen Audiodateien gibt es sogar geschenkt: Auf dieser Seite können sich meine Podcast-HörerInnen gratis eine Datei anhören: https://www.wachgecoacht.de/wenigeraufschieben

        Hier kannst du dir das ganze Interview anhören:

        Und hier ist die Version zum Lesen:

        Catrin Grobbin: Aktuell haben wir ja mal wieder bzw. immer noch Home-Schooling, das führt zu viel Stress in den Familien. Liebe Sandra, du kennst das ja aus deiner Arbeit. Magst du mal ein bisschen darüber berichten?

        Sandra Schlautmann: Leider ja, vielleicht geht es dir ja ähnlich, dieses Wort Homeschooling kann ich schon kaum noch hören, viele Eltern, die zu mir kommen, fühlen sich überfordert und gestresst.

        Catrin Grobbin: Lerntherapie und Hypnose sind ja zwei deiner Arbeitsschwerpunkte. Kannst du bitte noch ein bisschen darüber sagen, was du tust?

        Sandra Schlautmann: Genau. Ich bin Lern- und Trauma-Coach. Ich arbeite mit Kindern und Erwachsenen, die ihre ganz persönlichen Päckchen zu tragen haben. Ganz egal, wie groß oder klein diese Päckchen sind. Das kann anfangen mit einer Leseangst, geht über Schulverweigerung, Verarbeitung schlimmer Erlebnisse und endet bei komplexen Traumafolgestörungen. Mein Steckenpferd ist tatsächlich die Traumatherapie. Doch wir wissen alle: Was uns schmerzt und auch wie stark, was auf die Seele drückt, ist oft komplett subjektiv. Das kann das Rascheln des Mathearbeitsheftes ebenso sein wie schlimme Handlungen des Onkels.

        Zwei meiner Methoden hier sind lerntherapeutische Tools und auch Hypnosetherapie. Auf die wollen wir uns heute in diesem Kontext konzentrieren.

        Catrin Grobbin: Du hast ja viel Erfahrung mit Kindern, denen das Lernen schwer fällt und auch mit gestressten Eltern. Was sind deine besten Tipps für das Home-Schooling? Oder auch Eltern-No-Goes?

        Sandra Schlautmann:

        1) Fokus auf die Unzulänglichkeiten / Fehler des Kindes:
        Gerade im Homescooling sieht das Elternteil eher, was das Kind nicht kann. Vielleicht ist es die Konzentration, vielleicht die Auffassungsgabe, vielleicht die 5 in der Arbeit. Fragen Sie sich, ob das dem Kind hilft.

        Meine Bitte: Setzen Sie in Relation: Wenn statt 7 Fehler nur 3 gemacht werden. Wenn statt permanenter Unruhe mal 1 Std ruhig gearbeitet wurde. Oder auch, wenn von 40 Wörtern 10 richtig geschrieben wurden. Positive bestärkung entspannt alle Beteiligten und lenkt ihr Kind zum richtigen Ziel.

        2) Verzweifelt den Job des Lehrers machen wollen
        (Es gibt Gründe, warum sie kein Lehrer sind.) Sie haben das recht, diese Rolle nicht ausfüllen zu müssen. Ich weiß, das ist schwer. Meine Erfahrung zeigt aber, dass viele Eltern allein durch diese Anregung Erleichterung verspüren. Was wiederum das Homescooling leichter macht

        3) Etwas erwarten, was man selbst nicht tun würde:
        Max schaltet die Cam aus und spielt am PC, anstatt dem Lehrer zu folgen. Mia macht die Aufgaben nicht zuende. Lisa möchte bis 10.00 schlafen und versteht nicht, wieso sie früher aufstehen muss.
        Fragen Sie sich, wie es bei Ihnen ist. Machen Sie ihre ToDos stets zeitnah zuende? Haben Sie Freude am Lernen? Was tun Sie, wenn etwas gewünscht ist, was Sie unlogisch finden?
        Meine Bitte: gehen Sie mit leuchtendem Beispiel voran. Kinder lernen am Modell und Sie als Eltern können so besser verstehen, wenn ihr Kind dann mal doch nicht „funktioniert“

        4) Eigene Fehler ausblenden
        „Fokus auf Unzulänglichkeiten? Ich nicht“ – Verzweifelt in die Lehrerrolle? Ich nicht. Ich kenne das vom Tanzen, dass der Trainer auf fälschlich eingedrehte Füße hinweist. Wie oft habe ich tatsächlich gedacht, ich mach es richtig – bis er zu mir kam und sie zurecht bog. Also meine Bitte: Wann immer sie gut gemeinte Ratschläge erhalten, hören Sie hin, reflektieren Sie.

        Catrin Grobbin: Da kann ich richtig fühlen, wie das mehr Entspannung reinbringt! Manche und mancher denkt jetzt aber auch vielleicht: “Jetzt haben wir viel, was wir als Eltern tun können. Aber gibt es nicht auch etwas direkt für die Kinder?” Ja, gibt es. Du hast ja Trancereisen für Kinder herausgebracht. Ich hab schon mal reingehört und finde sie großartig! Magst du dazu etwas mehr sagen?

        Sandra Schlautmann: Ja, es handelt sich um die Welt in dir. Gerade jetzt, in dieser besonders herausfordernden Zeit, finde ich es ganz besonders wichtig, dass unsere Kinder einen Ort und einen Moment haben, in dem sie Stress abbauen können, zur Ruhe kommen können, ganz bei sich sein können. Um sich dann gesund zu entwickeln.

        Wir Erwachsenen haben das oft leichter: Wir können meditieren, Yoga machen oder anderes, was uns gut tut. Ich beispielsweise fahre gern an einen ganz besonderen Lieblingsplatz und bin dort ganz bei mir. Mein Wunsch war es, Kindern so etwas auch zu ermöglichen. Zu jeder Zeit. An absolut jedem Ort. Ohne großen Aufwand. So ist „Die Welt in dir“ entstanden.
        Hier reisen die Kinder in ihre eigene innere Welt, kommen zur Ruhe und, ja, entdecken sich ein Stück weit selbst und neu.
        Das erste Bundle der Welt in dir ist also quasi eine Auszeit to go

        A propos: Ich möchte deinen Podcasthörern gern ein Geschenk machen – die erste Auszeit To Go, ist das okay?

        Catrin Grobbin: Ja, natürlich super gern.

        Sandra Schlautmann: Als Geschenk extra für die Podcasthörer gibt es auf www.Wachgecoacht.de/wenigeraufschieben die erste Reise als Geschenk.

        Catrin Grobbin: Das ist ja toll! Vielen lieben Dank! Ich verlinke das gern auch noch in den Shownotes.

        Als ich merkte, wie gut die Kinder diese kurzen Reisen annahmen und nutzen,

        habe ich noch mehr Wissen aus Lerntherapie und Hypnose kombiniert und in das zweite Bundle gepackt.

        Hier geht es darum, die Stärken, die ein Kind bereits hat, ganz egal, ob es persönliche Eigenschaften sind oder bereits gelerntes Wissen, für das Kind verfügbar zu machen.

        Die Kraft des Unterbewusstseins ist enorm.

        Sowohl im Negativen als auch im Positiven.

        Wenn wir im Stress sind, können wir dieses Wissen gar nicht abrufen, das ist biologisch unmöglich. Je mehr Stress, Trigger, Prägungen oder Druck auf das Unterbewusstsein einwirkt, desto weniger möglich, bis hin zu unmöglich ist es.

        Wie soll also ein Kind mit Prüfungsangst die Mathearbeit rocken?

        Wie soll ein Kind selbstsicher seinen Wert spüren, wenn das Unterbewusstsein zu sehr noch an Misserfolgserlebnissen knabbert?

        Also tut das zweite Bundle genau das. Nachdem das Kind die Auszeit to Go drauf hat, können dann im Unterbewusstsein „Schätze gehoben“ werden oder eben „kleine Wunder bewirkt werden“. Weil so viele Ressourcen (bspw das kleine 1×1 oder auch viele positive Erfolgserlebnisse) bereits abgespeichert sind. Die Welt in dir reduziert den Stress und macht, gekoppelt mit passenden Suggestionen, das Wissen besser verfügbar.

        z.B. innere Bücherei

        Für wen sind die?

        Sind wir mal ehrlich: Die Welt in dir ist eine Serie von suggestiven hypnotischen Trancen für Kinder, die so von mir geschrieben sind, dass sie möglichst vielen Kindern helfen. Eine individuelle Hypnose / Hypnotherapie ist natürlich deutlich maßgeschneiderter. Also, wichtig: bei besonders gravierenden Themen stets Einzeltermine nutzen. Dann ist diese Hypnose hier weiterhin gut, aber nur ein tropfen auf dem heißen Stein. (Für wen sind sie NICHT)

        Ansonsten ist es fast witzig zu sagen, dass dWid von scheinbar jedem gehört wird. Besonders gut funktioniert sie bei Kids ab dem GS Alter. Spannend ist…dass Eltern sich oft mit entspannen und es zu einem gemeinsamen Ritual wird.

        Bitte einfach ausprobieren und sehr gerne feedbacken, wie ihr reist, den Link zur ersten Reise findet ihr als Geschenk in den Shownotes

        Catrin Grobbin: Wie wende ich das denn an? Wie mache ich es überhaupt?

        Sandra Schlautmann: Speziell in der ersten Folge ist alles erlaubt. Es gibt Menschen, die entspannen im Liebliengsstuhl, ich erhielt aber auch schonmal ein Foto, wie ein Kind im Bad zwischen WC und Dusche eingerollt lag, weil es genau in diesem Moment reisen wollte.
        Also: Runterladen, am besten Kopfhörer auf und reisen.

        Es gibt allerdings eine kleine, feine Regel: Wann immer das Kind reisen will, soll es das tun dürfen. Bitte kein „Du musst aber erst noch…“. Die Reisen sind bewusst so kurz gehalten, dass auch noch danach der Müll runtergebracht werden kann.

        So lernt das Kind, auf sich selbst zu hören. Genauere Anweisungen stehen bei jeder Reise dabei.

        Wer merkt, dass er Anderes braucht oder wünscht, oder auch mehr reisen mag, findet alle Infos auf meiner Internetseite www.wachgecoacht.de

        Catrin Grobbin: Super, vielen Dank! Und vielen Dank für das schöne Interview!

        Wer Fragen dazu hat oder gern intensivere Unterstützung von Sandra Schlautmann haben möchte, findet alle Infos zu ihr und ihrer Arbeit auf www.wachgecoacht.de.

        Sandra Schlautmann
        Sandra Schlautmann
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        Warum du dir ab und zu eine Portion Stille gönnen sollten

        Ich bin bekannt dafür, dass ich gern und viel rede. Auch deshalb ist es ganz richtig, dass ich mir einen Beruf gesucht habe, in dem ich dafür bezahlt werde, dass ich zu und mit Menschen spreche.

        Als ich mich dennoch 2015 zu einem Schweigeretreat angemeldet habe, haben einige Menschen mich gefragt: „Glaubst du denn, du hältst das durch? Fünf Tage nicht zu sprechen?!“. Und auch als ich vor Kurzem eine kürzere Online-Version in meinen Alltag integriert habe, haben einige zu mir gesagt „Für mich wäre das ja nix.“.

        Tatsächlich sind wir in unserem modernen Alltag so wenig an Stille gewohnt, dass viel es sich gar nicht mehr vorstellen können, dass es angenehm sein kann, eine kleine oder auch größere Weile auf Sprache und auch weitestgehend auf andere Reize zu verzichten, um nach Innen zu gehen und zur Ruhe zu kommen.

        Wir sind eigentlich ständig umgeben von Geräuschen und eben auch von Sprache: andere Menschen, das Handy, Fernsehen, Radio, Internetmusik,… vielen haben ständig eine akustische Hintergrundkulisse laufen.

        Ich möchte das auch gar nicht als falsch hinstellen. Jede und jeder so, wie es individuell passt und sich gut anfühlt. Aber ich persönlich erlebe Stille – mindestens hin und wieder – als erholsam und nährend. Ich brauche es sogar, um immer wieder einen Gang runterzuschalten und mich nicht in der kreativ-hektischen Betriebsamkeit meines reichen Lebens zu verlieren.

        Die Wissenschaft bestätigt mein Empfinden. Die Forschung hat gezeigt, dass Lärm Stress auslöst und auf Dauer sogar krank machen kann.

        Im Gegenzug ergab z.B. eine Studie, die den stressenden oder entspannenden Effekt verschiedener Musikstile untersuchen sollte, dass die ProbandInnen v.a. in den Ruhepausen zwischen den Musikstücken am entspanntesten waren. Und zwar v.a. bei einer Abwechslung von Musik und Stille. Das Gehirn liebt die Gegensätze. Unsere Nervenzellen sind v.a. darauf programmiert, uns zu informieren, wenn es etwas Neues zu melden gibt. Wer mal an einer lauten Hauptstraße gewohnt hat wie ich, weiß, dass man sich sogar an regelmäßigen Autolärm gewöhnen und darüber hinweg hören kann. Ist man dann im Urlaub in einer viel ruhigeren Umgebung merkt man plötzlich, wie entspannend die Stille sein kann. Und die erste Zeit wieder zu Hause in der lauteren Umgebung ist plötzlich wieder neu stressig und anstrengend. Deshalb lebe ich ganz bewusst seit vielen Jahren NICHT mehr an einer stark befahrenen Straße…

        Was genau in der Stille geschieht, wird derzeit noch untersucht. Erste Forschung mit Mäusen, die uns genetisch ja sehr ähnlich sein sollen, ergab, dass in der Stille Nervenzellen wachsen. Die gleiche Untersuchung bei Menschen durchzuführen, gestaltet sich bisher eher schwierig, so dass man bisher darüber keine Aussagen treffen kann.

        Allerdings zeigten andere Studien, dass die Konzentration leidet, wenn man dauerhaft vielen verschiedenen Reizen ausgesetzt ist. In der Ruhe und Stille, z.B. in der Natur, regeneriert sich diese wieder. Diesen Effekt kennen wir, wenn wir einen richtig schönen und entspannenden Urlaub verlebt haben.

        In einem Retreat – also einem gezielten Rückzug aus dem Alltag – wird immer auch meditiert. Forschung zu diesem Thema hat ergeben, dass sich die Gehirnstrukturen bei Menschen, die regelmäßig meditieren, dahingehend verändern, dass sie z.B. weniger Angst erleben und weniger gestresst sind. Dafür empfinden sie mehr Mitgefühl mit anderen Lebewesen.

        Und Meditation kann nicht nur das Stillsitzen und „an Nichts denken“ sein, es gibt auch Meditationsformen in Bewegung, Meditationsspaziergänge oder meditativen Tanz. Die Auswahl ist so groß, dass eigentlich für jede und jeden eine passende Form der „Stille“ und des „Nichtstuns“ dabei sein sollte.

        Unabhängig von diesen Forschungsergebnissen habe ich persönlich mir nach der schönen Erfahrung des letzten Online-Retreats fest vorgenommen, solch eine Auszeit in dieser oder einer anderen Form wieder regelmäßiger in mein Leben einzubauen. Wie gesagt, ich kann ganz deutlich spüren, wie sich dabei mein Akku wieder auflädt und wie ich danach mit neuer Energie ganz anders wieder starten kann.

        Und wenn dich dieser Beitrag anspricht, dann überleg doch auch einmal ganz bewusst, wann und wie du kleine oder größere Auszeiten in deinen Alltag einbauen kannst:

        • Vielleicht einen Spaziergang?
        • Eine Mittagspause ohne die Kinder?
        • Eine Morgenmeditation, bevor die anderen wach sind?
        • Oder ein bewusster Rückzug am Abend ohne Fernsehen oder andere Medien?

        Interessanterweise sind wir nach solchen Pausen meistens nicht nur erholter sondern auch wieder konzentrierter, kreativer und leistungsfähiger und schaffen mehr. D.h. dass wir nicht, wie man vielleicht meinen könnte, Zeit verlieren, wenn wir eine Auszeit in Stille einbauen, sondern dass wir eher Zeit gewinnen. Einfach, weil die Arbeit danach wieder viel leichter von der Hand geht.

        Da ich jetzt meine Coaching-Ausbildung bei Lola Jones mit „Divine OpeningsTM“ abgeschlossen habe, werde ich in Zukunft sicherlich auch eine Form des Retreats im Alltag anbieten. Zu diesem Thema ist gerade noch vieles im Fluss und noch nichts fertig aber das kommt sicherlich. Ganz im eigenen Tempo. Wenn dich das interessiert und du meinen Newsletter noch nicht abonniert hast, solltest du das jetzt tun, denn alle aktuellen Infos über neue Angebote von mir gehen auf jeden Fall auch immer über diesen Weg in die Welt.

        Ich wünsche dir einen schönen Tag mit schönen, stillen Momenten nur für dich.

        Bild (c) Canva.com

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        Prioritäten setzen

        In diesem Artikel geht es darum, wie du mit Hilfe einer Vierfeldermatrix deine Aufgaben in die richtige Reihenfolge bringen kannst. Es gibt dazu auch eine Podcast-Episode:

        “Prioritätensetzung heißt, darüber zu entscheiden, welche Aufgaben erstrangig, zweitrangig und welche nachrangig zu behandeln sind” (vgl. SEIWERT, 2005, S. 41f.). Dies ist ein wichtiges Vorgehen, damit man am Ende des Tages nicht zwar viel aber das falsche gearbeitet hat. Häufig werden die Aufgaben, die einen persönlich weiter bringen, immer wieder nachrangig behandelt. Hierzu zählt bei vielen Menschen auch das eigene Studium.

        ABC-Analyse / Eisenhower-Prinzip

        Es ist ein hilfreiches Vorgehen, den anstehenden Aufgaben die Buchstaben A, B und C (sowie D) zuzuweisen (“ABC-Analyse”) (vgl. SEIWERT, 2005, S. 63). Es kann lohnend sein, seinen eigenen Tagesablauf einmal darauf hin zu analysieren, welche Aufgabentypen am häufigsten erledigt werden und welche häufig zurück stehen müssen. Die Prioritäten-Vergabe lässt sich noch mit den Attributen “dringend” und “nicht dringend” verknüpfen. Dann ergibt sich das folgende Schema. Es geht auf Dwight D. Eisenhower (1890 – 1969) zurück. Man kann es als (grobes) Entscheidungsraster verwenden, v.a. wenn schnell entschieden werden muss, welche Aufgaben zuerst bearbeitet werden sollten.

        A-Aufgaben sind die wichtigsten Aufgaben und gleichzeitig dringend. Diese sollte man selbst und möglichst sofort in Angriff nehmen. Sie können nur von einem selbst erledigt werden, sind also nicht an jemand anderen delegierbar. Für die Erfüllung der ausgeübten Funktion (im Job) bzw. die eigenen Ziele sind sie von höchstem Wert. Hierzu gehören z.B. das Lernen für eine wichtige Prüfung, das Schreiben der Abschlussarbeit oder das prestigeträchtige Projekt bei der Arbeit, das zur Beförderung führen könnte.

        B-Aufgaben sind durchschnittlich wichtig aber noch nicht dringend. Es können Aufgaben darunter sein, die teilweise delegierbar sind. Z.B. Korrekturlesen. Oder das Suchen neuer Ideen, das man am besten mit anderen Menschen gemeinsam erledigen kann. Es kann auch sinnvoll sein, jemanden zu beschäftigen, der die Interviews für die Abschlussarbeit abtippt, wenn ich selbst nicht so schnell tippen kann. Oder eine Putzhilfe, die regelmäßig zu Hause klar Schiff macht, während ich in dieser Zeit Geld verdiene. Manchmal kann man auch Aufgaben mit jemandem tauschen. Es muss nicht jeder alles selbst können.

        C-Aufgaben sind die Aufgaben mit dem geringsten Wert für die eigenen Ziele. Leider haben sie meist den größten Anteil an der Menge der Arbeit (z.B. Routineaufgaben, Papierkram, Telefonieren, Haushalt usw.). Also Aufgaben, die für das Ziel, das man gerade vor Augen hat, nichts bringen, die sich aber “vordrängeln”. Hierunter zählen gerade in Studienabschlusszeiten häufig auch Gefallen für andere Menschen.

        D-Aufgaben sind weder wichtig noch dringend. Sie sollten am besten direkt in den Papierkorb wandern. Einzige Einschränkung: Wenn es sich um Tätigkeiten handelt, die einem Freude bereiten, sollten sie in die Kategorie “Belohnung” wechseln, weil sie eine angenehme Abwechslung bieten können (z.B. meinen Avatar im Computerspiel auf Level 100 bringen, meinen Garten verschönern usw.). Oder wenn du dich davon nicht trennen magst, such am besten jemand anderen, der die Sache für dich erledigt, und gib sie ab.

        Tipp: Folgende Tagesplanung hat sich bewährt (vgl. SEIWERT, 2005, S. 43):
        1 – 2 A-Prioritäten pro Tag einplanen (ca. 2 – 3 Stunden gesamt)
        2 – 3 B-Aufgaben pro Tag einplanen (ca. 1 Stunde)
        den Rest für C-Aufgaben (ca. 3-4 Stunde) reservieren

        Achtung:

        Manche B’s sind eigentlich A’s, sage ich in meinen Veranstaltungen häufig. D.h. sie sind noch nicht dringend, aber sehr wichtig für die eigenen Ziele. Wenn man zu lange wartet, werden sie dringend, deshalb sollte man sie rechtzeitig mit in die Planung aufnehmen.

        Wenn ich mich selbständig machen will, ist die Akquise von neuen Kunden zu Beginn vielleicht noch nicht dringend. Es gibt viele andere Tätigkeiten, die zuerst meine Aufmerksamkeit fordern wie die Finanzierung, das Layout, die Erstellung meiner Homepage usw. Wenn ich aber nicht zu irgendeinem Punkt damit beginne, ein Angebot zu erstellen und es potentiellen KundInnen zu zeigen, werde ich langfristig keine Einnahmen generieren und mein Business kann nicht ins Laufen kommen.

        Wenn mein Ziel ist, den Studienabschluss zu machen, dann ist das Schreiben einer entsprechenden Hausarbeit oder sogar der Abschlussarbeit auf jeden Fall wichtig. Wenn der Abgabetermin erst in einem halben Jahr ist, dann ist es erst mal noch nicht dringend. Aber wenn man lange genug wartet, wird die Aufgabe irgendwann dringend. Wenn der Abgabetermin nicht mehr lange hin ist, dann ist es wirklich dringend.

        Und auch die klassische Steuererklärung ist sehr wichtig, aber eine lange Zeit noch nicht dringend, bis sie dann bei vielen in der Regel plötzlich sehr dringend wird.

        Es macht bei solchen Aufgaben Sinn, etwas rechtzeitiger anzufangen und die Dringlichkeit selbst herzustellen, d.h. die Priorität auf A heraufzusetzen. Bereits Kunden zu haben und das Angebot dann entsprechend ihrer Bedarfe fertigzustellen oder zu entwickeln, ist mittlerweile sogar eine Empfehlung vieler Marketing-ExpertInnen. Und eine Abschlussarbeit für Studium oder Weiterbildung oder die Steuererklärung kann man im Zweifelsfalls auch vor dem offiziellen Termin abgeben, falls man sich verschätzt hat.

        Das fühlt sich sogar sehr gut an und trägt zur persönlichen Entspannung bei.

        Literatur:
        Seiwert, L. (2005): Das neue 1 x 1 des Zeitmanagement. GU, München.

        Bildquelle: canva.com

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        Ziele besser formulieren und erreichen mit SMART Ö

        In diesem Artikel spreche ich mit dir über Ziele, und zwar wie du mit der Smart Methode Ziele so formulieren kannst, dass du eine bessere Chance hast, sie auch wirklich zu erreichen. Und ich verrate dir, warum Smart bei mir eigentlich eher Smartö heißt. Ein bisschen wie aus einem schwedischen Möbelhaus, das wir alle kennen. Und was das für eine gute Ergänzung ist, die noch dazu passt.

        Falls du lieber die Podcast-Episode hören möchtest, hier ist sie:

        Gerade zum neuen Jahr mit den guten Vorsätzen ist natürlich auch das Thema Ziele sehr präsent. D.h., es ist ein sehr guter Zeitpunkt, dass wir über das Thema Ziele sprechen und warum wir oft Ziele nicht erreichen. Und auch, was wir schon bei der Formulierung von Zielen dazu beitragen können, dass diese Ziele auch wirklich realistisch erreichbar sind.

        Es ist häufig so, dass wir Ziele nicht erreichen, weil nicht ganz klar ist, worin das Ziel eigentlich besteht. Weil das Ziel nicht so formuliert ist, dass wir überhaupt wissen, wann das Ziel erreicht ist und was alles dazugehört. Oder auch, dass das Ziel nicht so formuliert ist, dass es unbedingt in die Richtung zieht, in die wir dann auch wirklich wollen.

        Es gibt verschiedene Modelle zur Formulierung von Zielen. Ein sehr bekanntes, von dem du vielleicht auch schon mal gehört hast, ist das Modell der SMARTen Ziele S.M.A.R.T. Ich ergänze da immer gerne noch ein “Ö”, sodass es S.M.A.R.T.Ö-Ziele sind. Das klingt ein bisschen wie ein Bücherregal aus einem großen schwedischen Möbelhaus. Aber ich werde dir erklären, was das für ein Sinn hinter steckt.

        Die einzelnen Buchstaben stehen für:

        SMART Ö – S = Spezifisch

        Das S von SMARTÖ steht für spezifisch. Es macht Sinn, ein Ziel möglichst spezifisch zu benennen. Das heißt konkret und unmissverständlich und detailliert. Das heißt, wenn ich mir vornehme, gesünder zu essen, dann ist das erst einmal sehr unspezifisch, denn es kommt nicht vor, wie ich überhaupt gerade esse. Und es kommt auch nicht vor, wie ich konkret denn essen will. Stattdessen wäre eine spezifische Angabe z.B., wenn ich sage: “Ich möchte jeden Tag eine Handvoll oder X Gramm frisches Obst oder Gemüse essen. Noch spezifischer könnte ich sagen: “Ich esse jeden Tag einen Apfel.” Somit könnte am Ende des Tages jederzeit auswerten, wie gut das funktioniert hat. Gleichzeitig weiß ich sehr konkret, was ich denn tun muss und was ich dafür brauche. Dann stehe ich auch nicht vor dem Obst und Gemüse Regal und kann mich nicht entscheiden oder vergesse das, sondern ich schreibe auf meinen Einkaufszettel: “Ich brauche sieben Äpfel für die Woche.” Die kaufe ich dann ein und kann meinen Plan jeden Tag direkt umsetzen.

        SMART Ö – M = Messbar

        Da sind wir auch schon beim zweiten Punkt, dem “M” wie messbar. Das Ziel kann besser erreicht werden, wenn es eben qualitativ und quantitativ gemessen werden kann. Also wieviel genau zum Beispiel in diesem Beispiel ein Apfel? Oder wenn wir an Zielen in einem Seminar arbeiten z.B. oder einem Coaching, dann frage ich auch gern Wie viele Seiten willst du denn genau lesen oder Wie viel willst du genau schreiben? Das wäre messbar. Wie viele Minuten oder Stunden willst du daran arbeiten? Und je konkreter messbar das Ganze ist, umso besser kannst du am Ende auch wieder auswerten, ob du genau das Ziel erreicht hast. Und wenn nicht, kannst du schauen, ob es denn überhaupt sinnvoll war. Aber dazu kommen wir gleich noch.

        SMART Ö – A = Attraktiv

        Das A steht für attraktiv, d. h. das Ziel sollte so sein, dass du es auch wirklich erreichen möchtest und dass es angemessen und passend ist für dich. Jetzt lachen z.B. die Studierenden häufig und sagen Na ja, aber da sind ja so ein paar Klausuren und die sind ja so gar nicht attraktiv. Ja, das kann sein. Aber die Frage ist natürlich auch Ist das Ziel, was du damit erreichen möchtest, mit diesem kleinen Unterziehen? Ist das denn attraktiv? Also wenn wir mal bei Prüfungen sind, ist vielleicht die Klausur an sich nicht attraktiv. Aber das Ziel, diesen Studienabschluss zu haben oder das Semester erfolgreich abzuschließen, das ist schon attraktiv. Oder wenn wir auf das Essens Beispiel nochmal kommen Vielleicht esse ich gar nicht so gerne Obst und Gemüse, zumindest jetzt, weil mein Körper sich so an andere Lebensmittel gewöhnt hat. Und dann ist das vielleicht nicht attraktiv. Aber mich gesund zu fühlen und wohl und voller Energie zu fühlen und eben nicht müde und aufgebläht und sonst was. Das kann schon attraktiv sein. Und dafür lohnt es sich natürlich dann auch, wenn ich sage, ich ess eben jeden Tag einen Apfel und dem vielleicht später sogar noch was dazu. Zum Beispiel Thema Bewegung. Das kann natürlich attraktiv sein, wenn ich mir vorstelle, was ich damit erreichen möchte und wie es mir damit dann gehen soll. Da kann ich auch gut mir meine Vision erstellen. Das ist nochmal etwas für eine eigene Folge. Ja, wo möchte ich denn eigentlich hin und wo möchte ich denn sein? Da hole ich mir oft meine Attraktivität für meine Ziele her.

        SMART Ö – R = Realistisch

        Dann ist noch das erste für realistisch. Das Ziel sollte mit den vorhandenen Ressourcen realistisch erreicht werden können. Das heißt z.B. auch wenn ich jetzt Thema gesunde Ernährung habe und meine bisherige Ernährung ist eben eher mit weniger Gemüse und Obst. Das ist unrealistisch, oder wenig realistisch ist, dass ich jetzt sofort komplett auf Rohkost umstelle oder nur noch vegane tolle super Küche Bio Deluxe koche. Es ist vielleicht eher realistisch, dass ich einen Apfel am Tag erst einmal einbaue oder eine Portion Obst oder Gemüse und dann später die nächste. So wie ich das eben realistisch schaffen kann. Oder wenn ich für Studium z.B. mehr machen will oder für ein bestimmtes Projekt, ist es relativ unrealistisch, dass ich jetzt jeden Tag drei Stunden daran sitze, außer die Zeit ist sehr knapp. Den Effekt kennen wir natürlich. Aber wenn ich es vorher plane, dann ist es realistischer, wenn ich sage, ich fange mal mit einer halben Stunde an. Und dann mache ich vielleicht noch eine halbe Stunde. Und über die Zeit kann ich dann die Anzahl der Minuten oder Stunden, die ich an einer Sache arbeite, langsam steigern, sodass es realistisch ist, dass ich da dann auch schaffe, was ich mir vorgenommen habe.

        SMART Ö – T = Terminiert

        Dann haben wir noch das T von SMART für terminiert. D.h., ich weiß, wann ich mein Ziel erreicht habe bzw. wann ich die Aktivitäten mache, die zu diesem Ziel führen. Da mache ich mich dann gerne in Seminaren und Coachings “unbeliebt” und frage: “Wann genau machst du es? Wie lange wird es dauern? Was hast du dann geschafft?”

        Dann merkst du auch schneller, wenn du was aufschiebt. Also in meinem Apfel Beispiel, wann esse denn diesen Apfel? Zum Frühstück oder zum Mittagessen? Wann ist denn das zeitlich? Oder verteile ich mir den auf den Tag? Dann ist es gut, mir vielleicht sogar eine Uhr zu stellen, damit ich dann auch daran denke und mir nicht abends um 10 das einfällt, wenn ich eigentlich gar nichts mehr essen will.

        Oder wenn ich Sport machen will: Wann mache ich den? Vor Sonnenaufgang? Oder mache ich ihn morgens vor dem Frühstück oder nach dem Frühstück? Oder mittags um 12 Uhr oder um 15 Uhr…? Also setze dir einen Termin für das, was du dir vornimmst und lass dich womöglich auch daran erinnern. Dann merkst du auch schnell, wenn du diesen Termin nicht einhältst und kannst an den Hindernissen ganz gezielt arbeiten.


        SMART Ö – Ö = Ökologisch

        Und apropos Hindernisse. Jetzt kommt in meinem Modell noch ein “Ö” hinten dran, deswegen SMARTÖ. Das hab ich aus einem anderen Modell, in dem es noch den Punkt “ökologisch” gibt. Das meint nicht bezogen auf Naturschutz, sondern es bezieht die Umwelt und die anderen Aspekte mit ein, die auch noch drumherum sind. Das heißt in Fragen ausgedrückt: “Welche Nebenwirkungen kann es geben? Welche Hindernisse können auftreten? Mit welchen Fernwirkungen muss ich vielleicht rechnen, wenn ich dieses Ziel verfolge? Was kann alles dazwischen kommen? Was kann hinderlich sein?”

        Also beim Apfel halten sich die Hindernisse zum Glück einigermaßen in Grenzen. Es könnte sein, dass ich es vergesse oder dass ich keinen Apfel da habe. Dass der Apfel vielleicht schlecht ist, dafür wäre gut, wenn ich nicht nur einen da habe. Und es könnte sein, dass ich schlicht keine Lust drauf habe oder dass mich Leute komisch angucken, weil ich jetzt plötzlich anfangen, Äpfel zu essen. Bei diesem Beispiel ist es noch relativ einfach und es gibt nicht so viel, was dagegen spricht.

        Aber wenn ich mir z.B. ein größeres Ziel setze, wie z.B. ein Studium erfolgreich zu Ende bringen oder ein bestimmtes Projekt auf den Weg bringen und erfolgreich abschließen, oder wenn ich mir vornehme, ein gewisses Gewicht zu erreichen und dafür eben auch mehr tun muss, dann kann es natürlich schon Widerstände in mir geben oder auch Widerstände von außen, die dagegen sprechen. Und auch Nebenwirkungen. Wenn man z.B. für einen Marathon trainiert, braucht man ziemlich viel Zeit dafür. Oder wenn man ein großes Projekt fertigstellen will, braucht man dafür in der Regel relativ viel Zeit. Diese Zeit fehlt natürlich für andere Dinge dann. D.h., ich muss meinen Ablauf umstellen und mein Zeitkontingent anders aufteilen. Das könnte auch andere Menschen betreffen, mit denen ich dann z.B. weniger Zeit verbringen kann. Die könnten da was gegen haben. Und dann sind wir schon bei Fernwirkungen, bei Menschen, die das komisch finden, mit denen ich vielleicht auch Konflikte austragen muss, wenn mir dieses Projekt sehr wichtig ist. Wo ich schauen muss, wie ich das zeitlich unterbringe.

        Wenn ich zum Beispiel einen Podcast starte, dann brauche ich dafür natürlich Zeit und Ruhe. Und da gibt es schon Nebenwirkungen, dass ich abends z.B. mal nicht bei meiner Familie sitze, sondern dass ich in meinem kleinen Aufnahmestudio sitze und eine Episode aufzeichne. Ich brauche Ruhe dafür. Ich muss mir Gedanken machen. Es könnte sein, dass irgendwelche Nachbarn nebenbei laut sind, weil ich gerade in meinem Homeoffice Büro bin. All das muss ich natürlich einplanen und kann es auch nicht ohne weiteres ausdehnen, ohne dass ich das vorher mit anderen Menschen besprechen, da ich eine kleine Tochter habe. Sie muss versorgt sein und Bescheid wissen, dass sie nicht einfach reinkommen darf.

        Das sind alles Punkte, die unter das “Ö” wie ökologisch fallen. Dieser Punkt ist sehr wichtig, zu schauen, was dem Ziel entgegenstehen kann und was ich vorbeugend tun kann, damit der Zielerreichung nichts im Weg steht. Und was ich tun kann, wenn es mal eine Störung gibt. Sollte es gerade laut sein, wenn ich eine Aufnahme machen will, dann müsste ich meine Aufnahme auf später verschieben. Dafür ist natürlich gut, wenn ich relativ früh anfange, bevor der gewünschte Ausstrahlungs-Zeitpunkt ist.

        Beim Sportbeispiel gibt es oft auch innere Widerstände. “Ich habe keine Lust. Das Wetter ist schlecht.” Was kann ich tun? Entweder umplanen, bessere Kleidung oder vielleicht eine Trainings Partnerschaft, damit “keine Lust” kein Argument ist. Wenn jemand vor der Tür steht, der/die mich zum Laufen abholt, dann hab ich weniger Ausreden

        Gerade beim “Ö” liegen die wirklich spannenden Punkte. Das sind die, bei denen der innere Schweinehund dann auch häufig zuschlägt und mich dazu bringt, dass ich dieses Ziel nicht weiter verfolge und nicht weiter daran arbeite.

        Höre dir ergänzend auch gern die Podcast-Episode 007 zu den guten Vorsätzen an. Darin geht es darum, warum diese häufig nicht funktionieren und was du dagegen tun kannst.

        Ich fasse nochmal zusammen: Wenn du ein Ziel erreichen möchtest, macht es Sinn, noch einmal dieses Ziel so zu formulieren, dass es auch der SMART-Regel entspricht plus “Ö”, also der SMARTÖ-Regel, indem es spezifisch formuliert ist, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert und dass du auch die Ökologie drumherum mit einbeziehst. D.h. Nebenwirkungen, Fernwirkungen, Hindernissen, allem, was dagegen sprechen kann.

        Ich wünsche dir ganz viel Erfolg beim Aufstellen und Erreichen deiner Ziele!

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        Eine kleine Achtsamkeitsübung mit Adventsschlemmereien

        Ein Thema, das in diesem Blog natürlich auf gar keinen Fall fehlen darf, sind Achtsamkeitsübungen. Achtsamkeit, das bedeutet, dass man einmal ein besonderes Augenmerk (oder Ohren-, Nasen-, Geschmacks- oder Tastmerk, auch wenn es diese Worte strenggenommen ja nich gibt) auf das legt, das man gerade tut oder erlebt. So wie ich es kenne, bedeutet dies eben auch eine starke Verlangsamung und dadurch Intensivierung der Erfahrung, was zu neuen Eindrücken und Einsichten sowie zu Entspannung führen kann.

        Du solltest die folgenden Übungen nicht machen, wenn du gerade sehr hungrig bist oder bald werden könntest, es aber noch länger dauert, bevor du etwas essen kannst. Und auch nicht, wenn du gerade auf Zucker oder sogar alle Kohlenhydrate verzichtest. Mögliche Nebenwirkungen sind sonst noch größerer Hunger oder auch Süßappetit und Frustration. Dies einmal vorweg. Für diejenigen, die hier erst einmal nicht weiterlesen, gibt es zu einem späteren Zeitpunkt noch andere Achtsamkeitsübungen, die nichts mit Essen zu tun haben, versprochen!

        Eine klassische Übung, die in keinem Buch mit Achtsamkeitsübungen, das ich kenne, fehlt, ist die “Rosinenübung”. Diese werde ich im Folgenden einmal kurz vorstellen, bevor ich dir eine Erweiterung auf die aktuellen adventlichen Genüsse vorschlage. Eine kleine Vorwarnung, bevor du anfängst: dies wird dein Erleben von Essen womöglich verändern. Es könnte sogar sein, dass du danach bewusster entscheidest, was du essen willst und was nicht…

        Für diese Übung brauchst Du einige Rosinen, oder falls Du Rosinen gar nicht magst oder verträgst, ein paar Mandeln oder ein paar Stücke Obst, also etwas anderes, einfaches, kleines zu essen. Lege sie dir zurecht, setze dich entspannt davor und stelle dich darauf ein, diese in der folgenden Übung ganz bewusst wahrzunehmen.

        Nimm zunächst eine Rosine auf deine Handfläche, schließe die Augen, und rieche daran. Kannst du einen Geruch wahrnehmen? Wonach duftet die Rosine?

        Danach betaste einmal mit den Händen die Oberfläche von allen Seiten. Ganz vorsichtig, nicht kaputt machen.

        Nimm die Rosine nun in den Mund und bewege sie langsam hin und her. Stop! Nicht draufbeißen, soweit sind wir noch nicht. Lasse sie einmal auf deiner Zunge liegen, einmal darunter, rolle sie hin und her und achte genau darauf, wie sie sich im Mund anfühlt und welchen Geschmack du wahrnehmen kannst.

        Nun kannst du als nächstes ein ganz klitzekleines Stück von der Rosine abbeißen und den Geschmack intensiver erleben. Was schmeckst du? Hat sich am “Mundgefühl” etwas verändert?

        Kaue nun ganz langsam auf der Rosine herum, ganz lange, bis die Rosine quasi verschwunden ist und du kaum noch Stücke im Mund wahrnehmen kannst. Dann erst schlucke sie herunter.

        Ist sie vorher schon versehentlich heruntergerutscht? Machts nichts, du hast ja noch ein paar.  Wenn du möchtest, kannst du die Übung mit den weiteren Rosinen oder anderen Lebensmitteln wiederholen und deine Erfahrung mit der eben gemachten vergleichen.

        Welche Unterschiede kannst du zwischen deinem “normalen” Essenserleben und dem eben gemachten feststellen? Interessant, oder?

        Hier kannst du dir die Basisübung auch in Kurzform noch einmal anhören:

        Nun, da wir die Basisübung einmal gemacht haben, kannst du die Übung auch auf anderes Essen ausweiten. Du kannst sie beim Frühstück oder beim Mittagessen anwenden. Studenten berichten mir, dass sie unter Umständen mit Essen aus der Mensa nicht ganz so genussvoll ist, und dass sie dabei lieber gar nicht immer so genau schmecken wollten, was sie da genau auf dem Teller haben. Deswegen habe ich die am Anfang vorgewarnt, einige Gerichte essen sich vielleicht nicht mehr so leicht, während du andere viel intensiver genießen kannst.

        Angewendet auf die Adventszeit könntest du die Übung nun einmal mit einem typischen Naschwerk versuchen: gebrannte Mandeln, Christstollen, Dominosteine,…

        Ich esse letztere sehr gern und schlage dir daher einmal vor, die Übung damit zu versuchen. Du kannst sie aber natürlich mit allem machen, worauf du Lust hast. Nimm also zuerst den Dominostein in die Hand und rieche daran. Fühle dann einmal die Oberfläche (Vorsicht, nicht zu lange, sonst schmilzt die Schokolade sehr. Wobei das auch sehr lecker sein kann.). Dann kannst du versuchen, von jeder Schicht des Dominosteins eine winzigkleine Ecke zu kosten. Willst du oben anfangen, beim Marzipan, oder das Gelée in der Mitte versuchen, oder lieber die Gebäckschicht? Wie unterscheiden sich die Schichten in Konsistenz und Geschmack? Am Ende probiere einmal alles gemeinsam, auch erst einmal einen kleinen Bissen. Am Ende kannst du den Rest – endlich – einfach aufessen. Aber vielleicht willst du das Tempo dabei ja auch langsamer gestalten als sonst? Probiere einfach einmal aus, worauf du Lust hast.

        Mögliche Nebenwirkungen der Übung könnten sein, dass du gar nicht so viel essen musst, wie sonst, um deinen Süßhunger zu befriedigen. Oder dass es dir einfach besser schmeckt und mehr Spaß macht. Ich wünsche jedenfalls guten Appetit und angenehme Erfahrungen bei den Übungen.

        Eine Variation mit der Nase, die sich im Moment auf Weihnachtsmärkten gut durchführen lässt, ist die, dass du langsam von einem Stand zum anderen gehst, und einmal schupperst, was sie für Gerichte anbieten und wie sie riechen. Was riecht angenehm für dich? Was magst du lieber nicht riechen? Gibt es einen Unterschied, wenn du die Übung vor oder nach dem Essen machst? Probiere es in den nächsten Wochen gern einmal aus, wenn du an einem der zahlreichen kleinen Märkte vorbei kommst.

        Ich jedenfalls koche ich erst einmal Mittagessen. Mann, hab ich einen Hunger gekriegt…

        Catrin Grobbin

        PS: Das Rezept für die Kekse auf dem Bild findest du übrigens hier und hier.

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        Wenn du es eilig hast, geh achtsam

        “Wenn du es eilig hast, geh langsam.” So lautet ein Sprichwort. Aber das ist meistens leichter gesagt als getan. Vor allen Dingen, wenn die To-Do-Liste soooo lang ist!

        Bei den meisten Menschen gibt es immer mal wieder – oder auch mal dauerhaft – Zeiten, in denen weiß man nicht so richtig, wie man alles schaffen soll. Die Aufgaben stapeln sich, ein Termin jagt den nächsten und eigentlich müsste man gefühlt die ganze Zeit rennen, um alles zu schaffen.

        Ich kenne solche Zeiten auch. Und früher, als ich noch Fremdsprachenassistentin war, bin ich dann auch wirklich gerannt. Im Büro-Outfit über den Flur, zwischen Büro und Fotokopierer hin und her beispielsweise. Das sah bestimmt lustig aus. Aber ich hatte in manchen Phasen das Gefühl, dass ich nicht alles schaffe, wenn ich langsam gehe und nur eine Sache zur Zeit mache.

        Heute tue ich das nicht mehr (oder nur im Ausnahmefall, wenn ich ungewöhnlicherweise mal für einen Termin spät dran bin ;)), und das nicht nur, weil ich schon lange einer anderen Tätigkeit nachgehe.

        Trotzdem gibt es Momente, da merke ich, dass mein Kopf “rennt”. Manchmal merke ich es beim Denken oder beim Ins-Bett-gehen, manchmal auch erst, wenn ich anfange, am Türpfosten anzustoßen, weil mein Kopf mir schon 10 Schritte voraus ist und der Körper die Abstände nicht mehr richtig einschätzen kann.

        Spätestens dann ist es Zeit, einen Gang herunterzuschalten. Einfach mal etwas langsamer machen, ganz bewusst eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen. Oder auch einmal innezuhalten. Etwas weiter unten werde ich dir drei Strategien vorstellen, wie ich mich mit ganz einfachen Mitteln wieder vom Gaspedal “herunterhole”, wenn ich gerade dabei bin, mich selbst zu überholen.

        Aber zuerst möchte ich dir noch verraten, warum ich ausgerechnet jetzt diesen Artikel schreibe, obwohl meine To-Do-Liste gerade extra-lang ist und ich “eigentlich” gar keine Zeit für einen Artikel habe. Der Grund liegt sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart:

        In den letzten Wochen hatten zwei mir nahe Menschen unabhängig voneinander einen Unfall, der sie für einige Wochen verlangsamt hat. Gott sei Dank ist nichts “Schlimmeres” passiert, es waren “nur” Stürze mit Blessuren, die wieder heilen werden. Trotzdem schlimm genug! Beide waren gerade sehr im Stress und eilig dabei, alle ihre Aufgaben zu schaffen, als der Unfall passiert ist. Ich will diese Geschichten jetzt nicht auswalzen (es sind ja ihre und nicht meine) und auch nichts hineininterpretieren, aber ich nehme sie haben mich nachdenklich gemacht und wieder erinnert und ich nehme sie als Anlass, von meiner eigenen Geschichte zu dem Thema zu erzählen.

        2005 habe ich nämlich selbst eine sehr ähnliche Erfahrung gemacht: Ich machte gerade neben meinem Studium und meinem Studenten-Job zusätzlich ein Praktikum. Einige Wochen zuvor hatte ich eine schwierige familiäre Situation zu bewältigen gehabt und dann im Anschluss auch noch eine Diplomprüfung abgelegt. Man kann also sagen, dass ich mehr als beschäftigt und gestresst war. Fast jeden Tag fuhr ich mit dem Fahrrad zwischen den verschiedenen Terminen hin und her und ich fühlte mich eigentlich die ganze Zeit gehetzt. Bis ich an einer unübersichtlichen Straße mit schwieriger Verkehrsführung ein Auto übersah – und der Fahrer mich leider auch.

        Von einem Moment auf den anderen waren alle meine wichtigen Termine plötzlich nicht mehr so wichtig und meine Geschwindigkeit änderte sich schlagartig von “Hetztempo” auf Null. Ich hatte damals großes Glück, dass ich mit einer Platzwunde am Kopf (Leute, tragt unbedingt einen Helm!) und einem angebrochenen Handgelenk davon kam. Alles heilte gut und nun ist nur noch eine sehr schwach sichtbare Narbe übrig, die mich daran erinnert. Die Wochen danach waren trotzdem absolut kein Spaß und ich lege keinen Wert darauf, solch eine Erfahrung noch einmal zu machen.

        Seitdem besinne ich mich an fast jeder roten Ampel darauf, dass es eigentlich unwichtig ist, wenn ich hier ein paar Momente warten muss. Und wenn ich merke, dass ich wieder anfange, an irgendwelchen Ecken in der Wohnung hängenzubleiben, nehme ich mir einen Moment Zeit, um ein Stück weit wieder “runterzufahren”. Und ich achte besonders auf mich und mein Tempo, wenn mein Terminplan gerade sehr voll ist.

        Ich möchte mich nämlich lieber selbst rechtzeitig entschleunigen und mein Tempo bewusst steuern, als dass ich so einen krassen “Stopp” mache wie damals. So etwas brauche ich wirklich nie wieder!

        Um mich selbst wieder zu beruhigen und “runterzubringen” nutze ich aktuell v.a. drei Techniken. Wenn du gern mein Video dazu sehen möchtest, hier ist es. Es ist aber nicht komplett deckungsgleich mit diesen Text.

        (Ab 1:50 Minuten geht es thematisch los.)

        Die drei Techniken, die ich aktuell zur Verlangsamung nutze, sind:

        1) Entspannungsübungen

        Übungen zur Entspannung eigenen sich nicht nur zum “Runterfahren” nach der Arbeit sondern auch hervorragend VOR der Arbeit oder mittendrin. Um einfach einmal zur Ruhe zu kommen, sich auf das Wesentliche zu besinnen und die Hektik rauzunehmen. Die einfachste Übung ist das bewusste (Aus-)Atmen.

        Danach läuft die Arbeit viel besser, es passieren weniger Fehler und man kann fokussierter Arbeiten. Eine meiner liebsten Entspannungsübungen, den Bodyscan, zeige ich dir in diesem Video.

        2) Weglassen

        Die richtigen Prioritäten zu setzen hilft dabei, nicht in die absolute Hektik zu verfallen. Auch wenn das heißt, dass man einige Projekte vielleicht mal pausieren muss und auch wenn einem das vielleicht mal schwer fällt und es auch dem, was andere tun oder raten entgegen steht.

        Aber ich kann und will mich nicht zerteilen. Man kann immer nur an einem Ort zur gleichen Zeit sein. Manchmal müssen natürlich auch Aufgaben auf die To-Do-Liste, die sich nicht eilig vordrängeln, wie z.B. aufräumen. Aber manchmal muss auch auch mal Abstriche machen und an der einen oder anderen Stelle Zeit sparen, um mehr Zeit für die dringenden To-Dos zu haben. Es ist gilt also immer zu entscheiden (im Rahmen der eigenen Möglichkeiten für Entscheidungen), 1. was wirklich erledigt werden muss und 2. in welcher Reihenfolge das gerade am meisten Sinn macht.

        In Phasen mit einer sehr vollen Liste und sehr vielen Terminen prüfe ich meine Prioritäten noch viel kritischer als sonst und sortiere Dinge aus. Einen Artikel zum Thema Prioritäten findet Ihr hier.

        3) Hilfreiche Gedanken denken

        Die Gedanken, die wir denken, bestimmen sehr stark die Gefühle, die wir fühlen. Und diese wiederum führen zu unseren Handlungen.

        Wenn wir sehr viel zu tun haben und im Stress sind, denken wir häufig Gedanken wie:

        “Das ist so viel!”

        “Das schaff ich alles nicht!”

        “Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll!”

        “Das ist alles so schrecklich!”

        Daran ist nichts falsch und es ist auch völlig normal, solche Gedanken zu haben. Aber beobachte mal, wohin dich diese Gedanken emotional bringen. In deine Kraft? Oder eher in eine Opferhaltung und unangenehme Gefühle?

        Aus meiner Erfahrung kommt man besser ins entspannte Arbeiten und/oder in die Entspannung, wenn man sich diese Gedanken einmal bewusst macht und durch hilfreichere Gedanken ersetzt:

        “Ich mache eins nach dem anderen.”

        “Was kann ich weglassen?”

        “Wie kann ich es mir leicht(er) machen?”

        “Wer oder was könnte mir helfen?”

        “Was tut mir jetzt gut?”

        “Womit kann ich anfangen?”

        “Was kann ich als nächstes tun?”

        Kurz gesagt: durch Gedanken, die dabei helfen, den Arbeitsberg nach und nach möglichst entspannt abzutragen oder auch entspannt damit zu sein, dass der Berg erst einmal da ist.

        Ich hoffe, diese drei Techniken helfen dir auch, dich zu entspannen und zu entschleunigen, wenn dies angesagt ist bzw. wenn du dies möchtest. (Wenn du mehr Tipps zur Entspannung haben möchtest, dann hol dir mein kostenloses PDF.)

        Am Ende möchte ich das oben genannte Sprichwort umformulieren: “Wenn du es eilig hast, geh achtsam.”

        D.h. du kannst dabei auch ruhig mal schnell unterwegs sein, Hauptsache, du bist wirklich bei der Sache. Und zum Dauerzustand sollte ein zu schnelles Tempo natürlich auch nicht werden, damit es nicht in Stress ausartet.

        Herziche Grüße

        Deine Catrin

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