Langsam machen kann auch mal bedeuten, ein paar Monate nichts zu schreiben, weil andere Dinge wichtiger sind. Schlafen zum Beispiel :-). Oder ein krankes Kind pflegen. Oder endlich mal ein bisschen arbeiten…
Es kann bedeuten, immer mal wieder an den Blog zu denken, das kleine schlechte Gewissen zu registrieren und dann immer neu zu entscheiden, was nun am wichtigsten ist. Und zu warten, bis die Zeit wieder da ist und die Inspiration auch wieder fließt. Bis jetzt zum Beispiel.
Ich werde immer mal wieder gefragt, wo denn der Unterschied zwischen Aufschieben und Verschieben liege. Darauf antworte ich gern, dass das jede/r nur selbst einschätzeb kann und zwar von Fall zu Fall. Wenn wir ganz ehrlich mit uns sind, können wir ziemlich genau sagen, ob wir eine Angelegenheit, die wir gerade nicht erledigen, obwohl wir sie uns vorgenommen hatten, gerade auf die lange Bank schieben oder ob wir sie verschieben, weil gerade andere Dinge wichtiger sind. Es fühlt sich einfach unterschiedlich an.
Manchmal ist es auch an der Zeit zu entscheiden, dass eine Sache ganz ad acta gelegt werden sollte, weil sich herausgestellt hat, dass es einfach nicht ins eigene Leben passt, oder dass sich die Prioritäten mittlerweile geändert haben. Oder man entscheidet erneut, dass es doch die Sache wert ist und schafft Raum dafür, es nun endlich (wieder) anzugehen. Oder man entscheidet, dass es zwar weitergehen soll, aber eben langsamer, so dass es wieder passt.
Was diesen Blog angeht, so fällt mir die Entscheidung ganz leicht: es geht weiter, wenn es auch vermutlich immer mal wieder Pausen geben wird. Es macht mir einfach Zuviel Spaß. 🙂 Also weiter, ganz langsam.
Alles Gute für Eure Entscheidungen zur Verlangsamung
Heute habe ich von einer Freundin ein Bild geschickt bekommen. Es zeigt einen Steg in Richtung Meer und darüber steht:
EINFACH MAL MORGENS VERFAHREN ANS MEER BEISPIELSWEISE. AUS VERSEHEN NATÜRLICH.*
Neulich habe ich mich tatsächlich mal verfahren. Nicht so richtig, nur ein bisschen, weil ich auf dem Weg zu einem Termin noch ein anderes geschäftliches Telefonat geführt hatte (Es lebe das Multitasking!) und deshalb eine Station zu spät aus der U-Bahn ausgestiegen bin. Zuerst hat mich das gestresst, weil der Tag bis dahin überhaupt nicht entspannt und langsam, sondern eher vollgepackt und stressig war und ich sowieso schon später dran war, als ich eigentlich vorhatte. Aber als ich dann die Treppe von der Bahnstation zum Bus hinaufgestiegen kam und direkt auf die Alster schaute, da fand ich es eigentlich gar nicht mehr so schlecht, dass ich nicht so ganz aufgepasst hatte. Immerhin konnte ich dadurch auf dem Weg einmal auf’s Wasser gucken und tief einatmen, bevor ich mit dem nächsten Bus weiterfuhr.
Ich habe mich erinnert, dass ich im vorletzten Jahr ein paar Mal absichtlich bis zum Jungfernstieg gefahren bin, nur um morgens vor der Arbeit einmal auf’s Wasser zu gucken. Wenn man diese Gelegenheit mitten in der Stadt schon hat, sollte man sie eigentlich auch nutzen, finde ich. Ich vergesse es nur immer wieder. Durch diese Nachricht heute auf meinem Handy habe ich es mir jetzt erneut vorgenommen. Ich werde zwar jetzt auf dem Weg von der Kita zum Büro öfter einen anderen Arbeitsweg fahren, aber mindestens auf dem Rückweg könnte ich mich ja noch mal kurz verfahren. Oder morgens einfach trotzdem, einfach nur, um einmal Luft zu holen. Und das besonders an den vollgepackten Tagen, um ein wenig Tempo herauszunehmen.
Das ist doch eine schöne Anregung für diesen Blog, dachte ich: Wohin könntest Du Dich denn morgens mal verfahren, um den Tag etwas langsamer und entspannter angehen zu lassen? Oder mittags oder abends? Überleg doch mal (dazu passt auch mein Artikel zum Spazierengehen).
Und vielleicht fahre ich ja demnächst auch einfach mal wieder ans Meer. Aber das ist dann einen eigenen Artikel wert… Danke für die schöne Idee!
Liebe Grüße
Catrin Grobbin
(*Sobald ich die genaue Quelle kenne, werde ich sie hier aufführen.)
Ein Thema, das in diesem Blog natürlich auf gar keinen Fall fehlen darf, sind Achtsamkeitsübungen. Achtsamkeit, das bedeutet, dass man einmal ein besonderes Augenmerk (oder Ohren-, Nasen-, Geschmacks- oder Tastmerk, auch wenn es diese Worte strenggenommen ja nich gibt) auf das legt, das man gerade tut oder erlebt. So wie ich es kenne, bedeutet dies eben auch eine starke Verlangsamung und dadurch Intensivierung der Erfahrung, was zu neuen Eindrücken und Einsichten sowie zu Entspannung führen kann.
Du solltest die folgenden Übungen nicht machen, wenn du gerade sehr hungrig bist oder bald werden könntest, es aber noch länger dauert, bevor du etwas essen kannst. Und auch nicht, wenn du gerade auf Zucker oder sogar alle Kohlenhydrate verzichtest. Mögliche Nebenwirkungen sind sonst noch größerer Hunger oder auch Süßappetit und Frustration. Dies einmal vorweg. Für diejenigen, die hier erst einmal nicht weiterlesen, gibt es zu einem späteren Zeitpunkt noch andere Achtsamkeitsübungen, die nichts mit Essen zu tun haben, versprochen!
Eine klassische Übung, die in keinem Buch mit Achtsamkeitsübungen, das ich kenne, fehlt, ist die „Rosinenübung“. Diese werde ich im Folgenden einmal kurz vorstellen, bevor ich dir eine Erweiterung auf die aktuellen adventlichen Genüsse vorschlage. Eine kleine Vorwarnung, bevor du anfängst: dies wird dein Erleben von Essen womöglich verändern. Es könnte sogar sein, dass du danach bewusster entscheidest, was du essen willst und was nicht…
Du kannst die Übung anhand der folgenden schriftlichen Anleitung machen oder auch mit diesem kurzen Audio (etwas andere Version):
Für diese Übung brauchst Du einige Rosinen, oder falls Du Rosinen gar nicht magst oder verträgst, ein paar Mandeln oder ein paar Stücke Obst, also etwas anderes, einfaches, kleines zu essen. Lege sie dir zurecht, setze dich entspannt davor und stelle dich darauf ein, diese in der folgenden Übung ganz bewusst wahrzunehmen.
Nimm zunächst eine Rosine auf deine Handfläche, schließe die Augen, und rieche daran. Kannst du einen Geruch wahrnehmen? Wonach duftet die Rosine?
Danach betaste einmal mit den Händen die Oberfläche von allen Seiten. Ganz vorsichtig, nicht kaputt machen.
Nimm die Rosine nun in den Mund und bewege sie langsam hin und her. Stop! Nicht draufbeißen, soweit sind wir noch nicht. Lasse sie einmal auf deiner Zunge liegen, einmal darunter, rolle sie hin und her und achte genau darauf, wie sie sich im Mund anfühlt und welchen Geschmack du wahrnehmen kannst.
Nun kannst du als nächstes ein ganz klitzekleines Stück von der Rosine abbeißen und den Geschmack intensiver erleben. Was schmeckst du? Hat sich am „Mundgefühl“ etwas verändert?
Kaue nun ganz langsam auf der Rosine herum, ganz lange, bis die Rosine quasi verschwunden ist und du kaum noch Stücke im Mund wahrnehmen kannst. Dann erst schlucke sie herunter.
Ist sie vorher schon versehentlich heruntergerutscht? Machts nichts, du hast ja noch ein paar. 🙂 Wenn du möchtest, kannst du die Übung mit den weiteren Rosinen oder anderen Lebensmitteln wiederholen und deine Erfahrung mit der eben gemachten vergleichen.
Welche Unterschiede kannst du zwischen deinem „normalen“ Essenserleben und dem eben gemachten feststellen? Interessant, oder?
Nun, da wir die Basisübung einmal gemacht haben, kannst du die Übung auch auf anderes Essen ausweiten. Du kannst sie beim Frühstück oder beim Mittagessen anwenden. Studenten berichten mir, dass sie unter Umständen mit Essen aus der Mensa nicht ganz so genussvoll ist, und dass sie dabei lieber gar nicht immer so genau schmecken wollten, was sie da genau auf dem Teller haben. Deswegen habe ich die am Anfang vorgewarnt, einige Gerichte essen sich vielleicht nicht mehr so leicht, während du andere viel intensiver genießen kannst.
Angewendet auf die Adventszeit könntest du die Übung nun einmal mit einem typischen Naschwerk versuchen: gebrannte Mandeln, Christstollen, Dominosteine,…
Ich esse letztere sehr gern und schlage dir daher einmal vor, die Übung damit zu versuchen. Du kannst sie aber natürlich mit allem machen, worauf du Lust hast. Nimm also zuerst den Dominostein in die Hand und rieche daran. Fühle dann einmal die Oberfläche (Vorsicht, nicht zu lange, sonst schmilzt die Schokolade sehr. Wobei das auch sehr lecker sein kann.). Dann kannst du versuchen, von jeder Schicht des Dominosteins eine winzigkleine Ecke zu kosten. Willst du oben anfangen, beim Marzipan, oder das Gelée in der Mitte versuchen, oder lieber die Gebäckschicht? Wie unterscheiden sich die Schichten in Konsistenz und Geschmack? Am Ende probiere einmal alles gemeinsam, auch erst einmal einen kleinen Bissen. Am Ende kannst du den Rest – endlich – einfach aufessen. Aber vielleicht willst du das Tempo dabei ja auch langsamer gestalten als sonst? Probiere einfach einmal aus, worauf du Lust hast.
Mögliche Nebenwirkungen der Übung könnten sein, dass du gar nicht so viel essen musst, wie sonst, um deinen Süßhunger zu befriedigen. Oder dass es dir einfach besser schmeckt und mehr Spaß macht. Ich wünsche jedenfalls guten Appetit und angenehme Erfahrungen bei den Übungen.
Eine Variation mit der Nase, die sich im Moment auf Weihnachtsmärkten gut durchführen lässt, ist die, dass du langsam von einem Stand zum anderen gehst, und einmal schupperst, was sie für Gerichte anbieten und wie sie riechen. Was riecht angenehm für dich? Was magst du lieber nicht riechen? Gibt es einen Unterschied, wenn du die Übung vor oder nach dem Essen machst? Probiere es in den nächsten Wochen gern einmal aus, wenn du an einem der zahlreichen kleinen Märkte vorbei kommst.
Ich jedenfalls koche ich erst einmal Mittagessen. Mann, hab ich einen Hunger gekriegt…
Der erste Advent steht vor der Tür. Und wie jedes Jahr kommt Weihnachten wieder ganz plötzlich. In nicht einmal vier Wochen ist Heiligabend. Diese Tatsache versetzt viele bereits jetzt in hektische Betriebsamkeit. Was noch alles zu erledigen ist, einzukaufen vor allem! In der Stadt kann man es ja schon lange an der Weihnachtsdekoration und den weihnachtlichen Süßwaren erkennen, aber spätestens am Samstag vor dem ersten Advent geht die Jagd richtig los: Geschenke müssen her! Ohje! Andere fangen erst am 23. oder 24.12. mit der Geschenkejagd an und sind dann RICHTIG im Stress! Keine guten Voraussetzungen für adventliche oder gar weihnachtliche Stimmung.
Glücklicherweise kann ich mich da vergleichsweise entspannt zurücklehnen und das Treiben betrachten. In meiner Herkunftsfamilie war es an Weihnachten und auch davor immer sehr gemütlich, und so halten wir es dankenswerterweise auch heute noch. Es muss nicht jede und jeder unbedingt ausgerechnet an den Feiertagen selbst besucht werden. Das ginge bei uns zum Glück auch schon räumlich gesehen nicht. Und ist es nicht auch eigentlich viel schöner, die gemeinsamen Essen auf das ganze Jahr zu verteilen, anstatt sich an drei Feiertagen von Festessen zu Festessen zu hangeln und hinterher völlig erschöpft auf das eigene Sofa zu sinken und zu denken „Gott sei Dank ist DAS vorbei!“ ? Ich finde schon, dass das auch besser geht.
Und die Sache mit den Geschenken. Versteht mich nicht falsch: Ich schenke sehr gern, gern Selbstgemachtes, aber auch Gekauftes. Ich kriege auch sehr gern Geschenke. Aber dieser Zwang, für jede/n das Richtige ausgerechnet zu Weihnachten zu finden, ist nicht so richtig mein Ding. Und schon gar nicht der größer-teurer-spektakulärer-Trend! Auch da bin ich sehr froh, dass wir Erwachsenen in unserer Familie uns nichts, oder höchstens etwas Kleines (Achtung: Falle :-)) schenken. Die Kinder bekommen natürlich etwas, das soll und muss auch so sein. Aber auch das ist zur Zeit entspannt, denn ab einem gewissen Alter sind Geldgaben ja das liebste Geschenk, gilt es doch, sich größere Träume erfüllen, als die, die man mal eben so unter den Baum legen kann. Und unser Kind ist zum Glück noch mit allem zufrieden, es ist ohnehin ihr erstes Weihnachten, da haben wir noch ein wenig Zeit bis zum ersten Wunschzettel…
Und mal ehrlich: Ist es nicht das schönste Geschenk, dass man einander hat? Dass man so, wie es eben entspannt geht, schöne Zeit miteinander verbringt? Dass man sich ansonsten vielleicht auch irgendwann im Jahr unerwartet eine Freude bereitet, wenn man etwas Schönes findet, das einem zuruft: „Ich bin genau das Richtige jetzt gerade für Gertrud! Schenk mich einfach gleich!“ Oder vielleicht zum Geburtstag? Jedenfalls doch nicht unbedingt auf Zwang dann, wenn die Geschäfte einem Riesenpakete in die Schaufenster stellen. Mich stresst das jedenfalls zu sehr, ich mache da nicht mit. Und stricke lieber in der Zeit an einem neuen Paar Socken für meinen Liebsten, der mal wieder damit „dran“ ist (ich kann nicht jeden jedes Jahr bestricken, das wäre ja Stress). Und der das übrigens auch weiß und gesagt hat: „Mach dir keinen Stress, ganz in Ruhe. Wenn sie bis Weihnachten nicht fertig sind, zieh ich sie halt etwas später an.“ Danke!
Natürlich mache ich mir manche Jahre auch mehr Arbeit mit den Geschenken, stricke, häkle, bastele Geschenke für alle, die ich gern beschenken möchte. Aber da gibt es in meinem Empfinden einen Unterschied zum allgegenwärtigen Geschenkewahn, den ich beobachte: Ich habe SPAß dabei, die Geschenke zu machen! Es ist eine schöne Freizeitbeschäftigung, mir etwas Schönes auszudenken und das dann in die Tat umzusetzen. Und ein Trick dabei ist außerdem: Wenn ich so etwas vorhabe, fange ich sehr rechtzeitig an. Somit komme ich selten wirklich in Stress. Und ich habe schöne Vorhaben, die mir viele schöne Stunden früher im Jahr bescheren, so macht Schenken gleich viel mehr Spaß! (Ich gebe zu, dieser Hinweis kommt für dieses Jahr etwas spät, aber vielleicht schreibe ich ihn in meinem Anti-Aufschiebeblog, den ich bisher noch aufschiebe, dann etwas rechtzeitiger fürs nächste Jahr.) Wenn du entspannte Geschenkideen für jetzt hast, die du mit anderen teilen möchtest, dann schreibe sie doch gern im Kommentar unter diesen Text.
Im Übrigen finde ich es wunderbar, einfach warm eingemummelt draußen spazieren zu gehen, die schönen Adventslichter zu betrachten (die liebe ich wirklich sehr, vor allem im nasskalten November und Dezember!). Und am besten ist das Ganze, wenn die Geschäfte schon geschlossen haben, dann ist die Atmosphäre gleich viel entspannter und adventlicher. 😉
Also: Mach doch mal langsam und erinnere dich an die eigentliche Botschaft von Weihnachten: Liebe und Freude! Mach es dir schön und gemütlich, trinke einen schönen Tee mit Freunden, und freue dich des Lebens.
In diesem Sinne wünsche ich allseits eine besinnliche und mögliches entschleunigte, stressarme Adventszeit!
Seit ich Mutter bin, hat das Ausgefüllt-sein, das Wenig-zur-Ruhe kommen, eine neue Dimension erreicht. Und gleichzeitig gibt es mehr ruhige Momente, besinnliche Momente, nämlich dann z.B. wenn ich einfach irgendwo auf dem Fußboden sitzen und meiner Tochter beim Spielen zuschauen kann, zuschauen muss, denn sie hat es manchmal gar nicht gern, wenn ich weggehe, das stört die ruhige Atmosphäre, dann kann sie nicht entspannt weiter spielen, kann mir nicht zeigen, was sie entdeckt hat. Also bleibe ich sitzen, sehe ihr zu, lasse sie um mich herum-und an mir hinaufturnenund lasse mir Spielzeuge zureichen. Und dabei versuche ich, ein wenig Ruhe einkehren zu lassen, nicht schon an alles zu denken, was noch auf dem Tagesplan steht, einfach im Hier und Jetzt sein, so wie unser Kind es uns in jeder Minute vorlebt. Überhaupt versuche ich immer wieder, soviel „qualitativ hochwertige Zeit“ mit ihr zu verbringen, wie es geht, nicht immer nur den Alltag zu „schaffen“, denn die gemeinsame Zeit ist so kostbar. Auch wenn mir das häufig nicht so leicht fällt, denn auch ich nehme mir ja einiges vor, und ich habe auch gern ein paar „Erfolgserlebnisse“, To-dos, die ich am Ende des Tages beruhigt abhaken kann. Und überhaupt ist ja eigentlich immer etwas zu tun. Das immer mal wieder loszulassen, z.B. auch die Idee, diesen Blog und anderen Projekte, die ich schon so lange gern umsetzen möchte, zügig voran zu bringen, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben, und damit meine ich nicht, dass ich die Dinge nicht tue, aber vielleicht nicht alle gleich jetzt, hintereinander, wie ich es so häufig zuvor getan habe, und wie ich es tue, wenn ich Zeit zum „Abarbeiten“ habe. Einfach einmal tief durchatmen und mich um das wirklich Wichtige kümmern: Meinem Kind Zeit schenken, Lieder singen, gemeinsam Bauklötze stapeln, Kisten aus- und einpacken oder ihr eben einfach nur dabei zusehen, wie sie begierig die Welt entdeckt und sich über alles Mögliche freut.
Bevor wir uns entschieden haben, dass wir ein Kind bekommen möchten, habe ich mit einigen Freunden darüber gesprochen, was denn dafür spräche. Denn meistens, wenn man über das Kinderhaben redet, stehen andere Aspekte im Vordergrund: Was es kostet, wie viel Mühe es macht, wie wenig Schlaf man bekommt, wie lästig das Zähnekriegen und die Kinderkrankheiten sind usw. Manches Mal habe ich mich wirklich gefragt, warum man das auf sich nehmen sollte. Zwei Argumente dafür bekam ich dann doch genannt, die mich überzeugt haben, dass es ein Abenteuer ist, auf das ich mich einlassen will: „Wir haben noch nie soviel gelacht wie mit den Kindern.“ und „Du wirst dich selbst auf eine ganz neue Art erleben, die du ohne Kind nicht erleben bzw. entwickeln kannst.“. Beide davon kann ich schon unterstreichen, auch wenn unsere Tochter noch nicht mal ein Jahr alt ist. Ihr Lachen, wenn sie sich freut, ist einfach zauberhaft und sagenhaft ansteckend! Und es ist wirklich erstaunlich, wie lieb man jemanden haben kann, den man noch gar nicht so lange kennt. Da sitzt sie plötzlich inmitten eines Tücherhaufens, weil sie das Regal entdeckt hat (das wir extra in dieser Höhe nur noch mit Dingen befüllt haben, die sie im Zweifelsfall auspacken kann, aber ganz so gründlich war das eigentlich doch nicht gemeint.), freut sich wie eine Schneekönigin und strahlt mich an. Das sind Momente, in denen Ordnung egal ist und auch Vorstellungen und Ansprüche, die ich vorher vielleicht hatte, da zählt nur noch, dass sie sich so freuen kann und ich mich mit ihr freue.
Gleichzeitig genieße ich die ruhigen Momente ohne Kind um ein Vielfaches mehr, die Zeit, wenn sie tatsächlich einmal schläft, so wie jetzt. Obwohl ich eigentlich auch schon schlafen sollte, um morgen ausgeruht zu sein, aber es ist gerade so schön, endlich anzufangen, etwas zu machen, zu schaffen, langsam und in Ruhe, ohne Unterbrechung. Die freie Zeit ist wertvoller geworden, das ist auch auf der Zugewinn-Seite.
Und so versuche ich achtsam und mit viel Lachen und Liebe, jeden Tag neu die Herausforderung, all das mit möglichst viel Leichtigkeit unter einen Hut zu bringen, zu meistern. Ich bin sehr neugierig, wie es weiter geht, und was ich noch dazulernen werde…
Spazierengehen ist gesund, sagt man. Man bewegt sich, bekommt frische Luft und kann wunderbar abschalten. Aber mal ehrlich, wie oft findet man im vollgestopften Alltag eigentlich die Gelegenheit „einfach mal spazieren zu gehen“?
Schon mehrfach habe ich mir vorgenommen, öfter einmal rauszugehen, vielleicht sogar mal in der Mittagspause, denn sonst ist es in Herbst und Winter ja oft schon dunkel, wenn man nach Hause kommt. Einfach mal ein paar Schritte gehen, irgendwo, wo es schön ist. Eine kleine Weile habe ich es geschafft, relativ regelmäßig im Niendorfer Gehege einen frühen Sonntagsspaziergang zu machen, bevor dort die halbe Stadt unterwegs ist. Das hat mir damals sehr gut getan. Aber irgendwie ist diese Gewohnheit wieder eingeschlafen oder ich hatte etwas besseres vor, so genau weiß ich das gar nich tmehr. Als ich vor ca. zwei Jahren mein Seminar zum Thema Entspannung konzipierte, baute ich probehalber einen Spaziergang durch „Planten un Bloomen“ mit in das Konzept ein, einem abwechslungsreich bepflanzten Park in der Nähe der Universität. Wir machten ein paar Achtsamkeitsübungen am Teehaus im japanischen Garten und wanderten umher. Den Rückmeldungen zufolge hat es den meisten gefallen, etliche waren bisher niemals dort gewesen, obwohl sie schon einige Zeit in Hamburg studierten. Ich selbst schaffe es auch nur sehr selten, einmal dort herumzugehen. Warum eigentlich? Weil ich im Alltag oft sogar die Pausen für irgendetwas „Produktives“ nutze? Oder weil ich vielleicht auch zu träge bin, die gewohnten Pfade zu verlassen? Weil es mal wieder regnet?
Abgesehen von der Zeit, als wir zu Hause einen Hund hatten, der regelmäßig raus musste, bin ich noch nie in meinem Leben soviel spazieren gegangen, wie gerade in meinem Elternjahr. Das Kind muss schließlich frische Luft haben. Und sie schläft so schön im Kinderwagen (zumindest hat sie das, als die Welt umher noch nicht so interessant war). Und die meisten Menschen, die einem bei diesen Gelegenheiten begegnen, sind Mütter oder Väter mit Kinderwagen, Leute mit Hund und Jogger. Vielleicht noch ein paar Rentner, wobei die heutzutage auch oft keine Muße mehr zum Spazierengehen haben.
Warum braucht man eigentlich zumeist einen Anlass, um einmal rauszugehen, die Seele baumeln zu lassen, Bäume und Wolken anzugucken und sich einfach nur gemütlichen Schrittes treiben zu lassen? Das ist eine gute Frage. Ich habe mir jedenfalls wieder vorgenommen, auch nach der Elternzeit öfter mal wieder spazieren zu gehen. Und das nicht nur, weil meine Tochter raus muss, vielleicht sogar auch mal ohne Kind, einfach nur, um es einmal langsam angehen zu lassen. Vielleicht sogar mal wieder in der Mittagspause durch Planten un Bloomen…
Eine Sache, die mich seit meiner Kindheit schon sehr entspannt, ist kreatives Gestalten in etlichen Ausprägungen. Einfach mit Bastelmaterial an einem Tisch oder auf dem Boden sitzen und „rumfriggeln“, das ist einfach wunderbar! Die Ausdauer hat nie dafür gereicht, aus einem der vielen Bastelhobbys einen Beruf zu machen, wie das andere tun, ich habe lieber alle Optionen da und gehe spontan dem nach, worauf ich gerade Lust habe.
So sind mit den Jahren viele verschiedene Dinge zusammen gekommen: Stricken, Häkeln, basteln mit Papier, mit Perlen, Perlen selber drehen, nähen, Makrameeketten, Karten basteln uvm. Auf dem Foto sieht man eine relativ neue Entdeckung, die ich während eines Dänemark-Urlaubs machte, und wegen der wir spontan nach Haderlev in ein Bastelgeschäft fahren mussten und ins Papiermuseum, damit ich gleich damit loslegen konnte: Quilling. Dabei bastelt man aus lauter Papierstreifen mit Hilfe einer dicken Pappunterlage, Stecknadeln und Kleber alle möglichen Figuren. Super für Leute, die gern filigranes Bastelwerk anfertigen, und man kann damit unheimlich viel Zeit verbringen!
Bis so ein Fisch oder Stern oder Eule oder irgendetwas anderes fertig zusammengesetzt ist, dauert es laaaange, man muss ganz langsam arbeiten, sonst klebt alles zusammen und an den Fingern, herrlich! So etwas finde ich toll, ich muss nur in einem Rutsch damit fertig werden, denn später hätte ich keine Lust, mich noch einmal an eine „alte“ Arbeit zu setzen. (Hier findet ihr eine Anregung für Quilling einer dänischen Quilling-Vertreterin, über die ich darauf gekommen bin.)
In meinem Entspannungsseminar an der Universität habe ich deshalb für diejenigen, die auch so schön „mit den Händen entspannen“ können, einen Zeitraum für kreatives Arbeiten eingefügt. Wir haben kleine Taschenmonster genäht. Da ich nicht meine Nähmaschine anschleppen wollte, und sowieso nur eine habe, ganz altmodisch mit Nadel und Faden. Und es war ein voller Erfolg, für viele war es DIE Entspannungsmethode. Oder Zendoodle oder Papierfalten…
Deshalb kommen ich in diesem Blog nach und nach auch einige Bastelideen vor, als eine Methode der Verlangsamung und Entspannung. Wenn du alle meine Anregungen in diese Richtung lesen willst, schau auch mal auf meinem anderen Blog zur Verlangsamung. Manchmal werde ich dabei sicherlich auf Anleitungen anderer verweisen, denn warum sollte ich ein Video drehen zu einer Strickarbeit, die andere viel besser erklären können, z.B. die wunderbare eliZZZa? Ihr dürft also gespannt sein, was in diesem Bereich noch auf Euch zukommt. Bis dahin viel Spaß und Inspiration bei der Reaktivierung eigener früherer Bastelhobbys, schließlich steht Weihnachten fast schon vor der Tür…